Potsdam-Mittelmark: Angst um die Kulturlandschaft Stadt möchte Ausgleichsgelder für den Obstbau
Werder (Havel) - Noch 2160 Hektar Obstbaufläche im naturnahen, integrierten Anbau gibt es heute im Märkischen. Die Obstbaufläche im Land ist seit dem Jahr 2000 um ein Drittel geschrumpft, nach Angaben des Landesverbandes Gartenbau ist Werder besonders hart betroffen.
Stand:
Werder (Havel) - Noch 2160 Hektar Obstbaufläche im naturnahen, integrierten Anbau gibt es heute im Märkischen. Die Obstbaufläche im Land ist seit dem Jahr 2000 um ein Drittel geschrumpft, nach Angaben des Landesverbandes Gartenbau ist Werder besonders hart betroffen. Obstanbaugebiete um Frankfurt (Oder) oder Wesendahl / Werneuchen hätten stabilere Flächenbestände, sagt Gartenbauverbands-Geschäftsführer Andreas Jende. Er sieht im Rückzug der Werder-Frucht-Vermarktung einen der Gründe: Mit der Direktvermarktung allein könnten die Bauern kaum überleben. „Da ist eine wichtige Absatzschiene zum Lebensmitteleinzelhandel weggebrochen“, so Jende gegenüber den PNN.
Auch in Werder ist man über den Trend besorgt und denkt darüber nach, wie man den Obstbauern helfen kann. So wurde vor zwei Jahren das marode Brauchwassernetz von einem von Obstbauern geführten Verein übernommen. Jetzt liegt der Entwurf eines Sanierungsplanes vor, sagte Bürgermeister Werner Große (CDU) gestern auf seiner Jahrespressekonferenz. 1,4 Millionen Euro betrage der Investitionsbedarf, um das Netz wieder fit zu machen. Das Rathaus rechnet mit einem dauerhaften Zuschussbedarf von jährlich 90 000 Euro.
Noch 25 Gartenbaubetriebe werden im Werderschen gezählt, besonders im Jahr 2008 gab es Rückgänge. Für Große gehört der Erhalt des Obstbaus zur Landschaftspflege, schließlich sei er Teil der Kulturlandschaft. Das Rathaus setzt sich deshalb seit längerem dafür ein, dass Gelder, die für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen zur Verfügung stehen, in die Anlage neuer Obstplantagen fließen. Hunderttausende Euro fließen Jahr für Jahr in Werder in Naturprojekte, mit denen die bauliche Versiegelung ausgeglichen wird. „Wir wissen kaum noch wohin mit den ganzen Bäumen“, so der Bürgermeister.
Währenddessen fehlten den Obstbauern oft die Mittel, um Sortenstrukturen zu modernisieren und neue Plantagen anzulegen, pro Hektar koste das etwa 30 000 Euro. „Mit Ausgleichsmaßnahmen wäre da einiges zu machen“, sagt Große. Die verbliebenen Obstbauern seien durchaus interessiert, ihre Flächen zu erweitern, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Doch besonders die Naturschutzbehörde des Landkreises habe Bauchschmerzen, mit dem Geld gewerbliche Betriebe zu fördern. Eine nächste Gesprächsrunde ist im kommenden Jahr geplant.
Auch Gartenbauverbandschef Jende hofft auf einen Erfolg. Kurzfristig wünscht er sich zumindest die Möglichkeit, dass mit den Ausgleichsgeldern „flankierende Maßnahmen“ stattfinden: Mit Heckenelementen könnte die Landschaft „verkammert“ werden, was Risikofaktoren wie Frost oder Verdunstung eindämmen könnte. Henry Klix
Henry KlixD
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: