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Potsdam-Mittelmark: Annawald wird „verdichtet“

Rodungen für Einfamilienhäuser empfohlen / Einwohner empört

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Stahnsdorf - Die Mehrheit im jüngsten Bauausschuss war sich einig: Der Stahnsdorfer Annawald soll „verdichtet“ werden. Doch gemeint ist damit keineswegs eine Aufforstung. Im Gegenteil: Es soll abgeholzt werden, um Bauland zu schaffen. Als „Umwandlung von Wald in eine andere Nutzungsart“, bezeichnete Bauamtsleiterin Ute Stelter den Antrag, der zu Sitzungsbeginn noch auf die Tagesordnung gesetzt wurde. Stelter informierte, es sei vorgesehen, zwischen Markhof- und Annastraße Einfamilienhäuser zu bauen, deren Ausmaße sich laut Paragraf 34 des Baugesetzbuches an den Eigenarten der näheren Umgebung orientieren sollen.

Noch in der Februarsitzung des Gremiums ging es um mögliche Änderungen im Entwurf des Flächennutzungsplanes. Seinerzeit wies Bürgermeister Gerhard Enser (CDU) darauf hin, dass es sich lediglich um Varianten handeln würde, über die noch in den nächsten Bauausschüssen zu diskutieren sei. Doch viel wurde nicht in der jüngsten Sitzung diskutiert. Nur SPD-Vertreter Peter Ernst nahm Anstoß an dem Umfang der Rodungen, da die Grundstücke anschließend waldfrei wären. „Das ist aber nicht Gegenstand des Antrages“, wiegelte die Bauamtsleiterin ab. Günter Wüstenhagen (FDP/CDU) pflichtete ihr bei: „Wir haben uns doch bereits in der Satzung zum Flächennutzungsplan dazu verständigt, dass da etwas passiert.“ Er berief sich zudem darauf, dass in der Gemeindevertretung Konsens herrsche, man wolle im Ort baulich verdichten. Überdies seien die zu fällenden Bäume minderwertig, meinte Wüstenhagen.

Von der Verwaltung erfuhr das Gremium, dass Ersatzpflanzungen vorgesehen seien, allerdings in Nunsdorf, einem Ort zwischen Ludwigsfelde und Luckenwalde. Auf diesen Ort wurde in der Sitzung auch bei anderen Fällaktionen verwiesen, was Peter Ernst mutmaßen ließ: „Stahnsdorf exportiert jetzt seine Bäume.“ Nicht nur ihm ist das unverständlich, da die Gemeinde mit einem Waldanteil von 14 Prozent unter dem Landesdurchschnitt (22 Prozent) liegt. Auch Stahnsdorfer Bürger zeigten sich in der anschließenden Einwohnerfragestunde empört, wie in der Gemeinde mit Bäumen umgegangen wird. „Sie wissen wie strittig die Frage der Waldumwandlung ist?“, hielt Hans-Joachim Pfaff dem Gremium vor.

Es habe ohne Beschlussvorlage einer heiklen Sache zugestimmt, die viele Bürger als Zäsur empfinden. So sprachen sich bereits beim Vorentwurf des Flächennutzungsplanes 130 Bürger gegen die Teilausweisung des Annawaldes als Wohnfläche aus, nur vier Bürger waren dafür. Ganz besonders interessiert die Bürgerinitiative „Waldviertel“ daher, von wem der politische Druck kommt, den Wald in Bauland zu verwandeln. Auf eine diesbezügliche Frage hatte der Bürgermeister auf den Aufstellungsbeschluss Nr. 04/001 für einen Vorhaben- und Erschließungsplan Nr. 6 (V+E-Plan) verwiesen. Doch nach Recherchen der Bürgeriniative ruht dieses Verfahren seit 2004. Vieles sei im „Neben- und Durcheinander von FNP und V+E-Plan“ für Bürger schwer nachzuprüfen, klagt die Initiative. Sie habe oftmals den Eindruck, dass nicht alle Karten auf den Tisch gelegt werden. So galt der Annawald vor wenigen Jahren noch als nicht gefährdet, auch Zuzügler wurden damit gelockt, dass der Wald bleibt. Dass er sogar einmal „Dauerwald“ hieß, weil er auf Dauer erhalten werden sollte, ist heute nur noch in der Ortschronik nachzulesen. Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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