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KulTOUR: Ansteckender Pioniergeist

Der neue Beelitzer Verein „Kunst Werk“ will sich dem bildnerischen Schaffen widmen

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Beelitz - Picasso nach Beelitz zu bringen ist so schwer wie einen Liebermann oder Zille nach Nudow. Man muss einfach nur die richtigen Leute kennen, eine passende Logistik finden, dann kann es auch schon losgehen mit den Namen der Großen. Ganz so weit ist der frisch gegründete Verein „Kunst Werk“ in Beelitz zwar noch nicht, aber zur ersten Vernissage am Sonntag wurde im Tiedemann-Haus die charmante Maria Mayer als eben erst gewählte Vereinsvorsitzende begrüßt. Neben den altbewährten „Freunden und Förderern“ um Bernhard Knut hat Beelitz nun ein zweites Standbein in Sachen Kultur. Bürgermeister Thomas Wardin wusste das zur Eröffnung der ersten Ausstellung mit dem trefflichen Titel „Ausschnitte“ auch gebührend zu würdigen. Hier tut sich was, hier will man etwas sichtbar machen, in Beelitz und Umgebung, durch Beelitz und Umgebung, nicht darstellerisch, sondern ausdrücklich bildnerisch. Insofern sollten sich der alte und der neue Verein wohl auch nicht ins Gehege kommen. Knuth hätte da gewiss auch ein paar Worte zur Begrüßung finden können.

Enthusiastisch war vor allem der Pioniergeist dieser Stunde, spürbar und ansteckend. Ringsum ist die Kultur ja längst am Toben. Ferch nennt sich gar „Malerdorf“, da sollte auch in Beelitz etwas möglich sein. Und es wird, ganz bestimmt. Hervorgegangen aus einem vom Potsdamer Galeristen Werner Ruhnke initiierten Workshop mit Namen „Picasso kommt nach Beelitz“ im Herbst 2009 gründete man interimsmäßig eine AG, jetzt den Verein. Er hat neun Mitglieder, darunter einen Mann, sieben davon stellen ihre Werke im Tiedemann-Haus jetzt vor. Nun wird man sich unter den gezeigten „Ausschnitten“ nicht gleich Weltkunst vorstellen. Maria Mayer und die Ihren möchten ihre ersten Schritte vorsichtig setzen, Kunst und Öffentlichkeit mit behutsamer Hand zueinander bringen, verborgene Talente in den Beelitzer Ortsteilen aufspüren und Mut vermitteln, den braucht man, um stante pede coram publico zu sein. Es ist ja alles so frisch.

Vielleicht wird man später mal Kontakt zu anderen Kunstvereinen aufnehmen, zu Stilus in Petzow, zum Töplitzer Kreis, oder zu Art Event, den Mutigen und Einfallsreichen aus der Stahnsdorfer Gegend. Pioniergeist ist jedenfalls da, die ersten bildnerischen Ergebnisse unterm Tiedemann-Dach sind in jedem Fall zu begrüßen. Die im Foyer und im Gesellschaftsraum ausgestellten Bilder sind von höchst unterschiedlicher Qualität. Dem einen sieht man die erfahrene Handschrift an, dem anderen das Anfängerglück. Man findet eigentlich alles, wie anderswo auch: Landschaften und Figürliches, Natürliches und Abstraktes, Sachliches und Poetisches, was sich an gewissem Baumwerk ablesen lässt. Auch Fotografie ist dabei.

Da der neue Verein pro Jahr um die vier Ausstellungen – nicht nur im Tiedemann-Haus – plant, wird man auf Personen und Werke sicherlich noch zu sprechen kommen. Auch auf Picasso. Wichtig ist, diesen Start auch als Start zu verstehen. Aller Anfang ist schön, und manchmal sind gemeinsame Erfahrungen wichtiger als schnelle Erfolge. Wie sagte doch der alte Hippokrates im Aphorismus: Die Zeit ist kurz, die Kunst aber ist lang.

Gerold Paul

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