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Irreführendes Schild am Inseleingang: In Wirklichkeit gibt es Kurzzeitparkplätze für Besucher.

© Andreas Klaer

Potsdam-Mittelmark: Anwohnerparkzone auf dem Prüfstand

Bei Diskussionsrunde des Gewerbevereins wurde Kritik an neuer Regelung auf Werders Inselstadt laut

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Werder (Havel) - Es sollte die Lösung sein für die Parkprobleme auf der Inselstadt von Werder. Doch die im Frühjahr eingerichtete „Anwohnerparkzone“ ist es nicht geworden. Bei einer Diskussionsrunde des Gewerbevereins „Pro Werder“ am Donnerstagabend im Schützenhaus mit rund 50 Gästen äußerten vor allem Geschäftsleute Kritik an der neuen Regelung: Vom Designladen bis zum Gasthaus wurde über Einbußen geklagt.

Goldschmied Heinrich Gröninger berichtete, dass er nunmehr viel Zeit damit verbringt, seinen Kunden das richtige Parkverhalten zu erklären. Ähnliche Erfahrungen wurden beim benachbarten Inselfrisör oder der „Moderevolution“ gemacht. Laut Gröninger fangen die Probleme beim abschreckenden Schild vor der Inselbrücke an, dass die Inselstadt als Parkverbotszone ausweist und auf den Hartplatz als „letzte Parkmöglichkeit“ verweist. Eine Irreführung, denn das Parken auf gekennzeichneten Flächen ist auf der Insel durchaus für zwei Stunden erlaubt. Das wird erst hinter der Brücke aufgelöst, wo neue Zonen beginnen.

Und auch dort herrschen Unklarheiten: ob in der Achse zum Marktplatz, wo sich Kurzzeit- und Anwohnerparkplätze arhythmisch abwechseln, oder auf dem neuen Parkplatz Werderwiesen, vor dem ein Gesperrt-Schild mit dem Zusatz „Anlieger frei“ prangt. Dass mit „Anlieger“ durchaus auch Kunden von Inselgeschäften gemeint sind, hat sich bislang nur ausgewählten Fahrzeugführern erschlossen, wie es hieß. Bei Fußballspielen auf dem benachbarten Viktoria-Sportplatz erklären inzwischen Lotsen, was es mit dem Schild auf sich hat, erzählte Matthias Rülker von der Vereinsgaststätte.

„Meine Kunden sind total verunsichert“, so Kathrin Steyer, die ein Modegeschäft betreibt. Wenn sie dann noch mit einem Knöllchen nach Hause fahren, sei das nicht gut fürs Image, befand auch Anja Möller vom Formkontor. „Ich finde es traurig, dass so viele Bürger die Verkehrsregeln nicht kennen und Schilder nicht richtig lesen können“, verteidigte sich Dietmar Schulze von der Straßenverkehrsbehörde. Knöllchen müssten auch verteilt werden, weil Fahrzeugführer Rettungswege, Einfahrten oder Bushaltestellen verstellen.

Immerhin räumte Schulze ein, dass die Kurzeitparkzone am Marktplatz nicht funktioniert. Dort wird über eine Trennung von den Anwohnerparkplätzen nachgedacht. Auch die Parkzeit für Kurzeitparker könnte von 7 bis 18 auf 7 bis 20 Uhr verlängert werden. Vorschläge wie diese sollen jetzt in einer Kommission mit Abgesandten des Rathauses, des Gewerbevereins und der Anwohner diskutiert werden. Auch, ob es eine Möglichkeit für ein weniger abweisendes Schild am Inseleingang gibt.

Ein weiterer Vorschlag am Donnerstagabend lautete, zumindest den Kernbereich der Insel an Wochenenden zur Fußgängerzone zu erklären. Und Peter Weymann vom Restaurant „Kuddeldaddeldu“ schlug vor, die Anwohnerparkzone im Winter auszusetzen. „Dann ist die Insel ein toter Haufen, aber mit schöner Luft.“

Werders 1. Beigeordnete Manuela Saß nannte es eine „knackige Aufgabe“, den Anwohnern und Gewerbetreibenden auf der Insel gleichermaßen gerecht zu werden. „Am Anfang wollten wir ja die ganze Insel zur Anwohnerparkzone machen, dann wurden aber freie Parkplätze in der Nähe gewünscht.“ Das Rathaus werde sich um „mehr Verständlichkeit“ bemühen. Davon könnten auch die Anwohner etwas haben, denn aus den fünf Parkarealen, für die es Parkausweise für 30 Euro pro Jahr gibt, soll wohl ein gemeinsames werden. Knöllchen für A-Autos im E-Bereich sorgten für zusätzlichen Ärger.

Werders Bürgermeister Werner Große (CDU), selbst Insulaner, betonte die politische Dimension der Debatte. Dass das Rathaus als Straßenverkehrsbehörde fungieren darf, hat nämlich bislang nur Modellcharakter und ist bis Juni 2012 beschränkt. „Wenn die Verkehrsbehörde beim Kreis wäre, würde sich keiner für die Probleme interessieren.“ Deshalb müsse bis Juni eine Lösung auf den Tisch.

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