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Von Ute Kaupke: Arbeit am „offenen Herzen“

Ausbau des Max-Rubner-Laboratoriums in Bergholz-Rehbrücke soll noch in diesem Jahr beendet werden

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Nuthetal - Wohl noch bis Ende 2011 werden die Bauarbeiten am Max-Rubner-Laboratorium des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) andauern. Das ist länger als geplant. Praktisch werde am „offenen Herzen des Tierhauses“ gearbeitet, erklärte Verwaltungschef Hartmut Schulz im Gespräch mit den PNN. 5,5 Millionen Euro soll der Bau kosten. 3,2 Millionen Euro sind Fördermittel des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), 2,3 Millionen Euro kommen von Bund und Ländern.

Ende 2009 war Baustart für die Erweiterung der zentralen Tierhaltung des DIfE. „Der harte Winter hat uns gerade in der Startphase kalt erwischt“, berichtet Schulz, was zu ersten Verzögerungen führte. Die Außenarbeiten ruhten bei Frost, denn eine Seitenwand des bestehenden Hauses musste komplett geöffnet werden, um den Anbau anfügen zu können.

Die Arbeiten erfolgen sämtlich bei laufendem Forschungsbetrieb, wobei auf die fortwährende Tierhaltung Rücksicht genommen werden muss. Im Laboratorium werden unter keimarmen Bedingungen 10 000 Tiere, vorwiegend Mäuse und Ratten, gezüchtet, um „wissenschaftliche Fragestellungen der einzelnen Abteilungen des DIfE mit Hilfe von Tiermodellen bearbeiten zu können“, wie Schulz sagt. Davon sind 4000 Tiere jährlich in Versuchsreihen eingebunden. Bei den Bauarbeiten könne deshalb beispielsweise nur maximal drei Stunden am Tag gebohrt werden, denn auch Mäuse würden das als psychischen Stress erleben. Der beeinträchtige die Fortpflanzung und halte damit die Forschung auf, so Schulz.

Zwei Hauptziele hat die Erweiterung des 1997 errichteten Laboratoriums. Die Bedingungen der Tierhaltung und das Arbeitsumfeld der Labormitarbeiter sollen verbessert werden. Bisherige Lagerräume werden zu zusätzlichen Tierräumen umgebaut. Die Kapazität wird nach Fertigstellung bei 15 000 Tieren liegen. Kern des Anbaus ist eine Tunnelgroßwaschstraße für die mehreren Tausend Käfige. Ein bis zweimal wöchentlich müssen die Tierbehausungen gewaschen werden. Für den Betrieb der Waschstraße ist eine leistungsstärkere Anlage für die Erzeugung von Heißdampf nötig. Das bietet die zusätzliche Chance, alle Sterilisatoren auf Dampfkesselbetrieb umzustellen und damit leistungsfähiger und kostengünstiger zu betreiben. Der Einbau der Waschstrecke ist für Ende Januar geplant. Die Bauarbeiten gehen dann im Innenbereich weiter. Schulz weiß, dass mancher Anwohner des Laboratoriums sich von den Arbeiten genervt fühlt, „aber wir bauen nicht mit Absicht so lange", sagt er.

Die Rücksicht auf die Mäusepopulationen ist begründet, denn sie sind das Ergebnis von 15 Jahren Zucht. Für die Dauer der Bauarbeiten könnten die Tiere nicht eben mal abgeschafft und später neu gekauft werden, erklärt Schulz. Der Wert der Mäuse liege in der langen Kreuzungsstrecke. Bei den Versuchen gehe es um die Erforschung genetischer Ursachen von Stoffwechselerkrankungen mit dem Schwerpunkt von Diabetes Typ 2 und toxikologische Themenstellungen. Immerhin beschäftigt sich die Mehrheit aller Mitarbeiter des DIfE mit Diabetes.

Tierversuche müssen vom Wissenschaftler ausführlich begründet werden. „Nur wenn er nachweist, dass es keine Alternative gibt, er also ohne Tierversuche keinesfalls zu den gesuchten Ergebnissen kommt, werden sie genehmigt“, erklärte Reinhart Kluge, Leiter des Laboratoriums auf PNN-Nachfrage. Laut Tierschutzgesetz dürfen Tiere allerdings nur weiterleben, wenn sie nach den Versuchen ohne Schmerzen und Leiden existieren können. Das prüfe ein unabhängiger Tierarzt. Da aber im DIfE viele Organe, Blut oder Gewebe untersucht werden müssen, ist das kaum möglich.

Ute Kaupke

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