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Getestet und für gut befunden: Andrea Rux und Bärbel Walter im TWS-Garten.

© hkx

Potsdam-Mittelmark: Arbeitslose gärtnern für Bedürftige

Lottomittel für neuen Tafelgarten der Tee- und Wärmestube / Baaske: „nachahmenswertes Angebot“

Werder (Havel) - Erdbeeren, Kartoffeln, ein Kirschbaum – hinter der Tee- und Wärmestube (TWS) in Werder trifft man auf ein 500 Quadratmeter großes Gärtchen. Es wird seit dem vorigen Jahr von Besuchern der Sozialeinrichtung bewirtschaftet, und TWS-Leiterin Martina Müller hat gute Erfahrungen damit gemacht: „Der Garten hat Leute in Bewegung gebracht, die sonst kaum für etwas zu begeistern sind“, sagt sie. Die Langzeitarbeitslosen, die die Scholle fruchtbar machten, hätten Spaß an der Gartenarbeit und wären selbst erstaunt, was sie alles hinbekommen. „Zwei von ihnen haben inzwischen wieder einen Job“, sagt Müller stolz. Und im Tiefkühlschrank der TWS-Küche warten immer noch ein paar Tüten Bohnen.

Auf Müllers Initiative hin steht jetzt ein deutlich größeres, seit Jahren verwildertes Gartenstück ein paar Hausnummern weiter zur Verfügung: Sechs Ein-Euro-Jobber sollen es in diesem Jahr urbar machen und neue Obst- und Gemüsekulturen anlegen. Christa Weichert hat dafür 1300 Quadratmeter ihres über ein Hektar großen Privatgartens kostenlos bereitgestellt, der schon von ihren Schwiegereltern bewirtschaftet wurde. Die 56-jährige Altenpflegerin und ehrenamtliche Suchtberaterin spricht von „gelebter Nächstenliebe“. „Das geht auch im Kleinen vor Ort, da muss man nicht weit fahren“, sagt die praktizierende Christin. Sie freue sich, wenn die Besucher der Tee- und Wärmestube neben den geschenkten Lebensmitteln der Tafel auch selbst etwas produzieren.

Sozialminister Günter Baaske (SPD) überreichte gestern ein Scheck über 36 000 Euro aus Lottomitteln – Sachkosten und Löhne für das vorerst auf dieses Jahr beschränkte Projekt. Wie bei seinem kleinen Vorgänger sollen auch bei diesem „Tafelgarten“ die Erträge der Küche und den Besuchern der Tee- und Wärmestube zur Verfügung stehen. „Der Tafelgarten ist für die gesamte Region ein neues und nachahmenswertes Angebot“, so Minister Baaske. „Durch diese Aufgabe können die Arbeitslosen wieder einer geregelten Tätigkeit nachgehen. Und vor allem erfahren sie, dass sie etwas leisten können und gebraucht werden.“ Das stärke ihr Selbstwertgefühl und ihre Selbstachtung. Die besten Voraussetzungen also, um sich für die Anforderungen des Arbeitsmarktes zu wappnen, meint Baaske.

Die Tee- und Wärmestube unterstützt Wohnungs- und Arbeitslose. Neben der Ausgabe von Lebensmitteln wird auch aktive Hilfe für die Bewältigung der alltäglichen Probleme angeboten. Bei Sucht, Arbeitslosigkeit oder Schulden finden sich hier Ansprechpartner, die langfristig helfen, das Leben wieder selbst in den Griff zu bekommen. Träger ist das Diakonische Werk Potsdam. Das neue Gartenprojekt wird von Erhard Bardtke betreut, der ehemals selbst als Gärtner in der Glindower Krippe tätig war und einst einen großen Pachtgarten bewirtschaftete. Seit mehreren Jahren begleitet Bardtke die TWS – mal ehrenamtlich und mal in Projekten. Am Montag soll die Arbeit im Tafelgarten losgehen. „Frisch aus dem eigenen Garten“, meint Bardtke, „schmeckt es immer noch am besten.“ Henry Klix

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