Potsdam-Mittelmark: Ärger auf den letzten Metern
Zwei Grundstückseigner verweigern Bauerlaubnis für Fercher Uferweg – sperren wollen sie aber nicht
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Schwielowsee - Ärger auf den letzten Metern: Beim Ausbau des letzten Abschnitts vom Fercher Uferweg gibt es Streit mit zwei Anliegern, denen die Wegabschnitte an ihren Grundstücken gehören. Sie verweigern der Gemeinde die Unterschrift unter Bauerlaubnisverträgen. Auch eine Grunddienstbarkeit oder eine Verpachtung lehnen sie ab. Anders als bei den Uferstreitigkeiten in Potsdam wollen sie die betreffenden Wegabschnitte allerdings nicht absperren, sondern auf eigene Faust ausbauen. Wie man damit umgeht, wird derzeit in den Gemeindegremien diskutiert.
Das Rathaus warnt, dass die Eigentümer ohne vertragliche Regelung den Weg jederzeit sperren könnten. „Das Ziel eines öffentlichen Uferwegs könnte dann in diesem Bereich nicht mehr erreicht werden“, heißt in einer Verwaltungsvorlage. Der Ausbau ist für das kommende Jahr geplant. Ziel der Gemeinde ist es nun, zumindest eine Unterschrift für eine öffentliche Widmung zu bekommen. Sonst könnte es noch Probleme mit den vom Land erhofften Fördermitteln geben, wie es heißt.
Eine der „Putschisten“ ist Brigitte Stein, Inhaberin des Hotels „Haus am See“ mit 21 Zimmern. „Ich traue dem Rathaus nicht mehr, ich werde den Uferweg an meinem Grundstück selber ausbauen“, erklärte sie auf PNN-Anfrage. Stein ist verärgert, weil die Gemeinde eine Zusage zurückgezogen habe, wonach ihre Gäste einen benachbarten Parkplatz nutzen. „Weiß ich, was die noch mit dem Uferweg vorhaben“, so die Hotelinhaberin. Eine Unterschrift werde es von ihr jedenfalls nicht geben.
Das „Haus am See“ bestehe seit über 100 Jahren, ohne dass der Wegabschnitt der Gemeinde gehört hat, argumentiert Stein. „Selbst in der DDR hat es nie Probleme damit gegeben.“ Sie versicherte, nicht vorzuhaben, den Weg zu sperren. „Da ist der Dampferanleger, das sorgt für Restaurantgäste. Der Uferweg ist in meinem Interesse.“ Die einzige Einschränkung, die sie machen wolle: Radfahrer sollen absteigen. „Das Rathaus kann es doch gar nicht besser haben: keine Baukosten, keine Unterhaltungskosten und falls ich mein Grundstück verkaufe Vorkaufsrecht“,meint Rainer Müller, dem ebenfalls ein kleiner Wegzipfel gehört. Ihn ärgere, wie man in Ferch mit dem natürlichen Ufer umgehe. „Das wirkt teilweise wie eine Uferautobahn durch Wald und Schilf.“
Er werde seinen Abschnitt etwas schmaler ausbauen als die an sich geplanten 3,50 Meter. Mehr als eine Zusicherung, den Uferweg zehn Jahre nicht zu schließen, werde es nicht geben. „Mit einer Grunddienstbarkeit wäre mein Grundstück kein Wassergrundstück mehr. Das kommt einer Entwertung um 100 000 Euro gleich.“ Eine Warnung, man würde ihm einen Radweg-Steg vor die Nase setzen, könne die Gemeinde immer noch umsetzen, wenn er den Uferweg tatsächlich sperren sollte. „Aber ich wäre doch besoffen, mir die Aussicht durch eine Seebrücke verschandeln zu lassen.“
Ferchs Ortsvorsteher Roland Büchner (Bürgerbündnis Schwielowsee) ist sauer, dass auf den letzten 140 Metern des Uferwegs noch Probleme auftauchen. Vom Ausbau seien in den vergangenen Jahren eine ganze Anzahl von Eigentümern betroffen gewesen, mit allen habe man sich gütlich einigen können. „Es geht um das Interesse der Gemeinde, dass der Weg öffentlich bleibt.“ Das sei nur mit Bauerlaubnis- oder Pachtverträgen oder mit Grunddienstbarkeiten abzusichern. „Wenn das nicht funktioniert, muss man sich eine andere Variante ausdenken“, so Büchner, der eine Seebrücke nicht ganz ausschließen will. Wegen der Feuchtigkeit bei Hochwasser benötigt man in dem Abschnitt möglicherweise ohnehin teilweise einen Radwegsteg.
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