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Callcenter in Teltow: Unklar ist, wie lange Arvato den Standort hält.

© K. Graulich

Potsdam-Mittelmark: Arvato bleibt in Teltow – vorerst

Mitarbeiter bleiben skeptisch, was die Zukunft des Callcenter-Standortes betrifft

Stand:

Teltow - Das Teltower Callcenter der Firma Arvato scheint zumindest vorerst am Standort bleiben zu wollen. Das gehe aus Verhandlungen mit dem Betriebsrat hervor, sagt Mitarbeiter Daniel Graf*. Auch die Gehälter werden demnach nicht gekürzt. Vor fast genau einem Jahr hatte die Bertelsmann-Tochter das frühere O2-Callcenter an der Rheinstraße übernommen – mit minimaler Besetzung.

Denn: Ein Großteil der O2–Mitarbeiter widersetzte sich dem Wechsel. Sie fürchteten langfristig Drückerlöhne, zuvor hatte Arvato mitgeteilt, niemand müsse fürchten, weniger als 50 Prozent seines bisherigen Gehalts zu verdienen. „Arvato zeichnet sich dadurch aus, seine Mitarbeiter wie Sklaven zu behandeln“, sagte Verdi-Landessprecher Mike Döding damals den PNN

Unklar war zunächst auch, ob Arvato den Standort über das Jahr 2011 hinaus halten will. Fakt ist: Nur rund 30 Stellen wurden damals neu besetzt, in dem Callcenter mit ehemals knapp 200 Angestellten arbeiteten zwischenzeitlich nur noch etwa 50 Menschen. Daniel Graf, einer der wenigen, die von O2 zu Arvato wechselten, wertete das als schlechtes Zeichen. Mittlerweile habe man aber aufgestockt: Neben den zwanzig ehemaligen O2-Mitarbeitern, die vor knapp einem Jahr mit zu Arvato wechselten, beschäftige man heute 110 Zeitarbeiter.

Klare Aussagen zur Zukunft des Standortes gibt es von Arvato aber immer noch nicht. „Wir werten derzeit mehrere Optionen aus“, sagte Sprecher Gernot Wolf gegenüber den PNN. Auch die Gehälter werde man erstmal nicht kürzen: Für die ehemaligen O2-Mitarbeiter soll der Standard bis Ende 2012 gehalten werden. Zudem werde es künftig mehr Direktangestellte geben. Wie deren Verträge aussehen könnten und wie lange sie laufen, darüber mag Graf jedoch nur spekulieren.

Bis Ende vergangenen Jahres hätte Arvato sein Gehalt allerdings ohnehin nicht kürzen dürfen. Denn das brandenburgische Wirtschaftsministerium förderte die O2-Niederlassung in Teltow mit insgesamt 15,44 Millionen Euro, daran geknüpft waren eine Reihe von Verpflichtungen, die Arvato von O2 mit übernommen hatte. Die Bindefrist für diese Auflagen ist Ende 2011 abgelaufen.

Arvato hatte dementsprechend im Vorfeld angekündigt, weiterhin den gleichen Lohn zu zahlen, allerdings gelten diese Übergangsverträge nur für ein Jahr, so Arvato-Sprecher Wolf damals. Später, so fürchtete man bei Verdi, könnte es wie an anderen Standorten der Bertelsmann-Tochter zu Lohnkürzungen von über 20 Prozent kommen.

Das war auch für die 171 O2-Mitarbeiter der Grund, sich der Übernahme zu verweigern. Sie erhielten im Juni 2011 ihre Kündigung – verbunden mit der Option, kurzfristig an denStandort nach Hamburg zu wechseln. Die allermeisten zogen daraufhin vor das Potsdamer Arbeitsgericht. Dort konnte ein Sozialplan erstritten werden, nach dem die 120 Kläger zumindest ihre Gehälter im Rahmen der Kündigungsfrist und eine kleine Abfindung bekamen.

Ob es auch für sie klüger gewesen wäre, zu Arvato zu wechseln? Daniel Graf ist sich da nicht so sicher. „Es ist fraglich, wie die Konditionen heute aussähen, wenn statt den 20 tatsächlich alle 190 O2-Mitarbeiter gewechselt hätten“, sagte er gestern gegenüber den PNN. Er will jetzt erst einmal abwarten, ob nach den jüngsten Ankündigungen von Arvato den Worten auch Taten folgen. Schließlich betreibt Arvato auch noch ein weiteres Service-Center in Potsdam. Zu einer möglichen Zusammenlegung wollte man sich bei Arvato bislang nicht äußern.

(*Name von der Redaktion geändert)

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