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Zukunft des Callcenters ungewiss: Teltower Mitarbeiter von Arvato fürchten um ihre Arbeitsplätze.

© Kirsten Graulich

Potsdam-Mittelmark: Arvato-Callcenter steht auf der Kippe Förderfrist ist abgelaufen – jetzt denkt die Geschäftsführung über Zukunft des Teltower Standortes nach

Teltow - Das Arvato-Callcenter in Teltow steht offenbar zur Disposition: Am Dienstag wurden nach PNN-Information 20 Zeitarbeiter entlassen – ob noch weitere Kürzungen anstehen, ist ungewiss. Bei der Geschäftsführung wollte man sich noch nicht näher zu den Vorgängen äußern.

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Teltow - Das Arvato-Callcenter in Teltow steht offenbar zur Disposition: Am Dienstag wurden nach PNN-Information 20 Zeitarbeiter entlassen – ob noch weitere Kürzungen anstehen, ist ungewiss. Bei der Geschäftsführung wollte man sich noch nicht näher zu den Vorgängen äußern. „Über die Zukunft des Standorts Teltow wird hier aber derzeit gesprochen und es wird auch in den kommenden Tagen eine Entscheidung getroffen werden“, sagte Sprecher Gernot Wolf am Mittwoch den PNN auf Anfrage.

Für den heutigen Donnerstag haben sich Vertreter der Betriebsleitung in Teltow angekündigt, um darüber zu informieren wie es weitergeht. „Wir fürchten, dass das Callcenter zum Jahresende dichtgemacht wird“, sagte ein Mitarbeiter, der namentlich nicht genannt werden will, den PNN. Das Problem: Die Agenten an der Hotline seien in Teltow fast ausschließlich Zeitarbeiter und somit schnell loszuwerden. Der Betriebsrat stehe den Kündigungen machtlos gegenüber. „Der Abmeldung von Zeitarbeitern kann er nicht entgegenwirken“, so der Mitarbeiter. Der Betriebsrat nutze nur den festangestellten Arvato-Mitarbeiter. Die stellen jedoch mit rund 30 Arbeitsplätzen den kleinsten Teil der Belegschaft. Daneben beschäftigt Arvato in Teltow etwa 110 Zeitarbeitnehmer.

Auch wenn die Diskussion um den Erhalt des Standortes nicht neu ist, sind die Entlassungen jetzt sehr plötzlich gekommen, manche Kollegen seien noch mitten in einer Schulung, hieß es in Teltow. Arvato hatte das Callcenter erst im Februar 2011 vom Telefonanbieter O2 Teléfonica übernommen. Für Aufsehen sorgte damals, dass sich die Teltower O2-Belegschaft nahezu geschlossen der Übernahme widersetzte.

Bei den Callcentern in Saarbrücken und Duisburg, die zur selben Zeit an Arvato abgegeben wurden, habe es hingegen kaum Proteste gegeben, erklärte O2-Sprecher Albert Fetsch damals. Die Teltower Angestellten fürchteten jedoch langfristig Drückerlöhne, kurz vor der Übernahme hatte Arvato mitgeteilt, niemand werde weniger als 50 Prozent seines bisherigen Gehalts verdienen.

Von den knapp 200 ehemaligen O2-Mitarbeitern wechselten lediglich 20 zu Arvato, die 171 Widerständler wurden freigestellt und im Sommer nach und nach gekündigt. Dennoch besetzte die Bertelsmann-Tochter Arvato nur rund 30 Stellen, der Rest der Belegschaft wurde mit Zeitarbeitern aufgestockt. Schon das wurde von einigen Mitarbeitern als schlechtes Zeichen für den langfristigen Erhalt des Callcenters gedeutet.

Die Löhne kürzte Arvato entgegen der Befürchtungen der O2-Mitarbeiter bislang nicht. Bis Ende 2011 wäre das ohnehin nicht möglich gewesen, denn: Das brandenburgische Wirtschaftsministerium hatte die O2-Niederlassung in Teltow mit insgesamt 15,44 Millionen Euro gefördert, daran geknüpft waren eine Reihe von Verpflichtungen, die Arvato von O2 mit übernommen hatte. Die Bindefrist für diese Auflagen ist Ende vergangenen Jahres abgelaufen.

Arvato hatte dementsprechend im Vorfeld angekündigt, weiter den gleichen Lohn zu zahlen, allerdings gelten die Übergangsverträge nur ein Jahr. Später, so fürchtete man bei Verdi, könnte es wie an anderen Standorten der Bertelsmann-Tochter zu Lohnkürzungen von über 20 Prozent kommen.

Für die 110 Zeitarbeiter spielte das ohnehin nie eine Rolle: „Mit unseren rund sieben Euro Stundenlohn können wir uns ohnehin nicht mit den O2-Gehältern vergleichen“, so ein Betroffener.

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