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Potsdam-Mittelmark: Auch Bombe Nummer Vier gesprengt

Der Wald am Rangierbahnhof bleibt für Forstarbeiten gesperrt / Bisher drei Tonnen Munition gefunden

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Seddiner See – Nur eine kurze dumpfe Detonation war diesmal außerhalb des Sperrkreises zu hören. Auch eine Rauchsäule wie bei der Sprengung der deutschen 500-Kilo-Weltkriegsbombe vor einer Woche war aus der Ferne nicht zu sehen. Vorangegangen waren jedoch spannende Minuten. Eigentlich sollte die jüngst gefundene amerikanische 500-Kilo-Bombe im Wald bei Neuseddin diesmal entschärft werden. Vorsichtshalber waren gestern fast die gesamte Ortschaft und der Rangierbahnhof evakuiert worden. Um 11.08 meldete Manuel Kunzendorf vom Kampfmittelbeseitungsdienst jedoch an die Leitstelle in der Gemeindeverwaltung, der Zünder sei verklemmt – es bliebe nur die Sprengung. Die Bombe wurde mit zwei Meter Erdreich abgedeckt und dann kurz vor 12 Uhr zur Explosion gebracht. Mit Erfolg ohne erkennbare Schäden im Sperrkreis. 2800 Einwohner konnten in ihre Wohnungen zurückkehren.

Es war die vierte Bombe, die Kunzendorf innerhalb weniger Tage im Wald am Rangierbahnhof Seddin unschädlich machen musste (PNN berichteten). Insgesamt drei Tonnen Munition sind in dem 238 Hektar großen Waldabschnitt gefunden worden, so Kunzendorf. Dabei wurden bisher nur die Trassen untesucht, auf denen die Forst sogenannte Rückholschneisen für den Abtransport von Holz anlegen wollte. Für Kunzendorf steht fest: Bei dieser großen Menge von Munition kann der Wald für Forstarbeiten erst freigegeben werden, wenn der gesamte Abschnitt systematisch abgesucht wurde. Das jedoch steht vorerst nicht auf dem Plan. Gestern wurde die Suche vorerst beendet. Fest stehe jedoch, dass in den nächsten Jahren weitere Waldabschnitte um Neuseddin untersucht werden, kündigte Bürgermeister Axel Zinke an: 2009 in Richtung Teufelssee, 2010 direkt am Ort und 2011 am Gewerbegebiet. Mit weiteren Bombenfunden wird gerechnet.

Erstmals seit Ende des 2. Weltkriegs musste der Ort gestern fast vollständig evakuiert werden. Etwa 100 Einsatzkräfte sorgten für den reibungslosen Ablauf. „Der größte Unsicherheitsfaktor war für mich: Wie werden die Einwohner reagieren?“, berichtete Zinke. „Doch ich bin positiv überrascht worden, alles ist sehr diszipliniert abgelaufen.“ Ein Vorteil sei die frühzeitige Information der Einwohner gewesen. Jeder konnte sich langfristig auf die Evakuierung vorbereiten. So verließen gestern früh gegen 9 Uhr lange Autokolonnen die Ortschaft. Viele Einwohner – wenn sie nicht ohnehin auswärts zur Arbeit mussten – nutzten den Tag für einen Ausflug. Die im Ort verbleibenden Neuseddiner fanden Unterkunft im Vereinshaus und in der Heimvolkshochschule. Dort warteten meist ältere Menschen und Muttis mit kleinen Kindern auf die Entwarnung. Für kranke Einwohner hatte die Verwaltung Zimmer in der Pension „Zum Fuchsbau“ organisiert. Ursprünglich geplante Notquartiere in Beelitz wurden nicht benötigt. Einige Neuseddiner nutzten jedoch den Sonderbus nach Beelitz für einen Einkaufsbummel in der Nachbarstadt.

Wieviel die gesamte Evakuierung gekostet hat, konnte Zinke gestern noch nicht sagen. Er sieht auf alle Fälle die Landesregierung in der Pflicht, denn die Bomben lagen schließlich im Landeswald.

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