zum Hauptinhalt
Obstbau mit Hindernissen. Auf dem Kammeroder Obstplan dürfte nur noch eingeschränkt bewässert und gedüngt werden, Neupflanzungen wären verboten.

© hkx

Potsdam-Mittelmark: Auch Falkensee hätte Wasser für Potsdam

Die EWP hat den Liefervertrag erst vor fünf Jahren gekündigt. Ferchs Ortsvorsteher verwundert über Schachzüge

Stand:

Schwielowsee / Potsdam - Nach den Berliner Wasserbetrieben hat sich gestern auch die Osthavelländische Trinkwasserversorgung und Abwasserbehandlung GmbH (OWA) aus Falkensee (Havelland) angeboten, den wachsenden Potsdamer Wasserbedarf zu decken. „Wir müssen nur einen Schieber drehen, und in einer halben Stunde kann es losgehen“, sagte OWA-Geschäftsführer Günter Fredrich gestern gegenüber den PNN. Das OWA-Wasserwerk in Staaken sei mit der Fördermenge von täglich rund 12 000 Kubikmetern nicht ausgelastet und könnte die 3000 Kubikmeter, die Potsdam zusätzlich benötigt, „locker liefern“.

Wie berichtet plant die wachsende Landeshauptstadt, die Wasserförderung am Schwielowsee in Ferch um 3000 Kubikmeter erheblich auszuweiten. Dort gibt es Widerstände von Bürgern und besonders von Obstbauern: Die erforderliche Ausweisung einer neuen Trinkwasserschutzzone wäre mit erheblichen Einschränkungen für den wachsenden Obstanbau auf dem Kammeroder Obstplan verbunden, dort wurde gerade die Bodenneuordnung abgeschlossen. Inzwischen haben sich die Berliner Wasserbetriebe als Alternative ins Gespräch gebracht, die ein altes Geschäft beleben würden: Noch bis 1992 bekam Potsdam sein Trinkwasser zum Teil aus dem Wasserwerk Stolpe (Oberhavel), das heute Berlin gehört.

OWA-Chef Fredrich erinnerte gestern derweil daran, dass auch das Staakener Wasserwerk noch bis zum Jahr 2008 das Amt Fahrland mit Trinkwasser versorgt habe. „Ein paar Jahre nach der Eingemeindung wurde der Vertrag von Potsdam gekündigt“, so Fredrich. Die Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP) sei der Meinung gewesen, die Stadt und die neuen Ortsteile allein versorgen zu können. Bei Netzstörungen wegen Bauarbeiten liefere die OWA noch heute Trinkwasser in die Landeshauptstadt. „Bei Mindestabnahmemengen kann man auch über die Kosten reden“, so Fredrich.

Der Fercher Ortsvorsteher Roland Büchner (BBS) zeigte sich gestern von dem Angebot aus Falkensee und besonders von der Vertragskündigung für das Amt Fahrland verwundert. „Offenbar haben unmittelbar danach die Verhandlungen für die Brunnen in Ferch begonnen. Die Schachzüge zeigen deutlich, dass Potsdam auf auswärtige Ressourcen verzichtet, um auf Kosten des Umlands die eigene Wasserförderung auszubauen.“ Anders als argumentiert werde, gehe es nicht um Kapazitätsengpässe sondern um die Expansion der EWP. Ferch sei nicht bereit, den Preis dafür zu zahlen, so Büchner.

Die CDU will das Thema auf die Tagesordnung des nächsten Ausschusses für Infrastruktur und Landwirtschaft setzen. „Die geplante Ausweisung des Wasserschutzgebietes Ferch-Mittelbusch gefährdet die Entwicklungsziele für den Obstbau in Schwielowsee und Werder (Havel)“, fasste Landtagsabgeordnete Saskia Ludwig das Ergebnis einer Anhörung am Mittwochabend in Ferch zusammen (PNN berichteten). Dort habe sich herausgestellt, dass weder die EWP noch die Landesregierung andere Möglichkeiten für die Bereitstellung oder den Kauf von Trinkwasser geprüft haben. „Die Landesregierung muss sich endlich klar zu unseren heimischen Obstanbaugebieten positionieren, eine Konfliktanalyse durchführen und mögliche Alternativen prüfen“, so Ludwig.

Derweil verteidigte der Wassermanager der EWP, Karsten Zühlke, gestern gegenüber den PNN die Pläne. Das Wasser von den Berliner Wasserbetrieben aus Stolpe zu beziehen, sei keine Alternative. „Die damalige Fernleitung ist in die kommunalen Leistungssysteme eingebunden worden.“ Für Reaktivierung und Betrieb würden erhebliche Kosten entstehen, die die Potsdamer Verbraucher zu begleichen hätten. Aus Zühlkes Sicht werde Berlin aufgrund der Probleme mit der Spree seine Reserven ohnehin bald selbst benötigen.

Ähnlich schätzt er die Situation in der Region Falkensee ein. „Dort wird sogar ein noch größerer Bevölkerungszuwachs als in Potsdam erwartet.“ Er glaube deshalb nicht, dass die OWA Potsdam auch langfristig bei der Trinkwasserversorgung unterstützen könnte. „Es wäre auch rausgeschmissenes Geld, wenn wir die vorhandenen Ressourcen in Ferch nicht nutzen würden“, so Zühlke.

Währenddessen machte Ferchers Ortsvorsteher Büchner gestern noch auf ein weiteres Problem aufmerksam: Von dem Wasserschutzgebiet seien nicht nur viele Fercher Einwohner und die Planungen für den Kammeroder Obstplan betroffen. „Die neue Schutzzone würde sich westlich der Autobahnauffahrt Glindow auch mit dem geplanten Windpark Bliesendorfer Heide überschneiden.“ Büchner zog in Zweifel, ob sich der Schutzzweck mit den tiefen Fundamenten für die Windkraftanlagen vereinbaren ließe.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })