
© Lutz Hannemann
Ausbau der A 10: Auf acht Spuren durch Michendorf
Das Land genehmigt den Ausbau der A 10, die Bauarbeiten zwischen den Dreiecken Potsdam und Nuthetal sollen 2014 beginnen. Ein Solarinvestor für zehn Meter hohe Lärmschutzwände wird noch gesucht.
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Michendorf - Der Ausbau der A 10 von sechs auf acht Spuren zwischen den Dreiecken Potsdam und Nuthetal soll im Jahr 2014 beginnen. Damit rechnet das brandenburgische Verkehrsministerium, sofern der Bund zustimmt und keine Klagen gegen den neun Kilometer langen Ausbau erhoben werden. Der Planfeststellungsbeschluss – die Baugenehmigung für das Projekt – war bereits am Dienstag erteilt worden, wie das brandenburgische Infrastrukturministerium am gestrigen Donnerstag mitteilte.
Das Ministerium rechnet für das Jahr 2025 mit bis zu 126 000 Fahrzeugen pro Tag, derzeit sind es rund 89 000. Für den drei Jahre dauernden Ausbau, gegen den im Verfahren 1300 Einwendungen erhoben worden waren, sollen 123 Millionen Euro ausgegeben werden, 13 Millionen mehr als noch vor drei Jahren geplant.
Bei einer Bürgerversammlung, die voraussichtlich am 11. März im Gemeindezentrum „Apfelbaum“ stattfindet, wird die AG „Lärmschutz jetzt“ ihre Einschätzung zu dem 180 Seiten dicken Papier abgeben und Fragen beantworten. Öffentlich ausgelegt werden die Planungsunterlagen voraussichtlich vom 7. bis 20. März in den Verwaltungen der betroffenen Gemeinden. Anschließend kann binnen eines Monats dagegen geklagt werden, teilte das Ministerium mit.
Die von der AG und zahlreichen Bürgern geforderten Lärmschutzmaßnahmen, auf die man sich in zahlreichen Gesprächsrunden mit den Ministeriumsvertretern geeinigt hatte, sind dabei „nach einem ersten Blick“ enthalten, sagte Andree Halpap, Sprecher der AG, gestern den PNN. Weitergehende Einschätzungen will er erst nach einem gründlichen Studium abgeben.
So hatte die AG die Verlegung von Flüsterasphalt in der Nähe zu Michendorf herausgehandelt. Ebenso ist die Nutzung der Lärmschutzwände als Solaranlage als mögliche Option im Planfeststellungsbeschluss genannt, sofern sich ein Investor findet. Dadurch sollen die ursprünglich sechs bis acht Meter hoch geplanten Lärmschutzwände auf etwa zehn Meter erhöht werden, heißt es in der Mitteilung des Ministeriums. Anfallende Mehrkosten sollen durch die solare Nutzung der Larmschutzwände wieder eingespielt werden.
Dies soll im Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschaft geschehen. Damit könnte der Bau der Lärmschutzwand, eine öffentliche Aufgabe, durch einen Investor erfolgen, der die Wand mit Solarzellen bestückt und die Energieeinspeisung erhält. Nach einer festgelegten Zeit fällt die Anlage an den Bund als Eigentümer zurück. Halpap erwartet bei dem Verfahren, das ein Investitionsvolumen von rund 20 Millionen Euro hat, eine europaweite Ausschreibung. Der Bau von angeschrägten Lärmschutzwänden, die Sonnenlicht einfangen können, ist eine Lösungsmöglichkeit, die bisher nur selten verwirklicht wurde.
Nicht verhindern konnte die AG den zwölfspurigen Ausbau der Strecke zwischen der Auffahrt Michendorf und der neu zu bauenden Raststätte. Auf einer etwa einen Kilometer langen Strecke sollen die zwei Beschleunigungs- und Verzögerungsstreifen in jede Fahrtrichtung auf beiden Seiten durchgezogen werden. Erhöhte Lärmschutzwände sieht der Planfeststellungsbeschluss an dieser Stelle nicht vor. Auch der Ausbau der Raststätte Michendorf-Süd, die stärker in Richtung Bergheide rücken soll, ist mit der Planfeststellung genehmigt.
Die A 10 zwischen den beiden Autobahndreiecken gilt mit derzeit 89 000 Fahrzeugen pro Tag als eine der am stärksten befahrenen Autobahnen Deutschlands. Das Internetlexikon wikipedia weist darüber hinaus 20 Autobahnabschnitte aus, über die derzeit mehr als 100 000 Fahrzeuge rollen. Achtspurige Autobahnen sind dagegen seltener: Die A 5 nördlich und südlich des Frankfurter Kreuzes ist eine davon. Die A 3, die auf 2,3 Kilometern zwischen Köln-Dellbrück und Köln-Mülheim ausgebaut wurde, wurde im Juli 2012 freigegeben.
Ingmar Höfgen
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