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Potsdam-Mittelmark: Auf dem Havelweg geht’s nicht mehr zur Havel
Der Weg zum Strand und zu zwei Steganlagen der Kolonie Zern soll abgesperrt werden. Anwohner protestieren, doch rechtlich haben sie schlechte Karten
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Werder (Havel) - Es ist der alte Weg zum Badestrand der Kolonie Zern. Und es ist die Strecke zu zwei Sammelsteganlagen mit fast 30 Plätzen, die sich rechts und links vom Strand befinden. Jetzt fürchten Bewohner der Kolonie bei Kemnitz, dass die letzten 200 Meter des Havelwegs abgesperrt werden. Das Problem: Das Wegende zum Wasser ist – trotz Straßenlaternen und einem Trafohaus – nicht öffentlich gewidmet. Es gehört mit Andreas Scheffner von der Potsdamer AS Immobilen GmbH seit einigen Jahren dem Anlieger der Nordseite des Havelwegs. Der will dort bekanntermaßen mit dem „Havelcamp“ eine Urlaubsherberge für sozial Benachteiligte errichten.
Dass ihre Strecke zum Wasser damit Vergangenheit ist, wollen die Bewohner nicht akzeptieren. „Wir zahlen an das Wasser- und Schifffahrtsamt doch Pacht für unsere Stege“, sagt Markus Knüppel. „Wenn der Weg versperrt ist, kommen wir nicht mehr ran.“ Bei einer Bürgerversammlung im Januar habe Scheffner gedroht, Wegegeld zu verlangen – für mehrere Jahre rückwirkend. Später am Telefon habe er angekündigt, den Weg mit einem Tor zu verschließen, wenn nicht gezahlt wird. Unmittelbar vor dem Frühling, wenn die Boote wieder ins Wasser kommen, kommt das bei den Kolonisten ganz schlecht an. „Herr Scheffner will Kasse machen“, meint Ulrich Schulz.
„Wir haben hier jahrelang Totholz beseitigt und am Strand den Rasen gemäht“, sagt Ulrich Menzel. „Herr Scheffner hatte nichts dagegen, dass wir das auf seinem Privatgrundstück machen.“ Erst bei einem Anruf im Rathaus haben die Bürger nach der Versammlung erfahren, dass sie in keiner guten Rechtsposition sind und der Weg kein öffentlicher ist. Jetzt wollen sie sich mit einer Petition ans Landratsamt wenden. Der Weg zur Havel sei auch wichtig für vier Bungalowbesitzer, deren Grundstücke über die Straße zu erreichen sind. „Wir hoffen, dass wir mit der Petition weiterkommen“, so Ursula Vonau.
Die Wochenend-Pachtgrundstücke an der Südseite des Havelwegs gehören der britischen Erbengemeinschaft Valentin, die sich durch eine Berliner Rechtsanwaltskanzlei vertreten lässt. Andreas Scheffner erklärte auf PNN-Anfrage, dass er mit der Kanzlei gesprochen habe, als er sein neues Grundstück im Jahr 2007 vermessen ließ. „Es wurde kein Interesse an der Offenhaltung des Weges bekundet.“ Aus Sicht der Erbengemeinschaft sei der Zugang und die Nutzung auch auf dem eigenen Grundstück gewährleistet.
„Wir sind zur Verkehrssicherungspflicht, zum Schutz unseres Eigentums und auch der wirtschaftlichen Nutzung verpflichtet und müssen diese wahrnehmen“, so Scheffner weiter. Damit, dass der Strand zum campen und baden und auch von Wasserskifahrern genutzt wird, sei er nicht länger einverstanden. „Durch den feststehenden Grenzverlauf finden diese Nutzungen unter Einbeziehung unseres Eigentums statt.“ Von der Interessengemeinschaft der Stegnutzer sei ihm zudem schriftlich mitgeteilt worden, dass rund 80 Prozent der Liegeplätze erst kürzlich von den Nutzern erworben wurden. „An dieser Stelle sind die Vertragsparteien ihrer Aufklärungspflicht nicht nachgekommen, was für die Betroffenen sehr bedauerlich ist.“
Der Kemnitzer Ortsvorsteher Joachim Thiele sieht die Stegpächter der Kolonie Zern „rechtlich und moralisch in einer ganz schwierigen Position“. „Das Problem mit den Wegen, die in der DDR genutzt wurden und nun plötzlich in Privatbesitz sind, ist ja in Kemnitz nicht neu.“ Aus seiner Sicht sollten die Anwohner in diesem Fall anerkennen, dass Andreas Scheffner auf sie zugekommen ist und mit dem Wegegeld ein Angebot unterbreitet hat. „Eine Einigung wird es aus meiner Sicht nur über eine solche Nutzungsvereinbarung geben“, sagte Thiele. „Da sollten die Leute besser mit Herrn Scheffner verhandeln als Petitionen zu schreiben.“ Anders hätten die Koloniebewohner kaum eine Chance.
Dass Scheffner das Wegegeld nun gleich mehrere Jahre rückwirkend kassieren wolle, findet allerdings auch Joachim Thiele „nicht so nett“. „Das habe ich auch Herrn Scheffner gesagt. Aber wenn man miteinander redet, lässt sich da ja vielleicht noch was drehen.“
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