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Potsdam-Mittelmark: Auf dem Weg zum Morgenstern-Museum

Zum 100. Todestag des Dichters im März 2014 soll der neue Ausstellungsraum auf Werders Bismarckhöhe eröffnet werden. Die wichtigsten Bauarbeiten wurden jetzt ausgeschrieben

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Werder (Havel) - Der Putz blättert innen und außen von den Wänden, die Fenster sind hinüber und die Heizungs- und Strominstallationen wurden nie richtig abgeschlossen. Es bleibt wenig Zeit, bis auf der Bismarckhöhe in Werder im März 2014 ein Christian-Morgenstern-Museum eingeweiht werden soll. Der Raum im früheren Wohnflügel der Höhengaststätte, der dafür bereitsteht, benötigt noch viel Zuwendung. Doch der Freundeskreis Bismarckhöhe, der sich das Projekt zum 100. Todestag des Dichters auf die Fahnen geschrieben hat, hat nicht geschlafen.

Viele der erforderlichen Bauarbeiten wurden jetzt ausgeschrieben, wie Vereinsvize Wolfgang Kagel gegenüber den PNN erklärte. Bundeskulturstaatsminister Bernd Neumann hat aus seinem Etat 100 000 Euro beigesteuert, die Stadt Werder 30 000 und der Verein selbst 20 000. Davon sollen die Außenfassade des Wohnflügels und die anschließende Südfassade des Aussichtsturms erneuert werden. Das Museum soll neue Fenster bekommen und das Geld soll auch noch für Innenputz und Fußboden reichen. Für Heizung und Strom werden noch Sponsoren gesucht, sagte Kagel. Für die Möbel hat der Landkreis 26 000 Euro zugesagt.

Außerdem macht sich der Förderverein Hoffnung auf eine Landesförderung, denn in einem Nebenraum des Museums soll ein Projektraum entstehen, in dem Schüler sich Christian Morgenstern multimedial erschließen können. Der Vorschlag sei von Brandenburgs Kulturministerin Sabine Kunst (parteilos) bei einem Besuch des Freundeskreises gekommen, so Kagel. Jetzt hofft der Verein auf einen Zuschuss von 50 000 Euro. Bei Werderaner Schulen, mit denen der Freundeskreis im Austausch steht, sei die Idee sehr gut angekommen.

An einem fehlt es den Vereinsleuten nicht: an Exponaten für die Schau. „Einige unserer Mitglieder werden froh sein, wenn sie in ihrem Keller wieder treten können“, so Kagel. Unter den Exponaten werden einige Raritäten sein: Christian Morgensterns Kneifer zum Beispiel, sein Portemonnaie, seine 300 Bücher, ein Selbstbildnis, ein Ölporträt seiner Frau und eine Replik der einzigen Morgenstern-Büste. Einige Ausstellungsstücke wird die „Christengemeinschaft“ als Nachlassverwalterin von Morgensterns Erbe bereitstellen.

Der Dichter verstarb am 31. März 1914 mit nur 42 Jahren. 1895 und 1896 hatte Morgenstern mit acht „Galgenbrüdern“ wiederholt das „Restaurant Galgenberg“ in Werder besucht. Nach gespielten Henkersritualen trug man sich dort obskure Lieder vor: Werder wurde zur Geburtsstätte der ersten „Galgenlieder“. Titel wie „Fisches Nachtgesang“, „Der Seufzer“ oder „Der Lattenzaun“ gehen auf diese Form der Dichtung zurück. 1897 wurde das Lokal in „Bismarckhöhe“ umbenannt.

In einem Morgensternzimmer im Turm der früheren Höhengaststätte wird bereits an dieses Kapitel der Stadtgeschichte erinnert, im neuen Museum soll sich die Ausstellungsfläche auf etwa 90 Quadratmeter verfünffachen. Wenn die Gerüste dafür im Juli stehen, sollen auch gleich einige Restarbeiten am Turm erfolgen, wie Kagel erklärte. Er wurde vor acht Jahren in der bekannten 96-Stunden-Aktion des rbb-Fernsehens hergerichtet.

„Es wurde damals sehr viel geschafft und wir bekamen eine tolle Öffentlichkeit“, so Vereinsvize Kagel. Jetzt muss allerdings noch mal nachgearbeitet werden: Die Aussichtsplattform des Turms wurde damals zwar abgedichtet, nicht aber die Turmzinnen. Das soll jetzt nachgeholt werden, damit nicht weiter Wasser in Putz und Mauerwerk eindringt. Die Stadt Werder hat dafür 80 000 Euro lockergemacht. Henry Klix

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