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KulTOUR: Auf den Strich gekommen

Die „Kleine Musikschule“ präsentiert mit Wolf Hahlbrock einen Schüler Dalís

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Stahnsdorf - Alle Tage gerät man wohl nicht in die Stahnsdorfer Heidestraße, dem Sitz der privat geführten „Kleinen Musikschule“ gleich am Ortseingang in Richtung Teltow. Wenn doch, so sind die Gründe gewichtig, schließlich stellen der international bekannte Maler Wolf Hahlbrock und seine Gattin seit dem Wochenende hier ganz Erstaunliches aus.

Staunenswert deshalb, weil man dieses meist elementar wirkende Werk in dieser Gegend noch nie gesehen hat. Ladys first: Monika Hahlbrock war und ist nicht nur die getreue Muse ihres Mannes, sie erprobte sich auch selbst an der bildenden Kunst, nicht ohne Erfolg. Ihr Werk ist polyglott, man findet Porträts von Persönlichkeiten wie Bob Marley oder Lemmy Kilmister, Düsteres wie einen, der eingeklemmt zwischen himmelhohen Wänden ist, oder Hieronymus, den Kater.

Viele Stile, viele Techniken, viele Versuche. Überraschend wollen einem ihre Pop-Art-Bilder im Kelleraufgang erscheinen, besser als Lichtenstein, klar. Hier die Monroe, da Munchs nachempfundener „Schrei“. Schön, dass es diese helle, bunte Kunstwelt noch gibt.

Warum hiesige Galeristen einen so prominenten und vor allem guten Maler wie Wolf Hahlbrock noch nicht ausgestellt haben, ist eines der Potsdamer Rätsel. Er war Dalí-Schüler, flanierte mit de Chirico durch Neapel, porträtierte Karajan für die Stadt Aachen, lebte gut betucht und lange auf Sardinien, indes seine Bilder – in New York und anderswo zu finden – ein Vermögen machten.

Dann der Absturz, das Nahtoderlebnis 2004, Rollstuhl, Armut, Hartz IV. Er rappelte sich, denn Malen war sein Leben, und Frau Monika, von der es in Stahnsdorf ein Bild des Titels „Monis Lisa“ gibt, wurde es auch. Sie half ihm im Wortsinn wieder auf die Beine, er nennt sie seine Meisterschülerin. Nicht schlimm, wenn sie die von ihm erfundene Sonne kopiert, jeder macht ja trotzdem seines.

Natürlich malt Hahlbrock, Jahrgang 1945, nicht wie Salvador Dalí, aber er hommagiert ihn immer mal wieder, nach dessen Art. Auch Karajan gibt es in unterschiedlichen Ausführungen, der Maestro hat ihm persönlichst Modell gesessen, aber nur mit seiner ganz speziellen und kapriziösen Teetasse.

Das in Zülpich lebende Ehepaar („einfach Richtung Eifel fahren, dann rechts“) glaubt fest an die Menschen, an eine bessere als diese Welt, an ein gutes Ende der Dinge. In diesem Sinn soll man die in Blau gehaltene Werkgruppe von Tuaregs verstehen, durch deren Gewandung der Wüstenwind zu gehen scheint. Immer wieder trifft man auf den totenköpfigen Mönch mit drei klammernden Frauen, auf Grabkreuze, Friedenstauben, deren eine über dem Sturmmeer fliegt. Das Boot am Strand jedoch ist leer. Hahlbrock verwendet ein selbstgemischtes Kobaltblau als Hintergrund, das noch im Dunkeln leuchtet. Ein reiches, ein tiefes uvre, alles ein Stückchen Biografie. Jeder, den den Tod gesehen hat, wird das verstehen.

Dass dieser Mann als Erfinder der „Hole-Art“ gilt, als der Kunst, echte Löcher in echte Bilder zu bringen, und dass er sich neben Lyrik seinen eigenen „Faust“ geschrieben hat, nur nebenbei. Inzwischen sei er, wie seine Frau es auszudrücken pflegte, „auf den Strich gekommen“, auf die Schönheit der einfachsten Linie. Diese Arbeiten sind in Stahnsdorfs weltweit erstmals zu sehen. Berührende Schlichtheit überall, einfacher und eleganter geht es nun wirklich nicht. Schöner wohl auch nicht. Gerold Paul

Besichtigung bis 31. März von 13 bis 21 Uhr nach Anmeldung, Tel.: (03329) 613326.

Gerold Paul

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