Potsdam-Mittelmark: Auf der Spur vom Nikolaus
Michendorfer Kita-Kinder mit Försterin auf Entdeckungstour im Wald
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Michendorf - Der Nikolaus hatte es offenbar eilig: Auf dem feuchten Waldboden zwischen Schößlingen und Moos hat er seine rote Mütze verloren! Försterin Thekla Thielemann hatte bereits geahnt, dass er hier gewesen sein muss, als die Kinder immer wieder Fußspuren entdeckten. „Ihr müsst jetzt ganz leise sein, sonst erschreckt er sich“, flüstert sie den Kindern auf dem Weg durchs Unterholz zu. Und tatsächlich: Auf einer Lichtung steht ein kleiner, mit Sternen geschmückter Kiefernbaum. Und das ist noch nicht alles: Aus dem Dickicht zieht Frau Thielemann unter lautem Triumphgeschrei der Vierjährigen einen Jutesack hervor. Drinnen, das ahnen die Knirpse längst, sind kleine Geschenke.
Die Försterin will die Kinder der Michendorfer Kita „Wirbelwind“ auf praktischem Wege an den Wald heranführen und Interesse für die Pflanzen- und Tierwelt und nicht zuletzt für ihren Beruf wecken. „Wenn wir es nicht machen – wer könnte es dann?“, sagt sie pragmatisch. Denn gerade dort, wo viele ehemalige Städter leben, fehle oft das Verständnis für die Forstwirtschaft – was sich in lauten Protesten zeige, sobald ein Baum gefällt oder ein Tier geschossen wird. Mit waldpädagogischen Ausflügen versuchen die märkischen Revierförster, gegenzusteuern und setzen bei den Kleinsten an. „Einfach nur durch den Wald spazieren reicht da nicht“, ist Thekla Thielemann überzeugt. Gerade Kinder hätten viele Fragen, die sie auch stellen sollten.
Leider fehle oft die Zeit für solche waldpädagogischen Ausflüge, denn mittlerweile müssten sich die meisten Förster um mehrere Reviere kümmern. Thekla Thielemann ist eigentlich für den Potsdamer Bereich „Sternschanze“ und den Landeswald in Stahnsdorf zuständig, aber für die Kita „Wirbelwind“, in die auch ihre kleine Tochter geht, hat sie heute einen Abstecher nach Michendorf gemacht. Am Ende der vorweihnachtlichen Tour mit „Luises Mama“ sollen die Knirpse neben einem Weihnachtsbaum für ihren Kindergarten auch jede Menge neue Eindrücke sammeln. Die haben im Moment aber eher mit dem Nikolaus selbst zu tun: Einige suchen ihn immer noch zwischen den kleineren Bäumen, ein Junge hat eine Mistel im Geäst ausgemacht und behauptet nun steif und fest, dies wäre das Nest vom Nikolaus.
In Wirklichkeit kennen die Kinder ihren Wald recht gut, denn mindestens einmal pro Woche sind sie hier, berichtet Erzieherin Brigitte Assmann. Am Rande des Weges, kurz hinter der Siedlungsgrenze taucht ein aus Holzstangen gebautes Tipi auf, welches die Knirpse sofort erstürmen. Das Holz dafür haben sie selbst gesucht. „Im Sommer nehmen wir immer Iso-Matten mit, dann können sich die Kinder hineinsetzen“, erzählt Brigitte Assmann. So wohl sich die Kinder auch im neuen Kita-Haus fühlen: In der Natur würden sie besonders fantasievoll spielen und noch mehr lernen, wenn sie zum Beispiel Pflanzen herantragen und ihre Erzieherinnen mit Fragen dazu löchern. Auch heute können die Erwachsenen auf alle eine Antwort geben – nur auf eine nicht: Wohin ist der Nikolaus denn nun gegangen? Thomas Lähns
Thomas LähnsD
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