Potsdam-Mittelmark: Auf der Suche nach dem Ausweg
Stahnsdorfer SPD-Fraktion befürwortet Biomalzspange – Teltower Spangensystem stößt an seine Grenzen
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Stahnsdorf / Teltow - War die Aufregung um die Biomalzspange als Verbindung zum Teltower Spangensystem nur ein Missverständnis? Nach langen Diskussionen zwischen den Stahnsdorfer Gemeindevertretern um den Bau der geplanten Biomalzspange lenkt die SPD-Fraktion nun ein: „Wir sind nicht dagegen“, erklärte SPD-Fraktionschef Dietmar Otto gestern gegenüber den PNN. Im Gegenteil: Es gebe eine „breite Mehrheit dafür“. Die Aufregung um den Antrag der SPD- Fraktion, den Bau der Spange zu prüfen, habe man im Vorfeld nicht gesehen. Damit zeichnet sich eine vom Nachbarort Teltow bereits erwartete Einigung ab. Denn das Teltower Spangensystem ist auf die Biomalzspange angewiesen.
Wie berichtet, hatte die Stahnsdorfer SPD-Fraktion beantragt, die „Notwendigkeit“ der Biomalzspange prüfen zu lassen. In der jüngsten Sitzung des Stahnsdorfer Finanzausschusses wurde der Antrag nun grundlegend geändert: Statt der „Notwendigkeit“ sollen nun die „Auswirkungen“ der Biomalzspange geprüft werden. „Wir wollen Transparenz“, erklärte Otto. Noch immer sei nicht klar, welche Belastungen mit dem Bau für die Anwohner verbunden seien. Statt den Sinn der Spange anzuzweifeln, könnte nun im Bereich des Lärmschutzes nachgebessert werden.
Von Seiten der Biomalz-Gegner wie dem Stahnsdorfer Umweltverein und einer Bürgerinitiative heißt es jedoch in einem gestern veröffentlichten Brief: Die laufenden Planungen sollen angehalten und grundlegend überprüft werden. Die Grünen schlagen derweil vor, neue Ideen an einem Runden Tisch einzuarbeiten. Wie groß jedoch die Chancen auf derlei Vorschläge in Stahnsdorf sind, ist unklar. Wie berichtet, hatten sich bereits CDU und Bürger für Bürger für die Spange ausgesprochen. Gemeinsam stellen sie eine Mehrheit in der Gemeindevertretung.
Derweil bereitet man sich im benachbarten Teltow auf die geplante Biomalzspange vor. Sie soll das Teltower Verkehrsspangensystem abschließen. Bis jetzt endet das Vorhaben noch in einer Sackgasse am Oberstufenzentrum. Bereits heute ist zu sehen, wie gut das Spangensystem von den Autofahrern angenommen wird. In der jüngsten Sitzung des Teltower Bauausschusses präsentierte die Ingenieurgruppe für Verkehrswesen (IVV) deshalb einen Vorschlag, wie die vielbefahrene Teltower Oderstraße als Verlängerung der Nordspange durch ein Einbahnstraßensystem entlastet werden könnte. Die dabei vorgestellten Varianten beziehen die parallel verlaufende Rheinstraße mit ein. Demnach könnten Autofahrer von den Märkten der Oderstraße nur noch nach rechts abbiegen, die mittlere Fahrbahn soll dem durchgehenden Richtungsverkehr vorbehalten bleiben. Statt bisher sechs Einfahrten zu den Parkplätzen sind nur noch drei vorgesehen. Außerdem wurde ein Kreisverkehr für den Knotenpunkt Oder- und Katzbachstraße vorgeschlagen sowie eine Tempobegrenzung auf 30 Stundenkilometer, so die Anregungen, die jedoch bei den Ausschussmitgliedern jedoch auf wenig Resonanz stießen.
„Damit schaffen wir nur neue Probleme und noch mehr Verkehr“, kritisierte Eberhard Adenstedt (Grüne) besonders den Tempo-30-Vorschlag, denn „das sollte dann doch lieber der Potsdamer Straße zugute kommen, wenn das Spangensystem einmal fertig ist“. Zudem vermisste er Einfädelspuren an den Märkten, die der Ausschuss einst als Lösung empfahl. Bauamtsleiter Bernd Wiebrecht stellte klar, dass es bereits in den 90er Jahren zu Versäumnissen gekommen sei: „Solche großen Stellplatzanlagen ohne Rückstauzonen hätte man gar nicht zulassen dürfen.“ Im vergangenen Jahr habe es bereits Gespräche mit Vertretern der Märkte gegeben, die gleichfalls interessiert seien den Zustand zu verbessern. Denn seit Freigabe der Nordspange habe der Verkehr auf der Oderstraße stark zugenommen, vor allem Linksabbieger hätten es schwer von den Parkplätzen der Märkte rauszufahren. Belastend sei auch, dass Lieferfahrzeuge teilweise die Fahrbahn blockieren würden, so Wiebrecht.
Aus Sicht von Michael Müller (BIT) müsste aber die Situation über die Katzbachstraße hinaus bis zur Zehlendorfer Straße betrachtet werden, um das ganze Spangensystem zu optimieren. Da kürzlich bereits die Ansiedlungsabsichten von „Möbel Boss“ eine Debatte über Verkehrsbehinderungen entlang der Nordspange ausgelöst hätten, seien ebenso die benachbarten noch freien Areale der Firma Klösters unter diesem Aspekt zu betrachten, meinte Müller. Denn diese Gelände stünde derzeit zum Verkauf, eine spätere Nutzung sei also noch unklar. Auch Bauausschusschef Frank Fromm (SPD) stellte fest: „Das Problem ist vielschichtiger, und einige Planungsdefizite aus der Vergangenheit gilt es nun auszubügeln.“ Flickschusterei sei daher keine Lösung, sagte er und schlug vor, eine Arbeitsgruppe mit Vertretern aus allen Fraktionen zu bilden. Dem stimmte der Ausschuss zu. Auch Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) begrüßte die Idee einer Arbeitsgruppe, bezeichnete indes die vorgestellten Varianten des Ingenieurbüros als gute Diskussionsgrundlage.
Kirsten Graulich / Tobias Reichelt
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