Potsdam-Mittelmark: Auf fast alles vorbereitet
Neuseddiner Feuerwehr sammelte erste Erfahrungen als Gefahrstoffeinheit
Stand:
Neuseddiner Feuerwehr sammelte erste Erfahrungen als Gefahrstoffeinheit Seddiner See · Neuseddin – Als die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Neuseddin am 12. Juni um 13.15 Uhr zum Bahnhof gerufen wurden, konnten sie zeigen, was sie an der Landesfeuerwehrschule Eisenhüttenstadt gelernt hatten. Denn seit drei Monaten gehören sie zur Gefahrstoffeinheit des Landkreises, ebenso wie die Feuerwehren aus Teltow und Belzig. Bei ihrer Spezialschulung trainierten die Neuseddiner Feuerwehrleute im Chemiekalienschutzanzug das Abdichten von Tanks und den Umgang mit Flüssigkeiten und Gasen. Zum Glück sei der Einsatz am Bahnhof relativ glimpflich abgelaufen, erinnert sich Ortswehrführer Christian Kunert. Es musste ein Kesselwagen abgedichtet werden, 15.19 Uhr war der Einsatz beendet. Zwei Wochen zuvor gab es den ersten Alarm für das neue Mitglied der Gefahrstoffeinheit als sich auf der Bundesautobahn 9 ein Unfall zwischen einem Lkw und einem Kleintransporter ereignete. In dem Kleintransporter wurde eine radioaktive Ladung vermutet, was sich vor Ort nicht bestätigte. Erleichtert waren danach auch die Feuerwehrleute, dass das Horrorszenario ausblieb, rechnen müssen sie jeden Tag damit. Schon 1998 stellte der Landkreis eine Gefahrstoffeinheit auf und war damit Vorreiter im Land Brandenburg. Denn der Güterverkehr steigt ständig und so auch das Risiko durch Gefahrgutfahrzeuge. Sorgen bereitet Ortswehrführer Kunert aber ebenso der Neuseddiner Bahnhof. Der ist rund 4,5 Kilometer lang und für Fahrzeuge kaum zugänglich, was vor allem für die Kameraden im Einsatzfall viel Lauf- und Transportarbeit bedeutet. Schnelles und effektives Handeln sei aber schon deshalb nötig, weil der Bahnhof ziemlich dicht am Ort ist, sagt Kunert. Glimpflich sind bisher die meisten Einsätze der Feuerwehr in diesem Jahr verlaufen: 39 gab es, darunter ein Schwellenbrand auf dem Bahnhof. Die Vorstellung, es könnte mal Chlorgas aus einem Waggon austreten, sei für ihn das schlimmste. Zwar betrage die Zeit von der Alarmierung bis zur Ausrückzeit nur etwa 5 Minuten, aber es würde mindestens 20 Minuten dauern bis die Kameraden der Teltower Feuerwehr mit ihrer Spezialausrüstung eintreffen könnten. Den Neuseddiner Kameraden ginge es nicht darum nun ebenfalls ein solches Spezialfahrzeug vor Ort zu haben, sagt Kunert, sondern frühzeitig die Lage erkunden zu können, um die Teltower Kameraden so früh wie möglich über die Stelle des Lecks zu informieren. Dazu müssten jedoch die Kameraden Schutzanzügen bekommen, einer kostet 2000 Euro. Schon die Bekleidung für Feuerwehreinsätze beläuft sich auf 500 Euro. Doch vom Kreis würde es keine Fördermittel mehr geben und so sei die Gemeinde auf sich gestellt, erklärt Kunert. Deshalb müssten sie sich noch gedulden, denn auch das zu kleine Gerätehaus soll umgebaut werden. „Vor allem in den Hallen ist kein Platz, wir müssen uns hinter den Autos umziehen.“ Für die 26 Kameraden reicht auch der Gruppenraum nicht bei Versammlungen oder Weiterbildungen, nur 15 Stühle passen um den Tisch. Demnächst werden fünf neue Truppmänner aus der Jugendfeuerwehr aufgenommen. Die Jugendlichen haben einen großen Teil der Pokale gewonnen, die im Spalier aufgereiht auf dem Schrank stehen. Im Schrank selbst ist kein Platz mehr dafür. Nun hoffen die Feuerwehrleute auf Ausbaupläne, wenn die Gemeinde Geld bereit stellen kann.Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: