Potsdam-Mittelmark: Auf holprigen Umwegen
Was passiert, wenn man für Senioren kämpft, ohne sie vorher zu fragen
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Was passiert, wenn man für Senioren kämpft, ohne sie vorher zu fragen Teltow. Nach wie vor ist für die Bewohner der Lavendel-Residenz das Überqueren der Elbestraße ein Problem. Seit das Seniorenwohnheim vor drei Jahren seinen Betrieb aufnahm, ist das Kopfsteinpflaster auf der Fahrbahn für Rollstuhlfahrer und Bewohner mit Gehhilfen zum schwer überwindbaren Hindernis geworden. „Schon zur Eröffnung wurde das Thema angesprochen, der damalige Bürgermeister versprach Abhilfe“, erinnert sich Kerstin Hoynatzky, stellvertretende Leiterin des Hauses. Sie ist deshalb froh, dass im Frühjahr diesen Jahres der Gehweg vor der Seniorenresidenz neu befestigt wurde. Die vormals steinige Buckelpiste erschwerte es vielen Bewohnern, selbständig nach draußen zu gehen. Nur langsam kommen sie auch über die gepflasterte Straße zum gegenüber gelegenen Supermarkt. Im Sommer 2002 wandte sich deshalb die Leitung der Lavendel-Residenz an Bürgermeister Thomas Schmidt und fragte an, ob zur Überquerung ein Zebrastreifen angelegt werden könne. Da eine Zustimmung der Kreisbehörde erforderlich ist, fragte nun wiederum die Stadtverwaltung beim zuständigen Verkehrsamt des Landkreises Potsdam-Mittelmark an. Die beschied den Antrag jedoch negativ, denn nach Straßenverkehrsordnung Paragraph 26 müssten mindestens 50 bis 100 Fußgänger innerhalb einer Stunde die Straße queren. Ebenso setze ein Zebrastreifen voraus, dass in der gleichen Zeit mindestens 200 Fahrzeuge die Straße durchfahren würden. Zudem geht die Kreisbehörde im Falle der Elbestraße davon aus, dass der Bereich als Tempo 30-Zone gilt, ein Fußgängerüberweg somit entbehrlich sei. Ohne eine verkehrsrechtliche Anordnung könne auch die Stadt Teltow keinen Zebrastreifen anlegen, bedauerte der Bürgermeister in einem Ablehnungsschreiben vom 10. März diesen Jahres. Hoffnung schöpfte die Leitung der Seniorenresidenz deshalb erneut, als PDS-Abgeordnete Giesela Greiner versprach das Anliegen in der Sitzung der Stadtverordneten zur Sprache zu bringen. In der jüngsten Sitzung übergab nun die PDS-Fraktion eine Unterschriftenliste. Zwei Stunden zuvor stellten einige PDS-Vertreter zwei Schilder im Bereich des gewünschten Überganges auf. „Vorsicht Senioren!“ warnt das Schild, das nur für kurze Zeit dort stehen bleiben kann. Einige Bewohner des Hauses meinten, die Schilder von der PDS seien eine nette Geste. Aber eigentlich werde gar kein Zebrastreifen benötigt, das holprige Pflaster sei mehr ein Problem für sie, erklärte die 82-jährige Ilse Bierwirth gegenüber den PNN. „Denn die meisten Autofahrer sind höflich, die halten auch mal an.“ Meistens würden sie Umwege machen, um die Straße zu überqueren, bestätigte auch die 89-jährige Gertrud Traugelat. Ein kurzes Stück Asphalt wäre gut, meinen beide Damen, nur bisher habe keiner gefragt. „Das ist eine Variante, die sicher umsetzbar wäre“, erklärte dazu Günter Scharnagel vom Teltower Bauamt. Warum die Heimleitung einen Zebrastreifen statt der Asphaltdecke beantragte, blieb gestern offen. Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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