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Prävention. Die Polizei informiert jetzt auch Passanten in Michendorf.

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Potsdam-Mittelmark: Auf Streife in Michendorf

Wilhelmshorst ist beliebt bei Dieben. Polizei informierte mit Infomobil über Einbruchsschutz

Von Eva Schmid

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Michendorf - Die Polizisten schauen sich erstaunt an. Mit so einer Antwort haben sie nicht gerechnet. Eine junge Frau, die sie in Wilhelmshorst am Mittwoch über wirksamen Einbruchsschutz informieren wollen, weiß sehr gut Bescheid. Ihr Haus sei mit Sicherheitsglas der Widerstandsklasse zwei ausgestattet. Bevor es aus dem Haus geht, werde alles verrammelt. Diebe mit Schraubenzieher oder Zange kämen bei ihr nicht weit. Die Polizisten nicken zufrieden.

Nicht immer wird in Wilhelmshorst so viel Wert auf Sicherheit gelegt. Eine Tour durch die Straßen An den Bergen, Eichenweg und Hasensprung zeigt, wieso der Ort bei Dieben beliebt ist. „An dem Haus hier fehlt der Zaun“, sagt Revierpolizistin Melanie Göbel und zeigt auf einen Neubau. Zusammen mit 30 Beamten ist Göbel am Mittwoch in Wilhelmshorst und anderen Michendorfer Ortsteilen unterwegs, um Anwohnern zu erklären, wie sie ihr Heim sicherer machen können.

Langsam fährt die Revierpolizistin in ihrem Streifenwagen an den Häusern in Wilhelmshorst vorbei: „Die Diebe schlagen vor allem in kleinen, schlecht beleuchteten Nebenstraßen zu.“ Fünf Minuten bräuchten sie. Die Autobahn sei nah, viele Gebäude würden an den Wald grenzen. „Da ist alles leicht begehbar“, sagt Göbel und bleibt vor einem Haus stehen. „Drei ebenerdige Terrassentüren, offene Fensterläden, kein Zaun, keine Alarmanlage – ideal für Langfinger.“ Eine weitere Besonderheit: „Viele Wilhelmshorster arbeiten in Berlin und sind zehn Stunden nicht zu Hause.“ Im November und Dezember sei hier viel los gewesen, berichtet Göbel.

Tatsächlich sind die Wohnungseinbrüche in der Gemeinde Michendorf innerhalb eines Jahres fast um das Doppelte angestiegen. Waren es im ersten Halbjahr 2012 noch sechs Einbrüche, zählte man im darauffolgenden Halbjahr bereits elf. In diesem Jahr habe es zum Glück noch keine Einbrüche gegeben, so Kriminaloberkommissar Sven Roeske. „Die Zahlen sind nicht so beunruhigend wie in der Region Teltow.“ Besonders betroffen ist wie berichtet Kleinmachnow: Laut Kriminalstatistik der Polizei schlugen dort die Einbrecher im ersten Halbjahr 2013 65 Mal zu – im gesamten Jahr 2012 waren es 97 Einbrüche. „Wilhelmshorst lässt sich vom Wohngebiet mit Kleinmachnow vergleichen.“ Auch dort gebe es viele prachtvolle Einfamilienhäuser, so Roeske.

Über Jahre sorgte in Wilhelmshorst eine Sicherheitspartnerschaft für mehr Sicherheit. Aufgelöst wurde sie 2007 wegen fehlenden Personals. Dabei war es die erste Sicherheitspartnerschaft im Land Brandenburg. Nachdem Anfang der 90er-Jahre Einbrecher regelmäßig die Waldgemeinde unsicher gemacht hatten und im Ort rechtsradikale Schmierereien aufgetaucht waren, gingen die Bürger mit Hund und Taschenlampe auf Streife.

Heute wiederum seien die Nachbarn oft nicht mehr so wachsam, sagt Revierpolizistin Göbel. Wie in anderen Gemeinden auch, würden sich gerade die neu Zugezogenen noch nicht so gut kennen. Für viele Hausbesitzer heißt es daher: Nachrüsten. Teleskopstangenschlösser vor Terrassentüren, zusätzliche Beschläge für Fenster, Schlösser und spezielle Rollläden. Die ganze Angebotspalette liegt am Mittwoch auf dem Tisch des Infomobils, das auf dem Edeka-Supermarkt in Michendorf steht.

Zudem können mit künstlicher DNA wertvolle Gegenstände markiert werden. Auch hier gebe es großes Interesse an dem modernen Verfahren, sagt Polizeisprecher Christoph Koppe. Im Gegensatz zu Potsdam, Kleinmachnow, Teltow und Stahnsdorf habe die Gemeinde sich noch nicht bei der Polizei über die DNA-Grundausrüstungssets informiert.

Bis in den Abend kommen zahlreiche Interessierte zum Infomobil der Polizei. Das sei immer so, sagt Koppe. Die Angst der Bevölkerung wachse. Auch eine ältere Dame aus Saarmund wünscht sich mehr Sicherheit. Bei ihr wurde schon eingebrochen, selbst das Silbergeschirr und Markenkleidung nahmen die Diebe mit. Mit zitternder Stimme erzählt sie davon. Die Polizisten kennen das: „Hier können sich die Menschen auch mal etwas von der Seele reden“, so Koppe. Eva Schmid

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