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Formsteine fürs Arresthus. Das dänische Engagement ist nicht ganz neu.

© hkx

Potsdam-Mittelmark: Auf Wiedersehen in Sønderborg

Die Glindower Ziegelei verdient 2012 jeden fünften Euro in Dänemark – zum Unmut eines alten Bekannten

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Werder (Havel) - Die Firma Falkenløwe aus Sønderborg hat es der Glindower Ziegelmanufaktur nicht immer leicht gemacht. Zweimal wollten die Dänen das Glindower Unternehmen seit der Wende kaufen. Dann machte Falkenløwe seinem schlingernden Wettbewerber die nächste Kampfansage, eröffnete in Glindow ein Vertriebsbüro und bewarb die dänischen Ziegelprodukte als „Glindower Spezialziegel“. Die Glindower haben es knapp überlebt.

Inzwischen hat sich das Blatt ein wenig gewendet: Unter dem neuen Eigentümer Harald Dieckmann hat für die Glindower Ziegelmanufaktur vor acht Jahren eine Erfolgsgeschichte begonnen, aus den roten ist man in die schwarzen Zahlen gerutscht. Und in Dänemark ist seit einiger Zeit der einzige Auslandsmitarbeiter der Firma tätig. Er hat dort inzwischen einige Großaufträge akquirieren können, über die sich wohl auch Falkenløwe gefreut hätte, sagt Harald Dieckmann.

Es gibt nicht viele, die das uralte Handwerk der Ziegler beherrschen. In Dänemark ist Falkenløwe das einzige Unternehmen, das die Steine von Hand fertigt und im kohlebefeuerten Ringofen brennt. Was Preise und Qualität angeht, haben die Glindower etwas entgegenzusetzen, sagt Dieckmann. Das hat auch dänische Denkmalsanierer überzeugt: In diesem Jahr wird das Glindower Unternehmen mit seinen 22 Leuten voraussichtlich jeden fünften Euro dort verdienen.

Für die Altstadt von Esbjerg werden gerade Formsteine für das alte Arresthus von 1891 gefertigt. Außerdem sind die Glindower an der Sanierung von Schloss Frederiksborg in Hillerød beteiligt. Es gibt eine literarische Verknüpfung zur Mark: Das Schloss ist der Schauplatz des Romans „Unwiederbringlich“ von Theodor Fontane. Auch in der Mariendals Kirke in Kopenhagen werden sich nach ihrer Sanierung Handstrichziegel und Formsteine aus Glindow wiederfinden. Kürzlich gab es Besuch von der renommierten dänischen Denkmalstiftung Byfo, die demnächst noch mal mit fünf Architekten anrücken will.

Die handgefertigten Glindower Ziegel sind nicht einfach rot oder gelb: Dank Kohlebrand entstehen Setzmarken und Farbverläufe, die Oberflächenstruktur sorgt für lebhafte Fassaden. Gerade im Denkmalschutz weiß man das zu schätzen, auch wenn solche Ziegelsteine deutlich teurer sind als die Massenware. Traditionell sind die Glindower besonders im norddeutschen und Berliner Raum aktiv. Wie übrigens auch Falkenløwe.

Völlig neu ist die Akquise in Dänemark für die Märker nicht: Vor sechs Jahren gab es in Kooperation mit einem Künstler einen Auftrag für platinglasierte, pyramidenförmige Formsteine, die zu einer Art Spiegelwand gefügt wurden. Sie wirbt in einem Unineubau für Glindower Ziegel – in Sønderborg, dem Firmensitz von Falkenløwe. Henry Klix

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