Potsdam-Mittelmark: Auf Zickzackkursen in die Zukunft
Zukunftswerkstatt will Mädchen helfen, sich durchs Arbeitsleben zu boxen: ein Workshop
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Zukunftswerkstatt will Mädchen helfen, sich durchs Arbeitsleben zu boxen: ein Workshop Kleinmachnow. „Wenig Chancen auf einen Arbeitsplatz, wenn man kein Abitur hat", steht auf einem grünen Zettel, darunter kleben zwei rote Punkte. Die Punkte signalisieren Zustimmung. „Auf die berufliche Zukunft vorbereiten", hat vier rote Punkte bekommen. Etwa 20 Mädchen im Alter von elf bis 15 Jahren haben sich im Halbkreis auf ihren Stühlen um drei Magnettafeln gruppiert. Ihre Mienen wirken angespannt. Seit zwei Tagen beschäftigen sie sich mit der „Beruflichen Zukunft von Mädchen". So jedenfalls lautet das Thema des Workshops, zu dem die Teltower Mädchenzukunftswerkstatt vor einigen Tagen in die Kleinmachnower Kammerspiele eingeladen hatte. Worauf es in der Zukunft wirklich ankommt, wissen sie noch nicht genau. Aber einige ahnen bereits, dass auch ein verzwickter Zickzackkurs in die Zukunft führen kann. Denn schon durch Eltern und Bekannte haben sie erfahren, dass es ein lebenslanges Arbeitsverhältnis in nur einem Unternehmen kaum noch gibt. Einige vertrauen gängigen Sprüchen wie: Hast du gute Noten, wird auch was aus dir. Für viele ein Grund das Abitur anzustreben, weshalb dazu auf einem der gelben Zettel angemerkt wird: „Zu wenig Plätze auf dem Gymnasium". Dass auch Persönlichkeit bei einer Bewerbung zählt, haben sie nun im Workshop festgestellt, als sie Vorstellungsgespräche trainierten. Selbstbewusster wollen sie deshalb werden, um sich später besser durchs Arbeitsleben boxen zu können. Aber wie geht das? Denn schon in der Schule beginnen die Probleme, werden manche gehänselt und von anderen eingeschüchtert. Meist bekommen das auch Lehrer und Eltern erst viel zu spät mit. Deshalb schlägt eine Gruppe vor, in der Schule einen Kummerkasten einzurichten und Mädchenkurse zur Selbstverteidigung anzubieten. Außerdem könnten selbstbewusste Mädchen den Schüchternen beistehen. Damit diese sich kennenlernen und über Probleme sprechen können, schlägt die Gruppe gemeinsame Kochnachmittage vor. „In so einer Atmosphäre lässt es sich lockerer reden", meinen sie. Mehr Kurse an der Schule wünscht sich eine andere Gruppe, so zum Beispiel Tanzen und Theaterspielen. Auch weil man dabei selbstbewusster wird. Ein bisschen provozieren wollen dagegen einige Mädchen auf deren Tafel zu lesen ist: „Es ist alles okay! Wir können sowieso nichts dagegen tun". Unlogisch sei das, meinen die Moderatoren des Workshops, weil damit keine Aktion verbunden sei. Dabei wollten die Mädchen nur Zweifel anmelden am 08/15-Weg und den Strategien zum sicheren Job. Allerdings war wohl zuviel Sarkasmus dabei, trotzdem ist es diesen Mädchen durchaus ernst damit, ihre Träume zu verwirklichen. So wie Josephine, die bereits als Sängerin auf einer Musicalbühne steht. Ein anderes Mädchen aus der Gruppe nimmt Schauspielunterricht und spielte bereits in einer Fernsehserie mit. Ihre Anmerkungen zur Zukunft sind deshalb wohl eher als Trotzreaktion zu werten, die signalisieren soll: Auch wenn der Arbeitsmarkt geschlossen hat, wir kommen noch rein. Das Erfolgsrezept einer anderen Gruppe: „Mädchen und Jungen halten zusammen!“ In diesem Netzwerk aus Freunden und Bekannten wollen sie sich gegenseitig auffangen. Freunde gehören für sie zum wichtigen Lebensziel. Auch weil Arbeit jederzeit abhanden kommen kann. So haben sie Zickzackkurse fürs spätere Berufsleben längst einkalkuliert und wissen, dass Lernen nach Berufsabschluss oder Studium nicht aufhört. Und die Elfjährigen wünschen sich bereits ab Klasse 6 „etwas über Berufe zu lernen". Am Schluss des Workshops wird den Veranstaltern klar: Berufsvorbereitung muss sich mehr an der Praxis orientieren und sollte bereits in der Grundschule beginnen. KiG
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