Stahnsdorf: Auf zum Schlussverkauf
Stahnsdorfs größtes Sorgenkind, das kommunale Gewerbegebiet Techno Park, wächst aus seinen Schuhen.
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Stahnsdorf - Über 20 Jahre, nachdem sich die Gemeinde entschied, auf einem Acker an der Ruhlsdorfer Straße Laternen aufzustellen und Wege zu asphaltieren, um Gewerbetreibende anzulocken, beginnt sich die Großinvestition langsam zu rechnen. Wo sich über Jahre nur Grashalme im Wind wiegten, wird ein Grundstück nach dem anderen bebaut. Schritt für Schritt entwickelt sich der Techno Park zum Musterschüler. Es sind vor allem Mittelständler, die dem zwischenzeitlich fast schon als Millionengrab abgeschriebenen Areal eine Zukunft bescheren.
„Der Schlussverkauf im Techno Park könnte schon in einem Jahr beginnen“, erklärte Bürgermeister Bernd Albers (BfB) am Montag gegenüber den PNN. Im Rathaus zog er eine Zwischenbilanz zum Stand der Grundstücksverkäufe. Dank einer neuen Strategie – Kleinvieh macht auch Mist – komme das Geschäft in Schwung, so Albers. Und das wird auch Zeit.
Mit damals noch 65 Millionen D-Mark hatte sich die Gemeinde Anfang der 90er Jahre hoch verschuldet, um Gewerbetreibenden in Stahnsdorf eine neue Heimat zu bieten. Doch sie kamen nicht. Statt blühender Landschaften herrschte über Jahre nahezu trostlose Leere auf dem einstigen Dorfacker. Dem kommunalen Bankrott nahe, einigte man sich auf einen teilweisen Schuldenerlass. Trotzdem blieb die Gemeinde Stahnsdorf auf Krediten in Höhe von über 20 Millionen Euro sitzen, die die Entwicklung des Ortes über Jahre hemmten. Schulen und Kindergärten wurden erst spät saniert, Straßen lange nicht ausgebaut – noch heute müssen zahlreiche Autofahrer in Stahnsdorf über Sandstraßen rumpeln. In diesem und im übernächsten Jahr sollen die letzten beiden Kreditraten für den Techno Park in Höhe von insgesamt 2,4 Millionen Euro abgelöst werden.
Im vergangenen Jahr habe sich viel in dem Gewerbegebiet getan, sagte Albers. „Wir mussten uns überlegen, ob wir weiter auf den einen großen Ritter warten wollten.“ Das wollte die Gemeinde nicht. Zwei weitere Mittelständler, der Autotechniker Tönse und die Temperaturmesstechniker von D-Sensors, werden sich noch in diesem Jahr an der Quermathe niederlassen. Zu ihren Nachbarn zählen Unternehmen wie der Metallverarbeiter Rosemann und Sohn sowie auch eine Internet-Zoohandlung. Auch die schon länger ansässigen Brandschutztechniker von GTE und der Drucksensorenhersteller Derenda haben sich im Gewerbegebiet weitere Grundstücke gesichert, um sich zu vergrößern. Allesamt sind es kleine bis mittlere Betriebe.
Zudem sollen – passend für den Bedarf von mittelständischen Unternehmen – auch in der Hamburger und der Kieler Straße im Techno Park weitere Grundstücke in der Größe bis zu 2500 Quadratmeter zugeschnitten und verkauft werden. Alles noch in diesem Jahr, kündigte Albers an. Insgesamt habe man eine Fläche von fast 17 000 Quadratmetern für kleinere und mittlere Unternehmen reserviert. „Das sind Firmen, deren Chefs sich durchrechnen, ob sie sich die Investition in Stahnsdorf dauerhaft und solide leisten können“, sagte Albers.
Mit dem Messtechniker Endres und Hauser hatte sich zuletzt im Jahr 2010 ein größeres Unternehmen im Techno Park angesiedelt. Die Deutsche Post mit ihrem Briefverteilzentrum und der Selbstbedienungsgroßhändler Selgros zählen zu den zwei anderen Großen. Weiter auf ähnliche Investitionen zu warten, das behagt Albers nicht. Denn die Gemeinde ist bei der Suche nach Interessenten an der Ruhlsdorfer Straße nicht allein.
Auch der frühere Treuhandprivatisierer TLG Immobilien und das Deutsche Institut für Normung, kurz DIN, verfügen mitten im Techno Park noch über Freiflächen von insgesamt knapp 90 000 Quadratmetern, die ebenfalls zum Verkauf stehen. Auch der Gewerbepark Greenpark in unmittelbarer Nachbarschaft wirbt um Investoren. Stahnsdorf selbst hat noch zwei Großflächen à 44 000 und knapp 31 000 Quadratmeter im Angebot. Mit Stichstraßen könnten die kommunalen Grundstücke parzelliert und so für Mittelständler interessant werden, schlägt Albers vor. Dafür sei allerdings ein Beschluss der Gemeindevertretung notwendig. Neue Straßen kosten Geld.
Doch eine solche Einladung an Mittelständler könnte das lange gesuchte Erfolgsrezept für den Techno Park sein. „Man muss das Geld in die Hand nehmen, denn irgendwann bekommt man es wieder“, sagt Albers.
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