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Potsdam-Mittelmark: Aufatmen nach dem großen Pusten

Orkan „Kyrill“ ließ Keller und Straßen überfluten, knickte Bäume um, hinterließ in der Region Teltow aber keine größeren Schäden

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Teltow - Weniger Sorge als erwartet bereitete „Kyrill“ den Feuerwehrleuten in Kleinmachnow, Teltow und Stahnsdorf. Zwar hat der Orkan den Kameraden in der Nacht zum Freitag einen stundenlangen Einsatz ohne Pause beschert. „Aber es war beherrschbar“, bilanziert Manfred Wrubel, Chef der Teltower Berufswehr. „Weitestgehend Routine“, meinte auch Mario Grocholski von der Freiwilligen Feuerwehr Kleinmachnow.

Insgesamt 36 Mal rückten die Teltower Feuerwehrleute zwischen 15 und 6 Uhr aus. Meist verlangten vollgelaufene Keller und umgeknickte Bäume ihren Einsatz. „Personen wurden nicht verletzt, der Sachschaden an Gebäuden hält sich in Grenzen“, diagnostizierte Wrubel gestern. Mehrere Stunden im Einsatz war die Feuerwehr im Ortsteil Seehof, der seinem Namen gerecht wurde. Kurz vor 20 Uhr war der obere Bereich der Lichterfelder Allee derart überflutet, dass der Mittelstreifen für Autofahrer nicht mehr zu erkennen war. Anwohner lotsten den Fahrzeugstrom mit Taschenlampen durch die Fluten. Als ein Transporter sich auf dem Mittelstreifen festgefahren hatte, kamen Anwohner mit Haken und Stangen, um die völlig verstopften Gulliabdeckungen zu öffnen, denn mittlerweile war der Pegel auf einen halben Meter angestiegen und drohte die umliegenden Keller zu fluten. „Kein Wunder, dass hier nichts abläuft“, meinte Anwohner Axel Bierbrauer als er den ersten Gullideckel aufgestemmt hatte, an dem gewaltige Schlammbatzen hingen. Eine halbe Stunde später war die Straße wieder befahrbar und auch die Abdeckungen waren gereinigt. Mehrere Anwohner halfen anschließend, den Transporter vom Mittelstreifen wieder auf die Straße zu hieven. In den Nebenstraßen der Siedlung kontrollierten derweil Gruppen von Anwohnern die Wassereinläufe in Kreuzungsbereichen, während einige Hausbesitzer damit beschäftigt waren, Wasser aus ihren Kellern und Garageneinfahrten zu pumpen. Auf Nachfrage der PNN, informierte Bürgermeister Thomas Schmidt, dass die Lichterfelder Allee in Verantwortung des Landes liege, das demnach für die Wartung der Regeneinläufe zuständig sei.

Auch in der jüngst ausgebauten Walter-Rathenau-Straße waren um Mitternacht die Mulden mit Regenwasser vollgelaufen, weil das Wasser aus der gerade im Bau befindlichen Mainstraße dorthin abfloss. „Ärgerlich ist, dass dadurch sehr viel Feinsand in die Mulden gespült wurde, was deren Funktionsfähigkeit nun stark einschränken wird“, klagte Anwohnerin Margit Larsen.

Auch in Kleinmachnow waren Straßen überschwemmt. Im Tschaikowsky-Weg staute sich das Wasser vor einem Regenbecken bis zur Mozartstraße fast einen halben Meter hoch. Eine Anwohnerin meinte, das Einlaufrohr sei zu klein und bremse so den Abfluss. Ebenso wie ein Nachbar aus der Rudolf-Breitscheidstraße klagte sie darüber, dass einige Anwohner ständig abgefallene Zweige und Laub auf die Straße in das Schnittgerinne schieben würden, was die Regeneinläufe verstopfe. Unüberhörbar war im Ort seit den frühen Morgenstunden das Kreischen von Kettensägen, in das sich die Sirentönen der Feuerwehr mischten. Viele Kiefern, vor allem in der Nähe des Bannwaldes, wurden Opfer des nächtlichen Sturmes. Einige beschädigten dabei Dächer, Garagen, Nebengebäude und Autos. 30 Einsätze fuhr die örtliche Feuerwehr. Die Kollegen der benachbarten Wehren aus Stahnsdorf, Güterfelde und Schenkenhorst rückten 43 Mal aus.

Aufgrund des hohen unterirdischen Verkabelungsgrades in der Region blieb für den Stromversorger Eon.edis die Sturmnacht ohne große Folgen. Sechs Störungsfälle wurden gemeldet, die gestern Vormittag bereits alle behoben waren. Etliche Teltower Monteure waren hingegen für die Jüterboger edis-Filiale im Einsatz, in deren Umfeld ganze Dörfer vom Stromnetz abgeschnitten waren.

Mit Sorge war das angekündigte Unwetter auf dem Südwestkirchhof in Stahnsdorf erwartet worden. Vor vier Jahren hatte ein Sommerorkan auf der kulturhistorisch wertvollen Anlage über 1000 Bäume entwurzelt, wertvolle Grabbauten beschädigt oder zerstört. „Kyrills“ Bilanz ist weniger dramatisch. Etwa 30 große Bäume hielten dem Sturm nicht stand und stürzten um. Grabbauten wurden nach den ersten Sichtkontrollen nicht beschädigt. Nur die norwegische Holzkirche hat es durchgerüttelt. In der Dachfläche des Turms ist ein Loch, welches mit hohem Aufwand geschlossen werden muss, viele Ziegel wurden zu Boden geschleudert. pek/kig

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