
© K. Graulich
Potsdam-Mittelmark: Aufreizende Damen und freche Frösche
In Deutschlands kleinster Porzellanmanufaktur in Güterfelde kann man das Weiße Gold selbst bemalen
Stand:
Stahnsdorf - Strich für Strich arbeitet sich eine Besucherin mit dem Pinsel in ihr Porzellanbild hinein. „Erwachsene sind beim Malen oftmals viel zaghafter als Kinder“, beobachtete Katja Sommer, die am Samstag zum Tag der offenen Tür in der Güterfelder Porzellanmanufaktur Adam & Ziege die „Selbermaler“ betreute. Neben Schauvorführungen bekamen Besucher die Gelegenheit, selbst zum Pinsel zu greifen.
Dafür gab es Profi-Tipps, beispielsweise für das Malen eines Blattes: „Zuerst nur mit der Pinselspitze auf das Porzellan tippen, dann andrücken und den Pinsel wieder anheben“. So werde ein Blatt viel lebendiger, riet Katja Sommer, die nach ihrer Ausbildung zur Porzellanmalerin ein Studium an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein absolvierte. Auch Thomas Adam und Stephan Ziege sind professionelle Designer, die zu Beginn ihrer Karriere für namhafte Unternehmen wie die Meißner Porzellanmanufaktur arbeiteten. Angefangen mit der Manufaktur hatten sie 1990 in Ruhlsdorf, doch dort reichte der Platz bald nicht mehr aus und so zogen sie 1998 nach Güterfelde in eine ehemalige Mühle.
In der ersten Etage ist der Brennraum, ringsum stehen Regale mit Formen und Modellen. Treppauf erreichen Besucher den Malraum, davor Regale, in denen ein kunterbuntes Sortiment an Vögeln, Hasen, Hühnern, Schweinen und Fröschen wimmelt, durchaus mit Funktionswert als Salz- oder Pfefferstreuer. Der Frosch scheint das Wappentier der Manufaktur zu sein. Frech erobert er auf den Regalen so ziemlich alles, angefangen von Tassen, die er erklimmt, bis zu Tellern, Vasen und Kugeln. Oben in der zweiten Etage ist der Verkaufsraum. Zarte Linien in Kobaltblau schwingen und kringeln sich über Schalen. Manche Gefäße sind so hauchdünn, dass die Bemalung der Außenseite nach drinnen durchschimmert.
Keck räkelt sich ein kleiner Adam am Tellerrand, eine ironische Anspielung auf den eigenen Namen. Auch zahlreiche Damen in allen Größen und in aufreizender Pose bevölkern das Geschirrsortiment, einige von ihnen fühlen sich gar zu Höherem berufen und schaukeln als Engelgeschwader unter der Decke. Staunend und oftmals lächelnd wanderten die Besucher langsam die Regale ab, die meisten suchten ein Geschenk. Die handgefertigten Einzelstücke mit den originellen Details haben nicht nur in der Region eine große Fangemeinde. Seit die nach eigenen Angaben kleinste Porzellanmanufaktur Deutschlands auf der Frankfurter Messe vertreten ist, bestellen Kunden aus aller Welt bei Adam & Ziege. Wie bekannt die kleinen Porzellanfiguren schon sind, bewies am Samstag die Bemerkung einer Dame, den Tiger da im Regal habe sie ganz sicher schon einmal bei der Firma Goebel in München gesehen. „Die Firma Goebel ist unser größter Vertriebspartner“, erklärte Thomas Adam, und dass über eine Lizenzvereinbarung einige Kreationen bei der traditionsreichen Porzellanfabrik bereits in Großserie gingen.
Im Hof der Manufaktur standen lange Tische mit reduzierter Ware, der Renner waren die Becher mit Dellen. Die wurden am Samstag besonders gern von Kindern bemalt. Zum Bemalen würden sich auch gern Firmen anmelden, die ihren Mitarbeitern etwas Besonderes bieten möchten, berichtet Thomas Adam. Nach einer Führung durch die Manufaktur ginge es in die kreative Phase. Die Gespräche seien für beide Seiten anregend, manche Besucher würden sogar schon eigene Entwürfe mitbringen. Kirsten Graulich
Jeden 1. Samstag im Monat kann man Porzellan selbst bemalen. Anmeldung unter mail@adam-ziege.de oder (03329) 614908.
Kirsten Graulich
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: