Potsdam-Mittelmark: Aus Caputh in ein trauriges Schicksal
Maria Amalia, Dorotheas schöne Tochter
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Maria Amalia, Dorotheas schöne Tochter Caputh – Ihr Porträt hängt im Festsaal des Schlosses Caputh: Prinzessin Maria Amalia (1670 - 1739), eine schöne junge Frau, deren Leben jedoch durch zahlreiche tragische Ereignisse überschattet wurde. Davon ahnte die Tochter des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm und seiner zweiten Gemahlin Dorothea freilich noch nichts, als sie in der ländlichen Idylle an der Havel heranwuchs. Diesen Ort unbeschwerter Kindheit hatte gestern der Kunsthistoriker Christian Pönitz für seinen Vortrag über Maria Amalia ausgewählt. Aus ihrer Kindheit ist wenig bekannt. Immerhin muss der kurfürstliche Vater sehr stolz auf seine erste Tochter gewesen sein, denn er ließ aus Anlass ihrer Geburt eine Münze schlagen. 1200 Taler jährlich stellte er für den Unterhalt der Prinzessin zur Verfügung und bezahlte außerdem die Dienerschaft, darunter zwei persönliche Bedienstete, die anderen musste sich Maria Amalia auf Schloss Caputh mit ihren Geschwistern teilen. Früh erwies sie sich als begabte Komponistin, spielte Cembalo und Laute und wirkte als Sängerin in Liebhaberaufführungen mit. Diese unbeschwerte Zeit endete, als ihr erster Ehegatte Karl von Mecklenburg-Güstrow im März 1688 schon ein Jahr nach der Heirat starb und sie gleich darauf mit einem toten Sohn niederkam. Schon 1689 wurde die Witwe im Potsdamer Stadtschloss wieder verheiratet – mit Moritz Wilhelm von Sachsen-Zeitz, der als Herzog über ein aus Erbschaften zusammengestückeltes Territorium herrschte, das nur gut ein halbes Jahrhundert Bestand haben sollte. Auf der prächtig hergerichteten Zeitzer Moritzburg führt Maria Amalia zunächst ein erfülltes Leben, mit vielen Festen und Feiern, begleitet ihren Gatten auf Reisen und schenkt ihm fünf Kinder. Doch der erstgeborene Erbprinz stirbt schon nach sieben Wochen, drei seiner Geschwister teilen dieses Schicksal, so auch der neue Erbfolger Prinz Friedrich August als Neunjähriger während seines Schulbesuchs in Halle/Saale. Die Eheleute entfremden sich. Unwürdige Szenen spielen sich ab, als Marias Hofpersonal der Untreue bezichtigt wird und der Herzog 1703 den treuen Stallmeister davonjagt, ohne sie vorher zu konsultieren. In dieser Zeit sucht die Prinzessin Halt bei ihrer brandenburgischen Verwandtschaft. Flehentlich bittet sie in Briefen ihren Stiefbruder, den inzwischen zum König in Preußen aufgestiegenen Friedrich I., sie nach Berlin und Potsdam einzuladen. Friedrich tut ihr den Gefallen, und so kann sie zwischen 1706 und 1710 ihre Geburtsheimat besuchen. Ihr Gatte dreht inzwischen immer mehr durch. 1711 will er sein Herzogtum gegen Kurland tauschen, 1717 tritt er zum katholischen Glauben über ihn die Herrschaft über das Stift Naumburg und damit auch die Moritzburg kostet, die auf dessen Territorium liegt. Nach dem Tode ihres Mannes lebt Maria Amalia ab 1720 auf ihrem Witwensitz in Schleusingen. Seltener werdende Verwandtenbesuche unterbrechen ihre Einsamkeit. Nicht einmal die vom kursächsischen Hof in Dresden zugesagten 14 000 Taler Jahresunterhalt treffen regelmäßig ein. Als Maria Amalia stirbt, tritt sie eine letzte Reise an. Ihr Schwiegersohn, der Landgraf Wilhelm von Hessen-Kassel, lässt sie in Kassel bestatten. Das Grabmal ist nicht erhalten. E.H.
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