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Seit Jahren nur geduldet: Der Containerhof der Firma Richter am Geltower Ortsrand.

© Andreas Klaer

Potsdam-Mittelmark: Aus für Containerhof

Geltower Firma „Richter Recycling“ muss umstrittene Abstellfläche im Landschaftsschutzgebiet räumen

Stand:

Schwielowsee - Die Recyclingfirma Richter aus Geltow wird demnächst auf drei Hektar ihres Firmenareals verzichten müssen. Im neuen Flächennutzungsplan der Gemeinde soll der umstrittene Containerhof des Unternehmens als Grünfläche dargestellt werden. „Wenn der Flächennutzungsplan wirksam wird, ist die Containernutzung beendet“, sagte Sebastian Rhode vom Planungsbüro von der Berliner „SR Stadt- und Regionalplanung“. Der Containerhof ist seit Jahren nur von den Behörden geduldet worden.

Die Abstellfläche befindet sich, etwas abseits vom eigentlichen Firmenstandort am Ortsrand, auf freiem Feld im Landschaftsschutzgebiet „Potsdamer Wald- und Havelseen“. Mit dem neuen Flächennutzungsplan sollte sie an sich legalisiert werden. Für das Planwerk werden tatsächlich 24 Flächen aus dem Landschaftsschutzgebiet ausgegliedert, vor allem aber für Wochenendhaus- und Wohngebiete. Der Containerhof sei nicht darunter, so Rhode am Mittwochabend in einer Sondersitzung der Gemeindevertretung.

Zuletzt hatte das Landesumweltamt in Aussicht gestellt, dass die Ausgliederung unter bestimmten Bedingungen zumindest befristet möglich wäre. Davon sei in den jüngsten Gesprächen keine Rede mehr gewesen, sagte Rhode. Die Fläche soll nun in die am Geltower Ortsrand beginnende Landschaft des Wildparks einbezogen werden, auch ein Teil der Erdwälle um den Containerhof, in denen im Frühjahr Schwalbenkolonien brüten. Die Gemeindevertretung befürwortete die Entscheidung.

Die „Interessengemeinschaft Erholungsort Geltow“ wertete das als Teilerfolg ihrer Bemühungen, den von dem Firmengelände ausgehenden Lärm und Staub einzudämmen, sagte IG-Sprecherin Eleonore Müller gegenüber den PNN. Allerdings würden sich immer noch Teile des Kerngeländes der Firma im Landschaftsschutzgebiet befinden. Richter-Geschäftsführer Jens Bahnemann kündigte derweil den Rechtsweg an, wenn der Containerhof untersagt werden sollte. „Uns wurde schriftlich die Legalisierung in Aussicht gestellt und der Standort wird seit Jahren geduldet.“ Darauf werde man sich berufen.

Die Diskussion um den Flächennutzungsplan der Gemeinde Schwielowsee war an sich schon vor einem Jahr abgeschlossen. Der Kreis verweigerte im März aber die Genehmigung, vor allem weil die 24 Ausgliederungen aus dem Landschaftsschutz nicht abgeschlossen waren. Dieses Verfahren sei inzwischen begonnen worden, wie es am Mittwochabend hieß. Währenddessen musste das Planwerk, in dem die städtebauliche Marschrichtung für die nächsten 15 Jahre festgelegt wird, auch in anderen Punkten nachgebessert werden.

Bauflächen für 1000 Neubürger will die 10 000-Einwohner-Gemeinde ausweisen. Handel und Gastgewerbe sollen in dem Staatlich anerkannten Erholungsort gestärkt, bestehenden Gewerbestandorten eine „angemessene Entwicklung“ gesichert werden. Abstriche mussten nun auch für das Mischgebiet gemacht werden, das in Caputh im Bereich Straße der Einheit, Friedrich-Ebert-Straße und Weinbergstraße beibehalten werden sollte. Die SPD-Fraktion hatte das kritisiert, weil das Wohnen in dem Bereich mit gut 75 Prozent die Priorität hat. Der Landkreis ist der Kritik gefolgt.

Anders als in einem Wohngebiet müssen sich Bewohner im Mischgebiet mit dem Gewerbe arrangieren, etwas Lärm und gewisse Einschränkungen hinnehmen. Keine der Nutzungsarten soll ein Übergewicht haben. „Der Landkreis hat uns gefragt, ob der Umfang der gemischten Bauflächen berechtigt ist“, sagte Planer Rhode. Daraufhin habe man mittels Gewerberegister analysiert, wo überwiegend Wohnen und wo Gewerbe stattfindet. Im Ergebnis wird nun ein Gutteil des Areals zum Wohngebiet heraufgestuft, das Mischgebiet konzentriert sich auf die Areale rund um die Fähre, den Müllerhof, den früheren Edeka und den geplanten Rewemarkt. Einem Antrag der SPD-Fraktion, die Mischgebietsfläche noch weiter zu reduzieren, wurde am Mittwochabend nicht gefolgt.

Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) geht davon aus, dass der Flächennutzungsplan mit den Änderungen durch den Kreis genehmigt werden kann, es habe zahllose Gespräche dazu gegeben. Die Gemeindevertretung beschloss mit einer Gegenstimme von der SPD, die geänderte Fassung an die Behörden zu verschicken und nochmals öffentlich auszulegen. Das soll ab Mitte Oktober für vier Wochen passieren, wie es hieß.

Das Flächennutzungsplanverfahren zieht sich bereits seit fünf Jahren in die Länge und hat der Gemeinde bis dahin 150 000 Euro gekostet. Stimmt der Landkreis in dieser Runde zu, könnte das Planwerk im Frühjahr wirksam werden.

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