Potsdam-Mittelmark: Aus für Werders Zweiradmuseum
Alter Mietvertrag in den Havelauen gekündigt / 120 Ausstellungsstücke gehen zurück an die Leihgeber
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Werder (Havel) - Im Zweirad- und Technikmuseum Werder gehen die Lichter aus. Das traditionsreiche Haus wird ab November für immer geschlossen, wie Museumsleiterin Rosemarie Jordan gestern den PNN bestätigte. „Wir haben in 22 Jahren ein Stück Werderaner Stadtgeschichte mitgeschrieben“, sagte Jordan. „Wir gehen erhobenen Hauptes.“ Die 120 historischen Motorräder und Fahrräder des Museums, darunter weltweit gefragte Sammlerstücke, seien fast durchweg Leihgaben von Mitgliedern des MC Blütenstadt Werder (Havel), dem Museumsbetreiber. Sie werden an die Eigentümer zurückgegeben.
Hintergrund für das Aus ist ein Eigentümerwechsel im Bürohaus in den Havelauen: Der Werderaner Unternehmer Jürgen König hat das Gebäude, in dessen Erdgeschoss sich das Zweiradmuseum befindet, vor kurzem von der insolventen Mega AG gekauft. Dem Museum wurde der alte Mietvertrag gekündigt.
Es konnte kostenlos die Räumlichkeiten nutzen, solange sich kein neuer Mieter findet. Der Vertrag konnte nur jeweils zum Oktober gekündigt werden. Darauf wollte sich König nicht mehr einlassen und schlug Zweimonatsverträge vor – für den Fall, dass sich kurzfristig Mietinteressenten finden. „Mit null Miete kann man nicht wirtschaftlich arbeiten“, sagte König auf Anfrage. „Wenn das Zweiradmuseum so wichtig ist, hätte sich die Politik dafür interessieren müssen.“
Das Museumsteam hat die Kündigung schwer getroffen, wie Jordan sagte, auf die neuen Fristen wollte man sich nicht einlassen. „Wir haben ein bisschen gebraucht, um das zu verarbeiten.“ Es gibt allerdings noch andere Gründe für die Schließung: Jordan, die gute Seele des Museums, ist bereits 72 Jahre alt, ein jüngerer Nachfolger für das aufreibende Ehrenamt sei nicht aufzutreiben. Außer einem jährlichen Zuschuss der Stadt von 4000 Euro, mit dem ein Teil der Betriebskosten gedeckt wurde, habe es keine Förderung gegeben.
Bis Ende Oktober haben Technikfans jetzt noch die Chance, das Museum letztmalig zu besichtigen (Mi, Do, Sa, So 10-17 Uhr). Gut 4000 Gäste gab es in diesem Jahr bereits. „Mir tut es ganz besonders leid um die Auszubildenden Kfz-Mechaniker, Zweiradmechaniker oder Sattler, die unser Museum regelmäßig aufgesucht haben und hier immer ganz viel für ihre Zukunft mitnehmen konnten“, so Jordan.
Immerhin soll der MC Blütenstadt bestehen und mit regelmäßigen Ausfahrten auch im Stadtbild präsent bleiben. Mit ihrem Mann Udo Müller, dem Vereinschef, will Rosemarie Jordan in ihrem Haus nun eine kleine private Museumsecke mit den schönsten Stücken einrichten. Ein ausgestellter Flugzeugmotor eines amerikanischen Weltkriegsbombers, der 1999 aus dem Glindower See gefischt wurde, soll künftig in einem Gebäude in den Havelauen ausgestellt werden. Henry Klix
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