Von Kirsten Graulich: Aus Grau wird Kunterbunt
Projekt im Mehrgenerationenhaus: Kinder verwandeln einen alten Bauwagen in ein Theatermobil
Stand:
Teltow – Im Herbst vergangenen Jahres stand auf dem Hof des Teltower Mehrgenerationenhauses „Philantow“ an der Potsdamer Straße noch ein grauer Bauwagen. „Den hat man nach einer Weile gar nicht mehr beachtet, das war nur irgend so ein Teil“, erinnert sich Martin Brämer. Der 23-Jährige ist Fachschüler der Dietrich-Bonhoeffer-Schule und steht kurz vor Abschluss seiner Ausbildung zum Heilerziehungspfleger. Gemeinsam mit fünf Azubis hat er nun zehn Kinder bei ihrem Projekt begleitet, den Bauwagen in ein Theatermobil zu verwandeln. Die erste Projektphase ist beendet, was Anlass für ein kleines Fest war. Denn aus Grau wurde in diesem Frühjahr Himmelblau, Dank Hausmeister Peter Banemann. Darauf folgte saftig Grün, Kunterbunt wird es demnächst.
So richtig fertig sei das Projekt noch nicht, sagte Brämer mit Verweis auf den Innenausbau, der nun noch anstehe. Stolz und kritisch zugleich begutachteten die kleinen Künstler, Hortkinder der Ernst-von-Stubenrauch-Grundschule, ihr bisheriges Werk. „Hier hätte noch mehr Gras hingepasst“, meinte ein Knirps und zeigte auf eine Ecke des Bauwagens. „Das wächst noch“, scherzte sein Vater und der Sohn nickte ernst. Auf das grüne Gras hatten sich die Kinder geeinigt und dann selbst die Pinsel geschwungen, nachdem sie zuvor verschiedene Modelle aus Schuhkartons gestaltet hatten. Der neunjährige Steven fand Urwald ganz toll und pinselte einen grünen Dschungel auf seinen Karton, während Alina für das Dach ihres Modells fröhliches Orange wählte und dazu noch ein Dachfenster in die Pappe schnippelte. Mit einem Farbenfeuer von Rot bis Lila wurden die Innenwände gestaltet und mit Glitzerkörnchen geschmückt, „weil das so wie im Traumland aussieht“.
Möbliert sind die Räume auch schon mit eigenen Kreationen aus Salzteig, der zu Stühlen, Couch und Kissen geformt wurde. Bemerkenswert waren aber bei allen Modellen die vielen Fenster. Dabei hatte der Bauwagen – eine Spende vom Arbeits- und Ausbildungsförderverein PM (Aafv) – nur ein schmales Fenster. Der Stahnsdorfer Tischlermeister Hartmut Eichelbaum half und baute ein größeres mit Fensterläden an, das die Kinder später auch als Bühne nutzen können. Außerdem kam von ihm die Idee mit den Magneten, die er hinter den Holzfiguren anbrachte, damit diese variabel um das Theatermobil herumdrapiert werden können. Die Figuren sind Schattenrisse der beteiligten Kinder, die sich auf diese originelle Art im Projekt selbst verewigt haben. Zuerst wurden die sich im Lampenlicht auf der Wand abzeichnenden Schatten detailgetreu auf Papier nachgezogen, später auf Sperrholz übertragen und dann in der Werkstatt ausgesägt. So treten sie nun aus der Wagenwand heraus, aber gleichzeitig vor der Farbigkeit der bemalten Flächen zurück. Sogar Szenen lassen sich mit den Schattenfiguren rings um das Mobil darstellen. Zum Theaterspielen haben die Kinder bereits Puppen gebastelt. Steven modellierte einen König mit strengem Blick und roter Lockenmähne, auch eine verträumte Blondine namens Cinderella gehört zu der Mimentruppe, ebenso ein frech grinsender Kater. Mit diesen Protagonisten lassen sich Geschichten spielend finden, zudem gibt es für diese dritte Phase des Projektes bereits eine Theaterpädagogin. Erste Tourneestation des mobilen Theaterwagens soll das „Café Wien“ an der Mahlower Straße sein, in dessen Räume das „Philantow“ voraussichtlich im Sommer umziehen wird.
Kirsten Graulich
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: