Potsdam-Mittelmark: Aus Holz gebaut und mit Gold veredelt
Ruder-Klub Werder öffnete Tore des sanierten Bootshauses / Olympiakarrieren nahmen hier ihren Anfang
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Werder (Havel) - Nicht nur ein Türchen, sondern ein Doppeltor tat sich am Samstagnachmittag im historischen Adventskalender des Landes auf. Die Nummer 12 war in diesem Jahr in Werder zu finden, und zwar am Bootshaus auf der Insel. Seit knapp fünf Jahren erstrahlt das geschichtsträchtige Fachwerkgebäude in Grün und Weiß. Es sind die Farben des „Ruder-Klubs Werder von 1918“, der das Haus 1922 umgebaut hat und seitdem nutzt. Seit 1966 ist Brigitte Ahrenholz dabei. Mit 19 Jahren wurde sie Vize-Europameisterin, 1976 erreichte sie mit dem Achter in Montreal olympisches Gold. Heute ist sie Vorsitzende des Ruder-Klubs und öffnete mit Werders Erstem Beigeordneten Hartmut Schröder das Bootshaus für neugierige Besucher.
Alljährlich veranstaltet die Arbeitsgemeinschaft „Städte mit historischem Stadtkern“ vom 1. bis 24. Dezember die Adventstürchen-Aktion, bei der täglich in einer anderen Altstadt ein Einblick in geschichtsträchtiges Gebäude gegeben wird. In Werder pilgerten am Samstag zahlreiche Besucher auf die Insel, wo ihnen die über 90-jährige Geschichte des Bootshauses erläutert wurde. Das Besondere: Zahlreiche Sportlerkarrieren verbinden sich damit. Neben Vereinschefin Ahrenholz griff auch Weltmeister und Olympiagold-Gewinner Ralf Brudel erstmals in Werder zum Ruder. Olympiasiegerin Kerstin Kowalski bringt heute den Jüngsten die Rudertechnik bei.
Bevor an den Werder-Wiesen 18 ein Bootsstand errichtet wurde, nutzten Fischer die damalige Scheune, um dort ihre Netze zu trocknen. Zwei Jahre dauerte seinerzeit der Scheunenumbau, dem in den Jahren darauf weitere bauliche Taten folgten, denn die Mitgliederzahl des Vereins stieg rasch an, so dass bald eine zweite Bootshalle angebaut werden musste. Der letzte Umbau begann mit einem Abriss des Anbaues im Oktober 2004. Einen Monat später wurde bereits der Grundstein für den neuen Anbau gelegt, der seither Kraftraum, Umkleidekabinen und Sanitärräume beherbergt. Außerdem musste der gesamte Dachstuhl des Fachwerkgebäudes saniert werden, auch einige Balken, an denen der Zahn der Zeit genagt hatte, wurden ausgetauscht. „Das war die Zeit, in der wir unsere Männer zu Hause kaum sahen“, erinnerte sich Margarethe Graefe, die seit Mitte der 1950er Jahre im Verein ist. Auch ihr Mann Karl Graefe rudert, ebenso der Sohn. Früher arbeitete Karl Graefe in der Sportforschung und so kam es, dass die Werderaner Ende der 1960er Jahre das erste Modell eines Ruderbeckens erhielten. Heute ist Karl Graefe Bootswart im Verein.
Eine echte Rudererfamilie sind auch die Dahls. Der Großvater war schon bei der Gründung des Vereins 1918 dabei, sein Enkel Hans-Jörg Dahl weihte als Vereinschef im Sommer 2005 das sanierte Domizil des Ruder-Klubs ein. Der Bau profitierte vor allem vom handwerklichen Geschick der Rudersportler, die selbst viele Wochenendstunden investiert haben – was die Sanierung preiswerter machte. Zudem haben unterstützten die Stadtväter den Bau mit 148 800 Euro unterstützt, der Landessportbund gab 70 000 Euro. Aus Städtebaufördermitteln flossen schließlich 57 000 Euro.
120 Mitglieder hat der Verein zurzeit, davon etwa 50 Kinder und Jugendliche. „Um die Mitgliedspreise sozial zu halten sind wir auf Sponsoren angewiesen", sagt Odette Rothbart, die früher die Jüngsten trainierte. Die Ausrüstung für diesen Sport sei nicht gerade billig, aber den Monatsbeitrag von zehn Euro für Kinder wolle man unbedingt halten, so Rothbart. So lange die Havel nicht zufriert wird trainiert. Der Verein bietet seinen Mitgliedern neben Naturerlebnissen und körperlichem Ausgleich auch viel Geselligkeit: Im Winter gibt es Skilager, im Sommer neben Wochenendfahrten auch längere Ausflüge. In der Saison findet zudem fast alle 14 Tage eine Regatta statt, einige direkt vor den Toren des historischen grün-weißen Bootshauses auf Werders Insel. Kirsten Graulich
Kirsten Graulich D
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