zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Aus Trabi wird Ferrari

Turnhallenneubau für Werders Gymnasium wurde gestern übergeben – ein Schüler verlor dabei eine Wette

Stand:

Werder (Havel) - Es ist sieben Jahre her, als Fachbereichsleiterin Gudrun Zander vom Rathaus Werder bei der Schulkonferenz erstmals die Pläne für einen Turnhallenneubau erwähnte. Der zwölfjährige Sjard Seeger vom Ernst-Haeckel-Gymnasium war nicht auf den Mund gefallen: Er wettete 50 Euro, dass der Neubau erst stehen wird, wenn er die Schule schon verlassen hat. Gestern nun wurde der Neubau eröffnet. Seeger – jetzt Zwölftklässler – hat die Wette verloren.

Schulleiter Jörg Ritter erinnerte bei der Einweihungsfeier an die Anekdote. Die Freude war groß, das Programm nicht weniger bombastisch als der Hallenneubau für das Gymnasium: Die Schüler nahmen ihn eine Stunde lang mit Sportvorführungen in Besitz. Der Radfahrverein Borussia Werder, die Werderaner Slowflyer mit ihren federnden Modellflugzeugen und verschiedenste Schultanzgruppen führten Kunststücke auf. Von der Zuschauertribüne mit ihren 199 Plätzen brandete immer wieder Jubel auf – auch als Bürgermeister Werner Große (CDU) den Schlüssel an Schulleiter Jörg Ritter übergab. „Ein Superding“ nannte Große die Halle, Ritter sprach von einem „Tag der Freude“.

Satte 3,6 Millionen Euro wurden dafür aus der Stadtkasse aufgebracht, Fördermittel gab es keine. Die „Aluminiumpfostenriegelkonstruktion“ wirkt von außen unscheinbar, geschickt wurde sie dreieinhalb Meter tief in den Hang gefügt. Der über 2000 Quadratmeter große Neubau steht nicht nur dem Schul-, sondern auch dem Vereinssport zur Verfügung. Eine Solaranlage am Südgiebel unterstützt die Warmwasseraufbereitung, das eingesammelte Regenwasser wird für die Spülung verwendet. Vorrichtungen für drei Basketball-, drei Volleyball-, sechs Badmintonfelder und für Handball- und Fußballspiele stehen in der Halle zur Verfügung, die per mobiler Wand teilbar ist. Sportlehrer Uwe Berndt ist froh, dass damit endlich auch zwei Kurse ungestört parallel unterrichtet werden können. Mehr Platz, bessere Akustik, ordentliche Sanitäranlagen – der Neubau bringe viele Verbesserungen mit sich. Berndt dankte gestern den Schülern für ihre „Engelsgeduld“.

Auch Abiturient Sjard Seeger ist froh, dass die alte Halle Vergangenheit ist. „Im Winter mussten wir die Heizlüfter anstellen, weil die Heizanlage nicht mehr funktionierte.“ Mit Grausen blickten auch Karolin, Keshia, Jördis und Jessica auf den maroden Altbau zurück. Die Sportgeräte seien nicht mal mehr durch den Tüv gekommen, der dicke Riss in der Mauer wirkte beunruhigend. Die Toiletten hätten nicht mehr funktioniert und die wenigen Duschen seien „eklig“ gewesen. Schulleiter Ritter sagte es so: „Aus einem Trabi ist ein Ferrari geworden.“ Ein Wunsch, der gestern ganz zaghaft geäußert wurde: dass jetzt auch neue Außensportanlagen gebaut werden. Nächstes Jahr soll schon mal die alte Turnhalle abgerissen werden, dann gibt es Platz für neue Pläne, wie es vonseiten des Rathauses hieß.

Gudrun Zander verzichtete übrigens auf die 50 Euro Wetteinsatz. Damit die Sache abgeschlossen wird, drehte sie den Spieß um – und spendete den Betrag an den Schulförderverein. Henry Klix

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })