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Potsdam-Mittelmark: Ausblick vom „Nebo“ und „Tabor“

Vor zehn Jahren entstanden auf dem Gelände des Diakonissenhauses altengerechte Wohnhäuser – noch immer gibt es Wartelisten

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Teltow - Zwischen gelben Teichrosen schwimmen Goldfische und sobald sich jemand übers Brückengeländer beugt, wirbelt gleich ein ganzer Schwarm heran in Erwartung leckerer Happen. „Entensteg“, steht auf einem Schild, das an der kleinen Holzbrücke hängt, und tatsächlich findet sich jedes Frühjahr ein Entenpärchen auf dem kleinen Wassergarten ein, der sich auf dem Gelände des Evangelischen Diakonissenhauses an der Lichterfelder Allee befindet.

Vor zehn Jahren schauten die Bewohner der benachbarten Häuser „Nebo“ und „Tabor“ noch auf eine Grube, die zwischen den Gebäuden ausgehoben worden war, um Regenwasser einzuleiten. Zuvor hatte die Stadt den Antrag abgelehnt, das Niederschlagswasser in den benachbarten Zehnrutengraben einzuleiten. „Also machten wir aus der Not eine Tugend und bauten einen Regenwasserteich, der das Wasser aus den Regenrinnen auffängt“, erinnerte Lutz Außerfeld vom Vorstand des Diakonissenhauses am Dienstag bei einer Feierstunde an die Anfänge des Projektes. Auch die Nutzung von Regenwasser für die Toilettenspülung gehört dazu.

Schon vor der Planung der beiden altengerechten Wohnblöcke galt es, neue Lösungen zu finden. So war ursprünglich ein Altenpflegeheim geplant, ehe man über altengerechtes Wohnen nachdachte und dieser Lösung den Vorzug gab, auch weil es Fördergeld gab. Rund 5,5 Millionen Euro kostete der Bau beider Häuser, deren Namen auf zwei Berge verweisen. Vom Nebo erblickte Moses erstmals das gelobte Land und auf dem Tabor versammelten sich nach der Auferstehung Jesus erstmals die Jünger. Symbolisch stehe die Namensgebung der Häuser auch für den hoffnungsvollen Ausblick nach dem Aufstieg, so Außerfeld. Für die insgesamt 64 Wohnungen fanden sich schnell Mieter. Noch heute gibt es für die Eineinhalb-Zimmerwohnungen eine Warteliste. „Wir wollten immer mehr sein als nur Vermieter", verweist Außerfeld auf die Angebote auf dem Diakoniegelände, zu denen nicht nur Beschäftigungsangebote, sondern bei Bedarf auch pflegerische Betreuung gehören.

Auch 18 Diakonissen konnten nach ihrem arbeitsreichem Leben endlich eine eigene Wohnung erhalten. In den Jahren zuvor mussten sie sich teilweise mit winzigen Zimmern im Mutterhaus begnügen. Ein besonderes Dankeschön an die Schwestern übermittelte während der Jubiläumsfeier Mieter Roland Völker stellvertretend für alle Bewohner: „Wir leben hier nicht nebeneinander, sondern miteinander und fühlen uns gut aufgehoben.“ Feste, wie das 10. Brückenfest, tragen zum Gemeinsinn bei und schelmisch schwärmte Völker auch von einer „Wohnlage mit Wassergrundstück“.

Für ein bisschen Unmut in dieser Idylle sorgten allerdings Frösche mit lauten Quakkonzerten. Außerfeld steuerte dazu eine Anekdote bei, nach der einige Mieter einst mutmaßten, der Vorstand habe diese „Schreihälse“ vorsätzlich angesiedelt. Als die Frösche in einem Jahr ausblieben, kursierte gar das Gerücht, der Vorstand sei auch dafür verantwortlich. Aber in beiden Fällen, beteuerte Außerfeld schmunzelnd, trage der Vorstand keine Schuld. Wie sich aus der einstigen Grube zwischen den Häusern ein grünes Wasserparadies entwickelte, hatte der Mieter Albert John über mehrere Jahre per Videofilm aufgezeichnet. Der Film dokumentiert das zunehmende Aufblühen des Geländes, auf dem die jungen Bäume von einst nun mit ihrem Blattwerk bereits Schatten spenden. Sogar Weinreben wurden an den Südhängen angebaut. Diese Böschung, deren Höhe von 1,50 Meter einst ein Problem darstellte, wurde nicht wie ursprünglich vorgesehen zur Mauer, sondern in zwei kleine Mini-Weinberge verwandelt. Die Winzer-Erfahrungen aus dem Mutterhaus Bad Kreuznach waren dabei sehr hilfreich. Schon jetzt lassen die Trauben hoffen, dass es wie im Vorjahr mindestens 50 Flaschen werden. Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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