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Potsdam-Mittelmark: Ausgezeichnete Warnung

Umweltpreis für Dokumentation der bedrohten Kanalaue

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Umweltpreis für Dokumentation der bedrohten Kanalaue Kleinmachnow. Preiswürdig ist die Aufmachung nicht für jeden, das Anliegen aber zweifelsfrei aller Ehrung wert. Den diesjährigen Umweltpreis der Gemeinde Kleinmachnow gibt es für eine Dokumentation über „Bäume im Park der Hakeburg, die von einer Rodung bedroht sind“. Der Titel verrät Aktualität und Handlungszwang. Tatsächlich sind die Aufnahmen in jenen Tagen des vergangenen Dezembers entstanden, als sich zahlreiche Kleinmachnower demonstrativ vor die Bäume stellten und sie mit Protestnoten versahen, die für den umstrittenen Ausbau der Schleuse gefällt werden sollen. Der Förderverein „Buschgraben/Bäketal“ hat den bedrohten Bestand bildhaft dokumentiert und die „Bedrohung“ in Form des geplanten Schleusenausbaus beschrieben. Dass die Arbeit gut sechs Wochen nach Ablauf der Abgabefrist einging, dürfte den Wettbewerb um den Umweltpreis nicht verzerrt haben: Ohne diesen Beitrag hätte es keinen gegeben! Da erschien es auch vertretbar, den ursprünglichen Wettbewerbstitel „Gehölze in Kleinmachnow“ auf ein brennendes Thema einzugrenzen. „Diese Bäume sollen in einem Jahr nicht mehr da sein“, unterstrich PDS-Gemeindevertreter Harry Hartig das Anliegen der Dokumentation, über deren Prämierung die Ortsparlamentarier in ihrer jüngsten Sitzung entscheiden sollten. Es gab lediglich zwei Gemeindevertreter – Bernd Pape und Mathias Kleemann (PRO/LOkalunion) –, die die Kriterien des mit 500 Euro dotierten Wettbewerbes nicht erfüllt sahen. „Eine Aneinanderreihung von Fotos, eilig zusammengeheftet, kann es nicht sein“, schüttelte Pape den Kopf. „Es ist nicht gut gelaufen“, bedauerte auch der CDU-Abgeordnete Maximilian Tauscher das ausgebliebene Echo auf die Ausschreibung des Preises und die – als gemeindliche Ehrenrettung – wirkende Abgabe der Fotosammlung. Doch das Anliegen der Arbeit, der Appell zur Rettung der Bäume und zur Abkehr vom Schleusenausbau sei ausdrücklich zu unterstützen. Die Gemeindevertreter können nicht zu Demonstrationen und Protesten aufrufen, „und dann diese Preis-Arbeit gering schätzen“, mahnte Tauscher. Immerhin: Unmittelbar einen Tagesordnungspunkt zuvor hatten die Gemeindevertreter ohne Gegenstimme einen Stopp des geplanten Schleusenausbaus gefordert. Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD) wurde beauftragt bei Bundes- und Landesregierung einen Nachweis anzufordern, der die Notwendigkeit des Millionen-Projektes und damit auch die Eingriffe in den Hakeburg-Park belegt. Daher betonte der SPD-Abgeordnete Walter Haase die „politische Signalwirkung“, die von der vorgelegten Dokumentation und deren Anerkennung durch die Gemeinde ausgeht. Dass die Arbeit prämiert wird, beschlossen letztlich 22 Gemeindevertreter. Wo die mahnende Dokumentation jedoch ihre Wirkung entfalten soll, konnte im Gemeindeparlament niemand beantworten – dort ist die Frage allerdings auch nicht gestellt worden. Gegenüber den PNN erklärte der engagierte Umweltschützer und Autor der Baum-Arbeit, Gerhard Casperson, dass diese in Bibliotheken, dem Ordnungsamt und gemeindlichen Einrichtungen ausgelegt wird. Mit dem Preishonorar will der Förderverein seine jüngste Publikation über den Wandel des Buschgrabens in der Zeit nach dem Mauerfall überarbeiten. Darin ist akribisch und beeindruckend die reichhaltige Pflanzenwelt aufgelistet, die sich im einstigen Grenzland entwickelt hat. Das Heft will der Förderverein jetzt in „ansprechender Form“ und mit der farblichen Vielfalt des Buschgrabens auflegen. Peter Könnicke

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