Potsdam-Mittelmark: Ausschank an historischem Ort
Im alten Ordonnanzgebäude soll demnächst eine Gaststätte eröffnen
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Teltow - Als Schlüsselprojekt gilt das noch im Bau befindliche Bürgerzentrum am Teltower Alten Markt. Denn das 8-Millionen-Euro-Projekt soll in die Altstadt mehr Leben bringen durch verschiedene Nutzungen. So wird im Juli die Verwaltung in den modernen Bürokomplex an der Neuen Straße einziehen, ebenso siedeln die Organisatoren der Lokale Agenda ins neues Domizil um. Aber auch im alten Ordonnanzgebäude (Ecke Marktplatz/Ritterstraße) öffnen sich bald wieder die Türen zu einer Gaststätte, womit an die Geschichte des Hauses angeknüpft wird.
Eine Treppenanlage mit Stufen zur rechten und linken Seite, die auf den Marktplatz führen, gab es dort schon einmal, wie Recherchen belegen. Auch die Umrisse einer zugemauerten Tür wiesen auf einen ehemaligen Ausschank hin. Belegt ist gleichfalls, dass es einem Andreas Grunenthal 1728 gestattet wurde, an „wüster Stelle“ ein Ordonnanzhaus zu errichten, das nicht nur Gasthaus, sondern gleichzeitig Wohnhaus war und aus Küche, vier Stuben und vier Kammern bestand. Solche Ordonnanzquartiere entstanden vielerorts in Preußen, nachdem König Wilhelm I. im Jahre 1717 ein Edict erlassen hatte, dass seinen Soldaten Unterkünfte garantieren sollte. Denn es gab noch keine Kasernen für die mit 80000 Soldaten viertstärkste Armee Europas. Ordonnanzwirte hatten für ausreichend Stroh, Licht und Brennholz zu sorgen, im Gegenzug dafür wurde ihnen die Braugerechtigkeit verliehen. Und so errichtete Grunenthal auch ein Brauhaus (Ritterstraße), um Braunahrung herstellen zu können, beispielsweise Braunbiersuppe, die zu jener Zeit als elementares Lebensmittel galt. Gleichfalls ließ er einen Gästestall für die Pferde der Soldaten bauen, was an alten Fundamentresten ablesbar war, die bei Grabungen gefunden wurden. Vermutlich stammt noch ein Keller aus der Zeit des Fachwerkbaues. Rötlichbraune Erdschichten als Spuren von Holz und Lehm verweisen auf diese Bauepoche.
Zwar war die gesamte Vorderfront des Ordonnanzgebäudes zum Marktplatz hin mit Mauersteinen ausgefacht, die übrigen Wände bestanden aber aus Fachwerk, das mit Lehm verfüllt war. 1795 wurde der Fachwerkbau durch einen Neubau aus Ziegelsteinen ersetzt, der jedoch dem Brand von 1801 zum Opfer fiel. Kurze Zeit später wurde das Gebäude aber an gleicher Stelle wieder aufgebaut.
Bei der aktuellen Sanierung geriet die Bausubstanz des denkmalgeschützten Gebäudes immer wieder zur Herausforderung für Bauleute und Denkmalschützer. Neben Hausschwamm und Schädlingsbefall traten Risse zutage, und beim Entfernen des Altputzes wurde klar, dass die äußere Mauer durch geeignete Ziegel ersetzt werden musste. Das führte nicht nur zu zeitlichen Verlusten im Bauablauf, sondern machte zudem eine neue Technologie erforderlich. Das Dach im Bereich des alten Ordonnanzgebäudes wurde mit noch gut erhaltenen Biberschwanzziegeln eingedeckt. Originales Mauerwerk ist auch noch im Innenbereich an den Rundbögen zu sehen. Teile des rustikalen Mauerwerks sollen unverputzt in den neuen Gasträumen für historisches Flair sorgen. Bürgermeister Thomas Schmidt hofft, dass das neue Gasthaus auch andere Gewerbetreibende in die Altstadt zieht. Zurzeit werden Gespräche mit interessierten Betreibern geführt, sagte er den PNN. K.Graulich
K.Graulich
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