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Potsdam-Mittelmark: Ausschuss der Befindlichkeiten

Der Immobilienentwickler Tamax will Teltows Altstadt beleben – nicht jedem gefällt dieses Angebot

Stand:

Teltow - Dorf oder Stadt? Dieser Frage müsse sich Teltow stellen, meinte Tamax-Geschäftsführer Dietrich Tank auf der Sondersitzung des Bauausschusses am Mittwoch. Eingeladen hatte ihn das Gremium, nachdem deutlich wurde, dass die Verhandlungen zwischen der Entwicklungsgesellschaft Tamax und dem Bauamt ins Stocken geraten waren.

Vor zwei Jahren war Tamax mit seinen – aus eigenem Antrieb – angestellten Überlegungen zur Belebung der Teltower Altstadt auf reges Interesse im Ausschuss gestoßen. Die Verwaltung indes kritisierte, dass das das vorgestellte Konzept „Teltower Altstadthöfe“ nicht dem Rahmenplan der Altstadt entspreche. Diese Kritik erneuerte Bauamtsleiter Bernd Wiebrecht erst kürzlich. Da umgekehrt auch Tamax fehlende Kompromissbereitschaft der Verwaltung beklagte, entschloss sich der Ausschuss für die Rolle des Moderators. Durchaus mit Erfolg, wie die dreistündige Sitzung am Mittwoch zeigte, obwohl zu Beginn ein Scheitern drohte. Denn ein vertrauliches Schreiben von Tamax an zwei Mitglieder des Gremiums sorgte für erhitzte Gemüter in der SPD-Fraktion. Zwar räumte Frank Fromm, der als stellvertretender Vorsitzender den Ausschuss leitete, ein, dass das Schreiben ihm inzwischen vorliege. Doch stellte er ein „Beteiligungsdefizit“ fest und drang daher auf den Abbruch der Sitzung und darauf, „dass es eine Fortsetzung erst geben wird, wenn alle auf dem gleichen Info-Stand sind“. Dass man Tamax dazu Gelegenheit geben sollte, in der Sitzung, den Inhalt des Schreibens allen kundzutun, wie einige Ausschussmitglieder meinten, wollte Fromm nicht akzeptieren. Bedauerlich nannte Ulrich Langner (CDU) die Schärfe, die damit in die Sitzung gebracht wurde. „Die Schärfe bleibt, die ist absolut gerechtfertigt!“, entgegnete Fromm kurz bevor er mit SPD-Fraktionschef Berndt Längrich die Sitzung verließ. Zuvor hatte sich eine knappe Mehrheit dafür ausgesprochen, die Tagesordnung fortzusetzen.

Für die von Tamax praktizierte Vertraulichkeit gibt es indes wenig Anlass, denn der Brief beinhaltet ein sachliches Angebot, ein städtebauliches Generalkonzept für die Altstadt zu entwickeln – zum Nulltarif. „Wir sollten uns vorwärts orientieren und dazu brauchen wir eine inhaltliche Diskussion“, mahnte daher Eberhard Adenstedt (CDU/Grüne) an. Denn bisher hat die Stadt über ihren Rahmenplan hinaus keine Vorstellung, wie die Altstadt attraktiver und lebendiger entwickelt werden könnte. Auch Eckehard Hasler vom Sanierungsträger complan stellte in der Sitzung klar: „Die Altstadt braucht einen großen Ruck!“

Bisher seien die Vorstellungen von Tamax jedoch an den realen Voraussetzungen gescheitert. Vor allem die von Tamax angestrebte Verdichtung in dem denkmalgeschützten Areal stehe dem Rahmenplan entgegen. Gesprächsbereitschaft signalisierte Hasler jedoch, nachdem Tamax-Chef Dietrich Tank neue Visionen für eine Teltower City aufzeigte. Ein Gesamtkonzept für die Altstadt zwischen Ritterstraße und Potsdamer Straße will der Projektentwickler für die Stadt erstellen. Eine Fußgängerzone mit Geschäften soll dabei sein, ebenso ein Lebensmittelmarkt als Magnet für kleinteiligen Handel. Vorgesehen ist auch die vorhandene Kaufhauszeile zu berücksichtigten. Einfließen sollen ebenso Vorschläge, wie Neubauten zu den denkmalgeschützten Altbauten eingeordnet werden können. Ein wichtiger Aspekt würden auch die verkehrlichen Beziehungen sein. Schon jetzt werde deutlich, dass die Parkplätze in der Badstraße in Zukunft nicht ausreichen werden und ein Parkhaus vielleicht eine Lösung sein kann. „Wir setzen als Projektentwickler 1000 Mosaiksteine zusammen und schaffen die Investitutionsvoraussetzungen“, verwies Tank auf ähnliche Projekte, die sein Unternehmen für Strausberg, Erkner und Königs-Wusterhausen entwickelt habe.

Angetan waren schließlich nicht nur die anwesenden Ausschussmitglieder. Auch Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD), der anfangs noch etwas abwehrend vom bereits gesteckten Rahmen für die Altstadt sprach, betonte: „Ich finde Ihre Ideen gut und möchte Sie als Unternehmen in Teltow gern behalten.“ Eine Einkaufsstraße hätte man in Teltow gerne, so Schmidt. In vier bis fünf Monaten will Tamax ein neues Konzept zur Diskussion vorlegen. Ulrich Langner drang darauf, dass die Stadt mit Tamax einen Vertrag abschließen solle, um dem Projektentwickler Planungssicherheit zu geben. Doch dafür war nach Meinung von Bauamtsleiter Bernd Wiebrecht die Zeit noch nicht reif. K.Graulich/P.Könnicke

K.Graulich, P.Könnicke

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