KulTOUR: Ausstellung zu Fercher Malern
Wie eine Zeitung nicht einfach die Summe von „Meldungen“ ist, sondern die Art ihrer Präsentation, so ist es auch bei den Ausstellungen. Jeder seriöse Aussteller achtet darauf, Ordnung in seinen Bilderschwarm zu bekommen, eine Idee mitzuliefern, den Geist einer Sache herauszuarbeiten.
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Wie eine Zeitung nicht einfach die Summe von „Meldungen“ ist, sondern die Art ihrer Präsentation, so ist es auch bei den Ausstellungen. Jeder seriöse Aussteller achtet darauf, Ordnung in seinen Bilderschwarm zu bekommen, eine Idee mitzuliefern, den Geist einer Sache herauszuarbeiten. So auch in Ferchs „Museum der Havelländischen Malerkolonie“. Seit seiner Eröffnung 2008 wurde hier, alles im Ehrenamt, wahrlich große Arbeit geleistet, um die Bedeutung der „Havelländischen“ mit und seit Karl Hagemeister sichtbar zu machen. Aus wenigen Bildern ganz zu Beginn ist heute eine ansehnliche und vor allem wachsende Sammlung von nationaler und internationaler Ausstrahlung geworden.
Daran hat natürlich der Förderverein mit seinen 60 bis 70 Mitgliedern Anteil, besonders aber die gründliche Arbeit von Jelena Jamaikina, Kunstwissenschaftlerin und Kuratorin dieses begnadeten Museums. So kam Bild um Bild zusammen, neue Maler-Namen tauchten auf, es meldeten sich Besitzer von bisher unbekannten Bildern, andere kannten jemand, der weiterhalf. So entstand eine Art Netzwerk, zumal bald Anschluss an den Verbund „Norddeutsche Malerkolonien“ bestand. Ankäufe, Dauerleihgaben und Schenkungen vergrößerten den Fundus. Auch das Wissen um die beteiligte Künstlerschaft wuchs, bis es keinen Grund mehr gab, die „Havelländischen“ dem französischen Impressionismus hinten anzustellen.
Wie dieses Wunder in jüngerer Zeit geschah, zeigt die Ausstellung „Die offene Sammlung – Bilanz der letzten zwei Jahre“ so ein- wie nachdrücklich. Die Kuratorin hatte den Raum ganz Theo von Brockhusen gewidmet, der ob seines charakteristischen Striches auch „Van-Goghusen“ genannt wurde. Bilder wie „Blick vom Franzensberg“ oder „Herbst an der See“ hat man hier zwar schon in anderem Kontext gesehen, hier aber geht es um Spenden und Dauerleihgaben – was Jamaikina nicht hinderte, Brockhusens Bilder auch nach Biographie und Jahreszeit zu hängen. So wird sein Weg von der Akademie zum aufmüpfig-selbständigen Sezessionisten deutlich.
Im zweiten Raum, dem kleineren, findet man Bilder von Malern, die bei Eugen Bracht studierten und untereinander befreundet waren. Manche, wie Hans Licht und Julie Wolfthorn, waren an der Gründung anderer Malerkolonien zwischen Dachau und der Waterkant beteiligt. So entstand ein Netzwerk, welches heute wieder zusammengeknüpft wird: So hängt mit Julie Wolfthorns „Blühende Obstbäume“ eine Leihgabe aus Ahrenshoop in Ferchs Kossätenhaus, vielleicht für lange. Bilder von Oskar Frenzel und Willy Ter Hell werden als Schenkungen gezeigt, auch Georg Lehmann-Fahrwasser, Siegward Sprotte und Gerhard Graf. Manche Gabe freilich, so Jamaikina, hatte eine Grundrestaurierung nötig. Ihr Wunsch: hier den Märkischen Künstlerbund um Hans Licht auszustellen.
Auch im Obergeschoss Schenkung und Leihgabe reichlich, manche mit Option zum Dauerverbleib, wie im Fall Carl Kayser-Eichbergs. Zehn Arbeiten hat das Museum inzwischen in seinem Bestand, darunter auch Farblithografien – und ein Porträtkopf in Bronze, gefertigt vom Potsdamer Walter Bullert, spendiert von privat. Viele Bilder, ein Geist – so stimmig und lehrreich kann also eine Ausstellung sein! Gerold Paul
Gerold Paul
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