Potsdam-Mittelmark: Autark in zehn Jahren
Anteil des grünen Stroms in Mittelmark steigt
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Potsdam-Mittelmark - Noch ist es eine Vision, aber in zehn Jahren könnte sie Wirklichkeit werden: Grüner Strom für den gesamten Landkreis Potsdam-Mittelmark. Wer den Lichtschalter anknipst, den Geschirrspüler laufen lässt, das Staubsaugerkabel in die Steckdose steckt oder vor dem flimmernden Fernseher lümmelt, könnte ein grünes Gewissen haben. Denn im Jahr 2023 könnte der Landkreis stromautark sein. Zu verdanken wäre das dem stetigen Trend zu den erneuerbaren Energien in der Region, deren Anteil weiter steigt.
Inzwischen werden 73,9 Prozent des in Mittelmark verbrauchten Stroms im Landkreis selbst aus erneuerbaren Energien gewonnen. Noch im Jahr zuvor waren es 70,4 Prozent – schon damals eine fast unglaubliche Zahl, bedenkt man, dass noch vor etwa zehn Jahren gerade 4,5 Prozent des in Mittelmark verbrauchten Stroms mit Windkrafträdern, Solarpaneelen, Blockheizkraftwerken oder Wasserturbinen gewonnen wurde. Würde diese Entwicklung hin zu noch mehr grünem Strom fortgeführt, könnte der Landkreis bald stromautark sein, heißt es es in einer Informationsvorlage des Landratsamtes für den Kreistag. Sie soll dort zusammen mit den gesammelten Daten am 5. Dezember vorgestellt werden.
Allerdings sind die Verfasser der Untersuchung noch skeptisch: Die Vision kann nur Wirklichkeit werden, wenn bis dahin die Stromnetze weiter ausgebaut werden, die Akzeptanz der Anwohner, zum Beispiel gegenüber neuen Windkraftanlagen, wächst und sie auch selbst etwas weniger Strom verbrauchen.
Denn der gestiegene Strombedarf ist die negative Botschaft der Untersuchung, die seit 20 Jahren durchgeführt wird. So steigt der Energiehunger der Mittelmärker unaufhaltsam Jahr für Jahr um etwa 1 bis 2 Prozent auf inzwischen 4047 Kilowattstunden im Jahr. Noch vor zehn Jahren waren das gerade mal 3474 Kilowattstunden je Einwohner.
Den meisten erneuerbaren Strom liefern Windräder. Allerdings sprießen sie nicht mehr wie Spargel aus dem Boden. Dafür hat der Anteil des über Solaranlagen erzeugten Stroms in den vergangenen drei Jahren sprunghaft zugenommen. Rechnet man zum Solar- auch den in regenerativen Blockheizkraftwerken erzeugten Strom hinzu, steigt der Anteil auf ein Drittel des Gesamtaufkommens an erneuerbarer Energie in Mittelmark.
Deutlich wird in der Studie auch, dass der Strom vor allem auf dem Land gewonnen, dann aber in den Ballungszentren genutzt wird. So zählt das Amt Niemegk mit 35 Windrädern und 113 Photovoltaikanlagen zu den fleißigsten Stromerzeugern in Mittelmark. 564 Prozent des in der Kommune benötigten Stroms wird hier durch Erneuerbare erzeugt. Auch Treuenbrietzen und Wusterwitz erzeugen mehr als bei ihnen verbraucht wird. Da hinken Kommunen wie Nuthetal (14,2 Prozent), Teltow (8,8 Prozent) oder Stahnsdorf (7,9 Prozent) noch hinterher. Weit abgeschlagen sind Werder (Havel), Michendorf, Schwielowsee und ganz am Ende Kleinmachnow. Bei ihnen werden weniger als 2 Prozent des verbrauchten Stroms durch erneuerbare Energien gewonnen. Tobias Reichelt
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