
© Tobias Reichelt
Potsdam-Mittelmark: Babybrei statt Pizza
In dem Restaurant ihres Lieblingsitalieners wollen Teltower Eltern einen neuen Kindergarten eröffnen
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Teltow - Es war ein schönes italienisches Restaurant, sagt Stephanie Helbig. Die Kerzen flackerten auf den Tischen. Für die Kinder gab es Pizza mit Teigohren und für die Eltern Nudeln und Rotwein. Im „Castello Di Roma“ in der Lichterfelder Allee in Teltow konnte die Familie in Träumen schwelgen, sagt die Erzieherin. „In dem Haus könnte man wunderbar eine eigene Kita eröffnen“, sagte sich Helbig schon damals. „Wir haben uns viel über die Villa unterhalten.“ Es gibt Platz im Garten, einen eigenen Pizzaofen und großzügige Räume. Nun könnte der Traum in Erfüllung gehen.
Stephanie Helbig und ihr Lebensgefährte Hajo Zwanziger wollen in Teltow auf eigene Faust einen Kindergarten eröffnen. Als vor knapp einem Jahr überraschend ein Zu-verkaufen-Schild an der Tür ihres alten Lieblingsitalieners prangte, haben sie den Entschluss gefasst. Die Villa an der Stadtgrenze zu Berlin soll umgebaut und Platz für 70 Kinder bieten, davon 26 im Krippenalter. Aus dem Teltower Rathaus kommen bereits erste positive Signale für das Projekt. Im Kita-Werksausschuss wurde die Initiative der Eltern begrüßt. Denn neue Kitas braucht die wachsende Stadt.
Solveig Haller, Chefin des Kitaeigenbetriebes der Stadt, ist zuversichtlich, dass die Teltower Stadtverordneten dem neuen Kindergarten noch im Januar grünes Licht geben. „In Teltow werden nach wie vor Kitas gebraucht“, sagte Haller – dabei war erst im Mai eine Einrichtung mit 150 Plätzen in der Iserstraße von einem freien Träger eröffnet worden. Eine weitere soll im Jahr 2015 nicht weit entfernt vom „Castello Di Roma“ in der Lichterfelder Allee entstehen. Auch dort plant eine Mutter die Kita (PNN berichteten). Leerstand werde es in den Einrichtungen nicht geben, sagt Haller. Bis zum Jahr 2030 soll die Einwohnerzahl Teltows um 31 Prozent steigen, aus 23 000 werden dann fast 30 000 Teltower, darunter werden viele junge Familien sein.
Stephanie Helbig nimmt deshalb schon Maß. Mit einem Zollstock steht die39-Jährige neben ihrem Lebensgefährten am Tresen und blickt in den künftigen Esensraum. Die Bar, an der im Restaurant früher die Espressi ausgegeben wurden, soll verschwinden. Eine Kinderküche soll entstehen. Der Vermieter, die Stolha GbR, wird das Haus für die Eltern umbauen. Die Kitagebühren sollen sich an denen in der Stadt orientieren. Als Ausgleich für die Mietkosten werden Helbig und Zwanziger wie jeder freier Träger von der Kommune entschädigt. Das Personal bezahlt der Landkreis.
„Jetzt haben wir die Möglichkeit, unseren Traum zu verwirklichen“, sagt Zwanziger. Der 42-jährige gelernte Luftmesstechniker will dafür seinen alten Job aufgeben. In der neuen Kita will er seiner Frau bei der Arbeit unter die Arme greifen. Die kennt sich im Geschäft aus: Schon seit 16 Jahren ist sie Kitaleiterin, derzeit im Nachbarort Mahlow.
Das Wunschziel der beiden ist, die Kita Felsenblume in einem halben Jahr zu eröffnen. Den Namen für das Haus hat sich die siebenjährige Tochter ausgedacht. „Der Name ist ihr so in den Kopf gekommen“, sagt Helbig. Die Umbauarbeiten in dem Haus, in dem neben einem Restaurant zuletzt auch ein Hotel untergebracht war, halten sich in Grenzen. So gibt es in der Villa schon die zwei vorgeschriebenen Fluchtwege. Selbstverständlich ist auch die Küche vorhanden. Dort soll frisch gekocht werden. Nebenan wird ein Bewegungsraum entstehen.
In den oberen Stockwerken müssen lediglich ein paar Wände durchbrochen und die Sanitäranlagen für die Kinder umgebaut werden. Die Gruppenräume sollen in hellen Farben erstrahlen, die Wickeltische werden ein Fenster erhalten, hin zu den anderen Kindern im Raum. Im Garten sollen neben einem Sandkasten eine Nestschaukel und Balancierbalken stehen. „Rhythmik und Bewegung werden im Tagesablauf unserer Kita eine große Rolle spielen“, sagt Helbig.
In den kommenden Wochen wollen die beiden Teltower das übrig geblieben Inventar des italienischen Hotels verkaufen. Es gibt noch zahlreiche Betten mit pompösem Betthimmel, dunkle Nachttische und goldglänzende Sessel in Stilmöbel-Optik. Wer will, kann gerne einen Blick in das Haus werfen. Entweder um jetzt noch ein paar Möbel zu kaufen, oder um sich schon einen Platz für sein Kind in der Felsenblume zu reservieren.
Möbelverkauf immer Donnerstag und Freitag von 16 bis 19 sowie Samstag von 12 bis 18 Uhr. www.kita-felsenblume.net
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