zum Hauptinhalt

Rückblick für Werder (Havel), Michendorf und Schwielowsee: Bahnhof, Bäume, Blütenträume

Werder nimmt einen neuen Anlauf für die Blütentherme, Michendorfer Bürger kämpfen um den Kauf des Bahnhofs, eine Nobelherberge geht in Insolvenz und zwischen Ruinen und Baumwipfeln entsteht eine atemberaubende Attraktion.

Von Enrico Bellin

Stand:

Für die Blütentherme in Werder ist es ein schwieriges Jahr. Monatelang streiten sich die Stadt und ihr Projektpartner, die Kristall Bäder AG, um explodierende Kosten, den mehrmals verschobenen Start und die Ausstattung des Bads. Nach einem Landgerichtstermin beginnen im Juni Vergleichsgespräche mit dem Ziel, die unterbrochenen Bauarbeiten fortzusetzen, doch schließlich trennen sich beide Seiten einvernehmlich. Die Therme ist vier Jahre nach dem Baustart zu 50 Prozent fertig, Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU) rechnet unter den neuen Vorzeichen mit einer Eröffnung im Jahr 2018. Ob die Stadt die Therme selbst betreibt oder sich einen neuen Betreiber sucht, soll 2016 entschieden werden.

Das Resort Schwielowsee hofft auf neue Besitzer. Im Juli meldet die Nobelherberge Insolvenz an – obwohl die Buchungszahlen hoch sind. Die millionenschwere Schuldenlast sorgt jedoch für rote Zahlen. Der Betrieb der Anlage läuft unter dem Insolvenzverwalter weiter, die Mitarbeiter bleiben und werden bezahlt. Es melden sich mehrere Kaufinteressenten, konkrete Namen werden nicht genannt. Im November läuft das Insolvenzverfahren an. Die Gläubiger kündigen an, eine neue Betriebsgesellschaft zu gründen, die die Anlage vom insolventen Betreiber pachtet. Bis Mitte 2016 soll ein neuer Eigentümer für das Resort mit 122 Betten, fünf Suiten und zehn Ferienhäusern gefunden sein.

Michendorf streitet um den Bahnhof. Die Inhaberinnen eines Restaurants und einer Psychotherapie im Bahnhof bangen um ihre Geschäfte, nachdem die Bahn ihnen kündigt. Begründung: Der Bahnhof soll verkauft werden. Mehrere Politiker engagieren sich dafür, dass die Gemeinde selbst den Bahnhof übernimmt. Im Mai lehnt die Mehrheit der Gemeindevertreter das jedoch ab. Ein Gutachten der Verwaltung legt nahe, dass der Bahnhof nicht einmal die Hälfte der 400 000 Euro wert ist, die die Bahn haben will. Zudem könne die nötige Bahnhofssanierung teuer werden. Die Bahn erlaubt derweil den Mietern, ihre Geschäfte so lange zu betreiben, bis der Bahnhof verkauft ist. Michendorfer Bürger sammeln erfolgreich Unterschriften für ein Bürgerbegehren zum Bahnhofskauf, in zwei Monaten müssen sich die Gemeindevertreter erneut mit dem Thema befassen.

Die Beelitzer Heilstätten werden wiederbelebt – trotz heftiger Sabotage. Im Februar fahren Unbekannte mit einem Bagger in die frühere Chirurgie. Als der Investor für seinen Baumkronenpfad über den Ruinen das Gelände umzäunt, werden Zaunpfähle umgehauen. Trotzdem beginnen die Bauarbeiten für den Baumkronenpfad. Der eröffnet im September, in den ersten beiden Monaten kommen 50 000 Besucher. Ein anderes Event in den Heilstätten muss wegen des großen Andrangs abgesagt werden: ein großes Spargelessen, zu dem mehr als 20 000 Menschen kommen wollten.

Zwischen Caputh und Ferch brauchen Pendler in diesem Jahr viel Geduld. Anfang Februar wird die marode Kreisstraße voll gesperrt und von Grund auf erneuert. Nach Jahren des Streits um eine Verbreiterung der Straße hat sich eine Bürgerinitiative mit ihrer Forderung durchgesetzt, die Baumreihe am See zu erhalten. Dafür muss auf der anderen Straßenseite der bewaldete Hang streckenweise abgetragen werden. Der Caputher Fähre, von der im Oktober ein Auto in die Havel rutscht, beschert die Straßensperrung ein Rekordjahr – sie liegt auf der Umleitungsstrecke. Der Straßenausbau kostet 1,8 Millionen Euro und kann am 3. Oktober – einen Monat früher als geplant – freigegeben werden.

Geheimdienst im Gemeinderat. Im März macht Axel Zinke, parteiloser Bürgermeister von Seddiner See, öffentlich, dass Gemeindevertreterin Carina Simmes beim Bundesnachrichtendienst arbeitet. Die Information hat er aus einem mehrere Jahre alten Antrag von Simmes auf einen Kita-Platz. Simmes stellt Strafanzeige gegen Zinke wegen Nötigung und Verbreitung von Privatgeheimnissen. Bundesweit sorgt der Fall für eine Diskussion, ob BND-Mitarbeiter sich lokalpolitisch engagieren dürfen. Simmes und Zinke arbeiten derweil politisch weiter zusammen. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft werden im Herbst eingestellt, Simmes geht in Berufung. Kommunalaufsicht und die Datenschutzbeauftragte des Landes ermitteln weiter gegen Zinke. (mit Henry Klix)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })