
© Manfred Thomas
Von Henry Klix: Bald auch Wein vom Galgenberg
Werders Weinbauverein plant neue Lage an Bismarckhöhe, flankiert von Obstgarten des Obstbauvereins
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Werder (Havel) - Wein vom Wachtelberg, und bald auch Wein vom Galgenberg? Die Stadt Werder könnte in den nächsten Jahren eine neue Weinlage dazubekommen. Der Werderaner Weinbauverein will auf dem Galgenberg – am Südhang der Bismarckhöhe – einen Weinberg anlegen. Es wäre nach dem sechs Hektar großen Wachtelberg der zweite im Stadtgebiet. Wachtelberg-Winzer Manfred Lindicke berät den Förderverein, in dessen Vorstand er sitzt, fachlich bei dem Projekt. Laut Lindicke könnten auf einer anderthalb Hektar großen Fläche zwischen Bismarckhöhe und Plantagenplatz etwa 7500 neue Weinstöcke aufgerebt werden. Hauptausschuss und Finanzausschuss haben sich in dieser Woche bereits für den Abschluss eines entsprechenden Pachtvertrages ausgesprochen, die Fläche gehört der Stadt.
Der Weinbauverein hat derweil beim Agrarministerium die Rebrechte beantragt. 2500 rote und 5000 weiße Rebstöcke könnten gepflanzt werden, laut Lindicke vor allem pilzresistente Sorten, die in die Lage passen. Es dauere drei Jahre bis sie tragen, der erste Wein könnte, wenn alles klappt, 2016 gekeltert werden. Lindicke hofft nun, dass der Galgenberg als neue Weinlage anerkannt wird. „Das Weinrecht ist dicker als die Bibel, an sich geht das erst ab mindestens fünf Hektar.“ Er denkt aber, dass gute Gründe für eine Sondergenehmigung vorliegen: So gehört der Galgenberg zu den ältesten Weinlagen in der Region, schon auf einer Karte von 1687 ließe sie sich der Weinbau an dieser Stelle nachweisen. Nach dem Galgenberg sind auch die berühmten Galgenlieder von Christian Morgenstern benannt, der die hiesige Höhengaststätte in den Jahren 1895/96 häufig besucht hatte.
Laut Lindicke könnte mit dem Projekt nicht nur der Weinbau gefördert werden, sondern auch der Genuss der edlen Tropfen aus dem Havelland. So wird im Förderverein überlegt, die gepflanzten Rebstöcke an Weinfreunde zu verpachten, die dann den Ertrag in Form der abgefüllten Flaschen zurückbekommen.
Partner des Projektes ist der Werderaner Obst- und Gartenbauverein. Beide Vereine haben gegenüber der Stadt die Absicht bekundet, das Areal zu nutzen. Gemeinsam wolle man dazu beitragen, die Innenstadt von Werder zu beleben und die Obst- und Weinbautradition zu pflegen, sagte Obstbau-Vereinschef Walter Kassin. Im Sommer 2009 hatte die Stadt die rund zwei Hektar große Brache gemeinsam mit dem Lindowschen Haus erworben, in das in den nächsten Jahren wieder das Obstbaumuseum einziehen soll. Direkt hinter dem Haus will der Obstbauverein einen traditionellen „Werderaner Etagengarten“ anlegen, wie Kassin gestern ankündigte. Rund 3000 Quadratmeter stehen dafür zur Verfügung. Kassin erinnerte daran, dass die Pläne für einen Schaugarten schon auf DDR-Zeiten zurückgehen, als das Obstbaumuseum hier noch seinen Sitz hatte. Bei der gescheiterten Bewerbung für die Landesgartenschau 2009 hatte sie das Rathaus aufgewärmt. Jetzt sollen sie mit Unterstützung der beiden Vereine umgesetzt werden.
Laut Kassin könnte auch der neue Etagengarten ein Mietgarten für interessierte Bürger werden, die den Garten unter Anleitung pflegen und zum Beispiel Kirschen, Pfirsiche, Johannisbeeren und Erdbeeren ernten könnten. Ein ähnliches Modell wird ab Mai erstmals an der Holländer Mühle von der Firma „meine Ernte“ mit Bauer Torsten Conson eingeführt (PNN berichteten). „Natürlich hoffen wir, dass es mit den Plänen für den Weinberg und den neuen Schaugarten auch für die Bismarckhöhe und das Lindowsche Haus wieder weitergeht“, sagte Kassin.
Bürgermeister Werner Große (CDU) regte im Hauptausschuss an, dass man den Galgenberg anfangs für einen symbolischen Mietpreis für einen Euro pro Jahr an den Weinbauverein verpachtet. Sind die Einzelheiten geklärt, könnte auch ein höherer Zins ausgehandelt werden, sagte der Bürgermeister. „Wir werden schon handelseinig.“ Der Pachtvertrag soll für 20 Jahre mit Option auf eine jährliche Verlängerung abgeschlossen werden.
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