
© Andreas Klaer
Potsdam-Mittelmark: Bauboom sorgt für Wartezeiten
Wegen voller Auftragsbücher dauert es im Schnitt drei Monate, bis der Handwerker kommt
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Potsdam-Mittelmark - So gut läuft es nicht immer beim Bau: „Wir haben momentan Schwierigkeiten, Subunternehmer zu finden“, so Jenny Pawlazyk von der Meister Bau Teltow GmbH. Das Familienunternehmen mit vier Angestellten, das schlüsselfertige Häuser errichtet, kümmert sich um Planung und Bauablauf und arbeitet auf der Baustelle mit regionalen Handwerkern zusammen. „Die können sich momentan aussuchen, welche Aufträge sie annehmen.“
Für Unternehmen wie die Meisterbau ist es ein Segen, dass der Winter so lange auf sich warten ließ. Wenigstens mussten die Arbeiten nicht ruhen, die Bauherren nicht noch länger warten. Die Auftragslage des Familienunternehmens ist keine Ausnahme. „Die Bücher bei den Handwerkern sind so gut gefüllt, dass Auftraggeber im Schnitt ein Vierteljahr auf einen Termin warten müssen“, sagt Harry Nöthe von der Handwerkskammer Potsdam. Grund: der prosperierende Hausbaumarkt. Angesichts des Wetterumschwungs könnte sich die Wartezeit noch verlängern.
„Mit dem Personalstamm der Betriebe ist die aktuelle Flut an Baustellen nur noch bedingt handhabbar“, so Nöthe. Die Betriebe versuchten, der Situation mit Überstunden Herr zu werden. „Das hat halbwegs geklappt. Falls aber noch einmal heftiger Schnee oder Regen kommen, verlängern sich die Wartezeiten für Häuslebauer noch weiter.“ Der aktuelle Kälteeinbruch ist Nöthe zufolge auf den Baustellen noch kein Problem.
„Dachdecker können ja beispielsweise noch arbeiten, solange keine Schneeschicht auf den Dächern ist.“ So gehe es auch anderen Gewerken. Im Gegensatz zum Vorjahr musste noch kein Handwerksbetrieb Wintergeld bei der Bundesagentur für Arbeit beantragen. Der Zuschuss hilft den Arbeitgebern, ihre Angestellten bei harten Witterungsbedingungen nicht entlassen zu müssen.
Bei der Meister Bau in Teltow hat sich bislang zumindest noch kein Projekt wirklich verzögert. Aber die Suche nach qualifizierten Betrieben mit freier Kapazität dauere deutlich länger, so Jenny Pawlazyk. „Auch unsere Bücher sind gut gefüllt, da gibt es momentan viel zu planen“, so Pawlazyk. Musste ihr Betrieb 2011 und 2012 noch jeden Auftrag annehmen, kann sie sich ihre Bauherren jetzt aussuchen. Pawlazyk: „Die niedrigen Zinsen sorgen dafür, dass die Leute jetzt mehr investieren und sich ihre Hauswünsche eher erfüllen.“
Davon kann auch Björn Beckers, kaufmännischer Leiter der Haacke Haus GmbH in Werder (Havel), ein Lied singen: „Unser Werk ist bis November ausgelastet.“ Mit 180 Angestellten fertigt die Firma zwischen 100 und 120 Häuser pro Jahr, die deutschlandweit aufgestellt werden. „Im Werk arbeiten wir durch, unsere Häuser werden hier ja erst mal vorgefertigt.“ Neben Eigenheimen baut die Firma jetzt vermehrt Kindergärten für private Investoren oder Hotels, was weitere Aufträge einbringt.
Bauherren in spe müssen jedoch keine Angst haben, bis 2015 auf ihre vier Wände warten zu müssen. „Was bis Mai unterschrieben ist, kann noch 2014 gebaut werden“, beruhigt Beckers. Bei manchen Projekten komme es zu Verzögerungen, wodurch Kapazitäten frei würden.
Davon kann Marion Schütze nur träumen. „Aktuell sind sehr viele Baustellen offen und die Bauherren warten allerorts“, so die Geschäftsführerin der Schielicke Bau GmbH aus Beelitz. Auch sie blickt auf einen gut gefüllten Terminkalender, für dieses Jahr stehen schon Aufträge im Wert von mehreren Millionen Euro in den Büchern. Die Firma baut unter anderem Einkaufsmärkte wie die neue Rewe-Filiale in Caputh und ist an der Erschließung des dortigen Blütenviertels beteiligt.
Auch die Erdarbeiten für die neue Kindertagesstätte in Töplitz wurden von den Beelitzern ausgeführt. „Unsere 100 Mitarbeiter sind zum Glück alle verfügbar, sonst könnten wir die Aufträge gar nicht abarbeiten“, so die Geschäftsführerin.
Gern würde sie neue Mitarbeiter einstellen, doch die gebe der Arbeitsmarkt aktuell nicht her. Auch bei den Lehrlingen sehe es trübe aus, drei neue Stellen biete die Firma jährlich an. Momentan sind nicht alle besetzt, die Nachfrage sei in den vergangenen Jahren geringer geworden. Ausgebildet werden unter anderem Betonbauer, Maurer oder Tiefbauer. „Unser Altersdurchschnitt ist hoch, das werden wir in Zukunft noch zu spüren bekommen“, so Marion Schütze.
Harry Nöthe von der Handwerkskammer bestätigt die Situation: „Facharbeiter, Meister und Lehrlinge werden im ganzen Landkreis gesucht.“ Doch eine Katastrophe sei das derzeit nicht. Noch könnten die 1200 Handwerksbetriebe, die in Potsdam-Mittelmark Arbeiten rund um den Hausbau anbieten, Nöthe zufolge alle Aufträge ausführen – wenn auch mit den entsprechenden Wartezeiten. „Zustände wie vor wenigen Jahren, als Maler oder Elektriker noch direkt nach dem Anruf kamen, sind auf absehbare Zeit vorbei.“
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