Potsdam-Mittelmark: Bauchschmerz mit „Nuthe-Kids“
Name für Hort trifft nicht jedermanns Geschmack
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Nuthetal - „Nuthe-Kids“ – der Name für den neuen Hort in Bergholz-Rehbrücke sorgt zumindest im politischen Raum für Bauchschmerzen. Zwar hat der Hauptausschuss die Wahl der Eltern und Kinder jetzt mehrheitlich bestätigt – gut findet sie aber kaum ein Abgeordneter. Gemeindevertreterin Erika Haenel (CDU/Grüne) bezeichnete den Namen sogar als Armutszeugnis. Immerhin soll der Halb-Anglizismus nach der offiziellen Taufe am 27. April kommenden Jahres groß an dem denkmalgeschützten Gebäude neben der Otto-Nagel-Grundschule angebracht werden, 2000 Euro sind dafür im Haushalt der Gemeinde eingeplant.
Nachdem mit dem 1. August 2011 die Hortbetreuung aus der Kita ausgegliedert worden war, tauchte aus dem Kreis der Erzieher der Wunsch nach einem eigenen Namen auf, berichtete Hortleiterin Wenke Gork auf PNN-Nachfrage. Über Monate wurden Vorschläge eingebracht, darunter „Wald-Hort“ oder „Reh-Kids“. Den Vorschlag „Hort Nagel-Kiste“ fand sie originell, so Gork. Favorit wurde aber „Nuthe-Kids“. Das ist auch vom Hortausschuss bestätigt worden. Eigentlich sollte schon dieser Tage der Name verliehen werden, aber die Kommune als Schulträger war nicht einbezogen worden. Das wird jetzt nachgeholt. Unter der Elternschaft werden jetzt Ideen für den Schriftzug gesucht, so die Hortleiterin weiter.
„Die Art und Weise, wie der Name ermittelt wurde, ist unbefriedigend“, erklärte Rehbrückes Ortsvorsteherin Annerose Hamisch-Fischer (Die Linke) jetzt gegenüber den PNN. Sie hatte vorgeschlagen, die Einrichtung nach Oskar Picht (1871-1945) zu benennen. „Viele Einrichtungen tragen Namen von Persönlichkeiten, die Ortsbezug haben“, begründete Hamisch-Fischer.
Der Blindenlehrer Oskar Picht hat 1899 auf der Basis der anerkannten Blindenschrift von Braille mit der Blinden- oder Punktschriftmaschine ein Hilfsmittel zur Kommunikation bei Blindheit erfunden. Während seiner Tätigkeit in der Staatlichen Blindenanstalt Berlin-Steglitz und seiner ehrenamtlichen Arbeit als Geschäftsführer des Vereins zur Förderung der wirtschaftlichen Selbstständigkeit der Blinden trug er wesentlich dazu bei, dass in Bergholz-Rehbrücke 1910 das Blinden-Altenheim, heute Institut für Ernährungsforschung, eingeweiht wurde, wo er ab 1934 selbst seinen Lebensabend verbrachte. Vor knapp zehn Jahren ist für ihn ein Ehrengrabstein an seiner letzten Ruhestätte auf dem Bergholzer Friedhof gesetzt worden.
„Die Eltern haben keinen Bezug zu Oskar Picht“, sagt nun aber Hortleiterin Gork. Die Entscheidung sei eben die Meinung der Eltern und Kinder. Und trotz aller Bauchschmerzen wird es wohl bei den „Nuthe-Kids“ bleiben, weil die Mehrheit der Abgeordneten der Wahl des Hortausschusses nicht widersprechen will. Immerhin ein wenig Fürsprache kam dabei von Gemeindevertreterin Monika Zeeb (SPD), die im Hauptausschuss sagte, sie „kann damit leben“. Ute Kaupke
Ute Kaupke
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