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Kälte lässt Spargelpreise steigen: Bauern der Region droht Versorgungsengpass
Die Spargelbauern können aufgrund der niedrigen Temperaturen nicht die gewünschten Mengen ernten. Allerdings ist das Gemüse noch günstiger als im Vorjahr.
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Beelitz/Teltow - Das ungewöhnlich kalte Maiwetter sorgt für höhere Spargelpreise in der Hochsaison. Nach Zahlen des Marktforschungsinstituts GfK lag der Kilopreis für weißen Spargel im Bundesdurchschnitt vergangene Woche bei 7,44 Euro. Die Woche davor waren es noch 6,97 Euro pro Kilogramm. Michael Koch, Gartenbauexperte bei der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) in Bonn, spricht aber von einem nach wie vor niedrigen Preisniveau. Auch wenn der Trend weiter nach oben ginge. Der Grund für die Preissteigerung: Die Spargelbauern können aufgrund der niedrigen Temperaturen nicht die gewünschten Mengen ernten. Das Stangengemüse wächst aufgrund der Witterung langsamer. Jürgen Jakobs, Spargelbauer und Vorsitzender des Beelitzer Spargelvereins sagte den PNN: „Wir kommen langsam an einen Versorgungsengpass. Es ist zu wenig Spargel da.“
Dass die Spargelpreise im Vergleich zum Vorjahr immer noch etwa neun Prozent niedriger sind, hängt mit dem warmen Wetter Ende März/Anfang April zusammen. Der „fulminante Start“ in die Saison sorgte zu Ostern für gute Preise für die Verbraucher, wie Jakobs sagt. Dieser Effekt wird jetzt durch den ungewöhnlich kalten Mai langsam aufgehoben.
Wegen der Kälte wird noch mehr Folie verwendet
Um überhaupt ernten zu können, verwenden die Spargelbauern im Landkreis nach wie vor Klarsichtfolien zusätzlich zu den üblichen Schwarz-Weiß-Folien. Ohne die wäre es nicht möglich, die nötigen Mindesttemperaturen zu halten, erklärt Jürgen Schulze, Geschäftsführer des Verbandes ostdeutscher Spargel- und Beerenanbauer aus Teltow. Vor allem an Sonnenstrahlen für das Stangengemüse hätte es in den vergangenen Wochen gefehlt. Der aktuelle Ernteengpass sei aber nicht dramatisch: „Abgerechnet wird zum Schluss der Saison.“ Die Qualität des Spargels leide jedenfalls nicht unter dem Wetter.
Auch Spargelbauer Ernst-August Winkelmann aus Klaistow glaubt daran, dass er Ende Juni seine anvisierte Erntemenge erreicht haben wird. Der Blick auf den Wetterbericht stimmt ihn für Ende der Woche optimistisch. Der für die Nacht zu Dienstag angekündigte Frost lässt ihn allerdings um seine Heidelbeeren bangen.
Auf den weißen Spargel hätte erneuter Frost keine größeren Auswirkungen. Grüner Spargel hingegen sei sehr frostanfällig, sagt Jürgen Jakobs. Er teilt nur bedingt den Optimismus seiner Kollegen für die kommenden Wochen. „Bis Pfingsten könnte der Spargel knapp werden“, sagt er. Für Juni erwartet er dann wieder eine bessere Ernte. Dann rechnet Jakobs auch wieder mit sinkenden Preisen.
Saison wird nicht verlängert
Doch haben die Leute bei dem nasskalten Wetter überhaupt Lust auf Spargel? Jakobs räumt ein, dass die Nachfrage bei kühlem Wetter normalerweise „etwas bescheidener“ ist. Dennoch sei der Spargelhunger derzeit ungewöhnlich hoch, über dem Durchschnitt der vergangenen Jahre. Jakobs vermutet, dass das mit der guten Ernte und den niedrigen Preisen zu Beginn der Saison zusammenhängt.
Obwohl der Spargel derzeit langsam wächst, verlängert sich übrigens nicht die Saison. Spargelbauer Winkelmann erklärt: „Am Johannistag ist Schluss.“ Der 24. Juni gilt als offizielles Ende der Spargelsaison. Später wird nicht geerntet, damit die Böden sich bis zum nächsten Jahr erholen können – egal, ob es regnet oder die Sonne scheint.
Martin Anton
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