Potsdam-Mittelmark: Bauern fürchten um Existenz
Udo Folgarts Agrar-Firma in der Kritik
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Potsdam-Mittelmark - Die Agrargesellschaft Uetz-Bornim hat seit Februar versucht, Grundbesitzern im Raum Groß Kreutz und Werder (Havel) das an bäuerliche Familienbetriebe verpachtete Land abzukaufen. Die Pächter dürften im Fall eines Verkaufs gezwungen sein, die Äcker aufzugeben. Geschäftsführer der Gesellschaft ist der Präsident des Brandenburger Landesbauernverbandes und SPD-Landtagsabgeordnete Udo Folgart. Drei betroffene Landwirte haben deshalb jetzt mit dem Austritt aus dem Bauernverband gedroht.
Zu ihnen gehört Landwirt Marco Hintze, der ehrenamtlich als Ortsvorsteher von Krielow tätig ist. Auf den Flächen, an denen die Agrargenossenschaft Uetz-Bornim Interesse gezeigt hat, baut er mit zwei Angestellten Getreide und Raps an. Zudem ist er Zulieferer von Biogas-Anlagen. „Wir haben Angst, dass die Agrarkonzerne einen Fuß in unsere Betriebsstrukturen setzen und uns aus unseren Betrieben verdrängen oder uns dann nur noch als Betriebsleiter anstellen“, sagte Hintze den PNN. Gerade die Landwirte der Region seien es, die das dörfliche Leben gestalten, sich in den Vereinen und in der Lokalpolitik engagieren. Genau das habe sich Bauernverbandschef Folgart eigentlich auf seine Fahnen geschrieben. Hintze bleibt skeptisch, auch wenn Folgart gestern gegenüber den PNN beteuerte, dass es sich bei den Schreiben zum Flächenkauf um einen „Ausrutscher“ seines Betriebsleiters gehandelt habe, dieser habe Sensibilität vermissen lassen. Wenn er davon gewusst hätte, wäre das Papier nicht rausgegangen, bekräftigte Folgart. Der Flächenerwerb müsse immer in Absprache mit den Nachbarn erfolgen, auch müssen die Auswirkungen auf die Region beachtet werden.
Nächsten Dienstag um 18 Uhr hat sich Folgart zum Gespräch mit den Landwirten im Gemeindezentrum Derwitz angesagt. Dort erwarten Hintze und seine Berufskollegen Stephan Hübner aus Groß Kreutz und Eckart Zorn aus Göhlsdorf ein Bekenntnis zu den örtlichen Bauern. Weiterhin bedroht fühlen sich die Landwirte durch einen bereits besiegelten Flächenkauf der Agrargesellschaft vor zwei Jahren in Bochow. Dort habe sie laut Hintze einen 100 Hektar großen Acker erworben und an die Betreiber eines geplanten Solarparks verpachtet. „Das könnte für uns der Anfang vom Ende sein.“ Mit den Pachterlösen in Millionenhöhe könnte die Agrargesellschaft weitere Agrarflächen der Region kaufen, „uns wäre es deshalb am liebsten, wenn der Solarpark nicht entsteht“. axf/ldg
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