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Unbezahlbarer Traum? Wo heute Unkraut wuchert und Überbleibsel der Mauer lagern, sollen bald Bootsbauer und Wassersportler eine neue Heimstätte finden.

© Andreas Klaer

Potsdam-Mittelmark: Baukosten für Teltows Marina steigen

Gutachten: Hafenbetrieb über zehn bis zwölf Jahre Verlustgeschäft. Die Stadt will das ausgleichen

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Teltow - Der Bau des geplanten Hafens am Teltowkanal könnte der Stadt Teltow teurer zu stehen kommen als bislang angenommen. Am Mittwoch wurden in der Stadtverordnetenversammlung erstmals konkrete Baukostenschätzungen genannt. Demnach soll das Projekt inklusive Baunebenkosten mit rund 6,4 Millionen Euro zu Buche schlagen. Bislang hatte Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) eine Bausumme von etwa 5,5 Millionen Euro veranschlagt.

Die Skepsis von Teilen der Stadtverordneten aus dem Lager der Linken, Grünen, BiT und freien Mandatsträger gegenüber dem Projekt bleibt damit ungebrochen. Sie sehen ihre Zweifel auch in einem nichtöffentlichen Wirtschaftlichkeitsgutachten bestätigt. Demnach sei der Betrieb des Hafens wirtschaftlich höchst bedenklich. Das erklärte die fraktionslose Stadtverordnete Angelika Gebauer. „Träume muss man auch bezahlen können“, mahnte sie. Über einen Zeitraum von zehn bis zwölf Jahren werde der Hafen ein Verlustgeschäft sein. Es sei nicht zu erwarten, dass die Marina mit 39 Liegeplätzen vom Start weg voll ausgelastet sei.

Gegner des Hafens sehen mit dem Risiko der Hafeninvestition andere, freiwillige Ausgaben der Stadt gefährdet. Der Linken-Politiker Reinhard Frank regte an, die Teltower selbst eine Grundsatzentscheidung für oder gegen den Hafen fällen zu lassen. Die Wirtschaftlichkeit der Marina stehe auf Messers Schneide.

Bürgermeister Schmidt verteidigte das Hafenprojekt hingegen vehement: „Ohne Risiko wird sich hier nichts drehen.“ Er erinnerte auch an den Bau der S-Bahn-Verlängerung in die Stadt, auch der sei mit einem wirtschaftlichen Risiko verbunden gewesen. Mut und Visionen, so der Bürgermeister, tragen sich nur über Investitionen. So stellte sich trotz aller Bedenken erneut eine Mehrheit von zwölf zu acht Stadtverordneten hinter die Pläne des Bürgermeisters. Sie stimmten einer Garantieerklärung zu, wonach die Stadt finanzielle Defizite aus dem Betrieb des Hafens ausgleichen würde. Die Erklärung gilt nur für den Fall, dass der Stadt Fördermittel vonseiten des Landes für den Bau bereitgestellt werden.

Wie berichtet hofft das Rathaus auf eine Fördersumme von rund einer Million Euro. Der Förderantrag ist bereits gestellt, bis August könnte eine Entscheidung der Investitionsbank des Landes ILB vorliegen. Lehnt das Land eine Förderung des Hafenprojekts ab, ist offen, ob die Stadt den Bau gänzlich aus eigener Hand finanzieren kann oder will.

5,5 Millionen Euro hat das Rathaus für den Hafenbau zurückgestellt. Einen Teil der Summe will die Stadt durch den Bau teurer Wohnungen an der Kanalaue refinanzieren. Geplant ist der erste Spatenstich für die Marina im August kommenden Jahres. Am Mittwochabend trieben die Stadtverordneten dafür die nötigen Änderungen im Flächennutzungs- und Bebauungsplan voran. Darin festgeschrieben ist unter anderem auch, dass die am Teltowkanal gefundenen und geschützten Zauneidechsen umgesiedelt werden.

Der Hafen mit seinen 39 Liegeplätzen, davon 20 für Gäste und Wasserwanderer, soll zwischen Jahn- und Badstraße entstehen – in unmittelbarer Nähe zur Teltower Altstadt. Wo heute am Zeppelinufer noch das Unkraut wuchert und Überbleibsel der Berliner Mauer lagern, sollen schon bald Bootsbauer, Wassersportler und Angler eine neue Heimstätte finden.

Unter optimalen Voraussetzungen und der Förderung vom Land könnte der Hafen nach Abschluss der Bauarbeiten in etwa drei Jahren Realität werden. Im Rathaus erhofft man sich damit eine weitere Belebung des historischen Stadtzentrums, das Touristen locken soll.

Indes ist unklar, ob die Wasserwanderer ihren Ausflug in die Altstadt mit dem Besuch eines Cafés abrunden können. Eine Mehrheit der Stadtverordneten lehnte die Pläne eines Investors ab, an der Ecke Bäcker-/ Breite Straße zwei Reihenhäuser sowie ein Mehrfamilienwohnhaus mit Café im Erdgeschoss zu bauen. Die Art des Baus füge sich nicht in das Bild des historischen Stadtzentrums, hieß es. Der Landkreis hat dem Bau allerdings bereits zugestimmt – wahrscheinlich ist, dass der Investor deshalb eine Baugenehmigung erhalten wird.

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