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Potsdam-Mittelmark: Baum auf Tablett

Der Florist Thomas Ebersbach schneidet auch nach Feierabend Pflanzen. Sein Hobby sind Bonsais

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Nuthetal - Schutz unter den Bäumen in seinem Garten würde Thomas Ebersbach wohl niemals suchen. Könnte er auch gar nicht. Sie sind viel zu klein. Der Nuthetaler Florist züchtet nämlich Bonsais. Nach fernöstlicher Kunst gestaltet er in seiner Freizeit Gehölzminiaturen. Und jeder seiner Winzlinge scheint ihm besonders ans Herz gewachsen zu sein: Jedes Exemplar habe seine eigene, spezielle Schönheit, sagt Thomas Ebersbach, der seit zehn Jahren sein Floristikgeschäft in Bergholz-Rehbrücke an der Arthur-Scheunert-Allee 134 betreibt.

Mit Mini-Bäumen beschäftigt er sich schon seit fast 20 Jahren. 1989 erlebte er in Bergholz-Rehbrücke eine Bonsai-Ausstellung. Das Thema zog ihn sofort in seinen Bann. Aber erst Mitte der 90er Jahre begann er sich intensiver mit Bonsai praktisch auseinanderzusetzen. Er arbeitet fast ausschließlich mit sogenannten „Jamadori“ - für die in der Natur gefundene Sämlinge als Gestaltungsgrundlage verwendet werden. Da es somit einheimische Gehölze sind, stehen sie am besten im Garten oder auf dem Balkon – als sogenannte „Outdoor-Bonsai“. Nur in extremen Witterungssituationen gewährt Thomas Ebersbach seinen Pflanzen zusätzlichen Schutz, zu deren Aufzucht vor allem viel Geduld gehöre: „Es steht zu Beginn nie fest, wie sich eine Miniatur entwickelt. Ich muss sehen, wie sie wächst, wohin sich die Pflanze streckt. Erst dann entscheide ich, was beeinflussbar ist und gefallen könnte“.

Bonsai heißt eigentlich schlicht übersetzt „Pflanze auf dem Tablett“ und hat seinen Ursprung in China. Bonsais sollen die Verbundenheit von Mensch und Natur zeigen. Chinesische Priester waren es, die mit dieser Art der Naturverbundenheit Riten verbanden, japanische Pilger sahen im Bonsai Meditationsobjekte und nahmen sie in ihre heimatlichen Klöster mit. Bis in das 19. Jahrhundert hinein war dann der Besitz von Bonsais dem japanischen Kaiserhaus, später den Samurai und dem Kriegsadel vorbehalten. Heute ist diese Kunst auch anderen Bevölkerungsschichten zugänglich. Nach Europa kam diese Miniaturkunst durch die Eignung für die aufkommende Gestaltung von Balkon- und Troggärten. Es ist die Versinnbildlichung des Lebens auf kleinstem Raum, so Ebersbach. Es zeigt stets Wachstum, Neubeginn im Frühjahr, den Wechsel der Farben im Laufe des Jahres, Alterung und Vergänglichkeit.

Wie sich die Bonsais bunt färben, will er im Herbst auch anderen Menschen zeigen, in einer Ausstellung. Drei Bonsai-Schauen hat Ebersbach bereits organisiert – die letzte vergangene Woche in der Galerie-Atelier EigenArt von Sigrun Antonietti an der Arthur-Scheunert-Allee. Seit Kurzem probiert er „Suiseki“ aus. Suiseki – das sind von der Natur, von Wind und Wasser geformte Gesteinsobjekte von besonderer Schönheit und Aussagekraft. Ebersbach fügt sie zu Miniaturlandschaften zusammen. „Um Steine für Suiseki zu finden, sucht man lange. Man muss nämlich das Gesicht eines Steines erkennen“, erklärt der Natur-Künstler mit dem Faible fürs Kleine. Ute Kaupke

Ute Kaupke

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