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Potsdam-Mittelmark: Baumeister Sommerfeld als Wegweiser

Die Zukunft des Berliner Umlandes im Fokus seiner Siedlungsgeschichte

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Kleinmachnow - Zukunft braucht Vergangenheit. Es gibt viele Bereiche und Anlässe, in denen diese Formel gilt. Auch Architekturhistorikerin Celina Kress schaut bei der Frage zur künftigen Gestaltung des Berliner Umlandes zurück. Das hat sie bereits in ihrem 2004 erschienen Buch „Südwestlich siedeln“ getan, in dem sie der Kleinmachnower Siedlungsgeschichte nachspürte.

Ihr neuestes Werk ließe sich – im Tenor des modernen Informationszeitalters – als weiterführender Link bezeichnen. Denn in dem Buch „Adolf Sommerfeld. Bauen für Berlin 1910-1970“ widmet sie sich jenem Baumeister und Unternehmer, der als einer der wichtigsten Akteure der Baugeschichte Berlins zwischen den beiden Weltkriegen gilt – und der seine Handschrift auch in Kleinmachnow hinterlassen hat.

Fast ein halbes Jahrhundert beschäftigte sich der jüdische Bauunternehmer mit der Erschließung und Bebauung von Wohngebieten am Rand Berlins. Einerseits bedurfte es Alternativen zum rasanten Stadtwachstum und zum innerstädtischen Wohnungsproblem in Berlin. Andererseits brauchte es funktionaler und institutioneller Verflechtungen der Metropole mit dem Umland.

Sommerfelds Bürgerhaussiedlungen – eine davon entstand in den 1930er Jahren in Kleinmachnow – sind geprägt durch rationelle, serielle und preiswerte Typenhäuser, wie sie bis heute zum Leitbild der Suburbanisierung gehören. Ebenso zum Leitbild – und darin sieht Kress einen wichtigen Verdienst Sommerfelds – zählte damals eine breite und gute Infrastruktur für die Besiedlung der Peripherie. Der U-Bahnhof Onkel-Tom-Straße sei dafür beispielhaft, meint Kress.

Die Frage, wie die Metropolenregion zu entwickeln ist, stellt sich heute wie vor 90 Jahren. „Doch es fehlen die Impulse“, befindet Historikerin Kress, die an der TU Berlin lehrt und forscht. Es werde zu Einzelthemen wie zu Bau und Folgen des neuen Flughafens, zu S-Bahn-Verbindungen oder zu Straßenbauten viel Tagespolitik gemacht. Aber es gebe kein gemeinsames Verständnis und kein einheitliches Bild des Umlandes in seiner Beziehung zu Berlin.

Zwar gibt Kress’ Buch darauf keine konkreten Antworten, das ist auch nicht das Anliegen der in Kleinmachnow lebenden Autorin. Aber neben der Würdigung Alfred Sommerfelds fördert die Auseinandersetzung mit dessen Schaffen Techniken zutage, mit denen für das Berliner Umland eine Funktion und ein Selbstverständnis geschaffen wurden.

Letzteres gilt es nun wieder zu bestimmen, „es ist auf der Agenda“, meint Kress im Gespräch mit den PNN. Die Gemeinden und Städte des Berliner Umlandes seien mehr als Speckwürfel mit Autobahnkreuzen, Gewerbegebieten und Schlafburgen. Erst seit einigen Jahren gewinne das Thema „Metropolenregion“ und deren Gestaltung wieder an Bedeutung, doch es fehle an Ansätzen und der „Euphorie der Politiker der Weimarer Zeit, die Peripherie auch als Motor für die Metropole zu sehen“, so die Autorin.

Natur und Landschaft des Umlandes als Ressource zu sehen oder den Rand Berlins als Innovationsraum für neue Energie- oder Mobilitätsformen zu nutzen sind für Kress Impulse, um dem Speckgürtel ein Selbstverständnis und Selbstbewusstsein zu geben. „Die Region um Berlin muss selbstbewusst Impulse entwickeln, ohne die Berlin gar nicht kann“, sagt Kress.

„Die Wohngebiete in Steglitz, Zehlendorf-Nord und Kleinmachnow sind in dem Bewusstsein entwickelt worden, ein wesentlicher – nämlich der bessere, der gesündere, der modernere – Teil der Großstadt zu werden“, schreibt Kress über die Leistung Sommerfelds. Wenn es in Zukunft darum gehe, neue Entwicklungsansätze zu definieren, sei dies das Erbe, auf dem gebaut werden sollte.

Die Hinterlassenschaft des Baumeisters Adolf Sommerfeld als Orientierungshilfe hat Kress auf knapp 300 Seiten anschaulich beschrieben und dokumentiert.

Ihr Buch „Adolf Sommerfeld. Bauen für Berlin 1910-1970“ stellt Celina Kress heute Abend in Kleinmachnow vor. Lesung und Gespräch beginnen um 19.30 Uhr im Bürgersaal Kleinmachnow, Eintritt: 5 Euro.

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