Potsdam-Mittelmark: Baumschutzsatzung in Werder abgelehnt
Massive Gegenwehr im Hauptausschuss zu Antrag der SPD/Grünen-Fraktion
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Werder (Havel) - Keine Chance für eine Baumschutzsatzung in Werder: Ein entsprechender Antrag der SPD/Grüne-Fraktion ist in der Hauptausschusssitzung am Donnerstagabend einstimmig abgeschmettert worden. Demnach sollten Bäume mit einem Stammumfang von über 60 Zentimeter nicht mehr gefällt werden dürfen. Auch „Obstbäume mit besonderem Wert“ sollten geschützt werden. Eine solche Satzung sei für Werder „überflüssig wie ein Kropf“, befand Baldur Martin (Freie Bürger).
Die ganze Stadt sei voller Bäume, die Stadt lebe seit 700 Jahren von ihrem grünen Image. „Wenn man vom Weinberg runterschaut, sieht man keine Häuserzeile mehr.“ Es gebe keinen Grund, regulierend einzugreifen, die Bürger zu bevormunden und Nachbarschaftsstreitigkeiten zu riskieren. Die Situation sei eine andere als in Waldgemeinden, in denen neue Baugebiete ausgewiesen werden. „Dass es dort Baumschutzsatzungen gibt, kann ich noch verstehen.“
Seit diesem Jahr sind alte Bäume in den Kommunen durch entsprechende Kreis- und Landesgesetze nicht mehr geschützt. Baumfällungen können nur noch in der Vegetationszeit vom 15. März bis 15. September geahndet werden – oder wenn die Kommunen eigene Baumschutzsatzungen aufstellen. Die SPD/Grünen-Fraktion hatte keine Gelegenheit, dafür zu argumentieren, sie war am Donnerstagabend nicht vertreten.
In der schriftlichen Begründung des Antrags hatte die Fraktion auf das „grüne Leitbild“ verwiesen, das die Stadtverordneten im Mai verabschiedet haben. Darin ist vom besonderen Schutz für alte Bäume und Obstgehölze die Rede, vor allem im öffentlichen Bereich. „Neben den Obstbäumen, die wirtschaftlich genutzt werden, prägen vor allem die noch zahlreichen Bäume und Obstbäume in öffentlichen und privaten Anlagen den Charakter der Stadt“, wie es im Antrag heißt. Dass viele dieser Bäume seit dem Wegfall der Baumschutzregelungen nicht mehr geschützt sind und ohne Antrag und Ersatzpflanzung abgeholzt werden können, solle durch die Baumschutzsatzung verhindert werden.
Doch auch Wolfgang Gäding (CDU) wies das Ansinnen mit scharfen Worten zurück. „Es wird in Werder gar keiner mehr Bäume pflanzen, wenn er sie nicht auch wieder absägen darf.“ Was den Außenbereich angeht, seien alte Bäume durch Richtlinien des Landkreises bereits hinlänglich geschützt. Wegen der wenigen Streitfälle im Innenbereich würde sich der Verwaltungsaufwand nicht lohnen. Klaus Behrendt (CDU) ergänzte, dass die Werderschen auch ohne Satzung am Erhalt alter Obstgehölze ein großes Interesse hätten. „Wer einen alten Kirschbaum im Hohen Weg stehen hat, der legt zur Blüte ein paar Strohballen runter und verkauft seinen Obstwein an die Berliner.“ Henry Klix
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