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Potsdam-Mittelmark: Baustopp für Axel Hilpert

Acht Pfahlhäuser in Petzower Ferienanlage ohne Genehmigung gebaut / Kreis stellt Heilung in Aussicht

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Acht Pfahlhäuser in Petzower Ferienanlage ohne Genehmigung gebaut / Kreis stellt Heilung in Aussicht Von Henry Klix Werder · Petzow - Rückschlag für das neue Ferienresort am Schwielowsee in Petzow: Über den Bau von acht Pfahlhäusern am Schilfgürtel des Sees hat der Landkreis ein Baustopp verhängt. Bereits am 28. Januar sei er ausgesprochen worden, teilte das Landratsamt erst gestern mit. Der Bauherr, die Theodor Fontane Besitz & Betriebs GmbH, würde sich daran halten. „Deshalb sind weitere Maßnahmen zur Durchsetzung der Verfügung, zum Beispiel eine mögliche Versiegelung, nicht erforderlich“, heißt es in einer Pressemitteilung des Landratsamts. Das Bauministerium hatte die Kreisbehörde zuvor zum Handeln gedrängt, wie gestern bestätigt wurde. Die acht Pfahlhäuser stehen im Rohbau bereits oder sind fast fertig, für die Bauarbeiten gab es keine Genehmigung. Ein Antrag der Stadt Werder, das Baufeld am Ufer aus dem Landschaftsschutz zu befreien, wurde nicht bewilligt, bedauerte Werders Bürgermeister Werner Große (CDU) gestern gegenüber den PNN. „Die Stadt hat dagegen geklagt.“ Nur mit der Befreiung wäre eine Änderung des Bebauungsplan der Ferienanlage machbar. In den bewilligten Plänen tauchen die Pfahlhäuser nicht auf. Investor Axel Hilpert war aus gesundheitlichen Gründen gestern nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Von seinen Mitarbeitern gab es keine näheren Auskünfte. Bauleiter Bernd Wendel versicherte gestern nur, dass es beim Eröffnungstermin des Ferienresorts, dem 15. April, bleiben soll. „Der Baustopp gilt ja nur für einen eingeschränkten Bereich“, betonte er. Nur ein vierwöchiger Dauerfrost könnte den Termin noch kippen. Laut Bürgermeister Große waren die Pfahlhäuser eine Forderung des Reisekonzerns Tui, der als Partner Hilperts das neue Ferienresort in seinem diesjährigen Katalog bereits großflächig vermarktet. „Man suchte noch nach einem Alleinstellungsmerkmal“, so der Bürgermeister. Er verurteilte zwar, dass ohne Genehmigung gebaut wurde, betonte aber zugleich, dass man die Eröffnung des größten touristischen Projektes der Region jetzt nicht gefährden sollte. Es wäre peinlich für das ganze Land Brandenburg, wenn die Eröffnung auf einer Baustelle stattfinde. Große wörtlich: „Ich bin sauer, wie mit Leuten umgegangen wird, die Risiken übernehmen, um hier was auf die Beine stellen – und das von Behördenmitarbeitern, die an jedem 1. des Monats ihr Geld kriegen.“ Er hoffe, dass man zu einer Lösung findet, die dem Projekt nicht schade. Seitens des Landratsamtes hieß es dazu gestern etwas kryptisch, dass man versuchen werde, „eine bauleitplanerische Bewältigung durch Änderung des Bebauungsplanes zu erreichen“. Eine nachträgliche Genehmigung der Pfahlhäuser wird also in Aussicht gestellt. Beim Reisekonzern Tui sind sie eine wichtige Attraktion der Anlage. Ab 19. März kann man sich bei Tui in die 13 Ferienhäuser auf dem Feriengelände einbuchen, ab 24. März in das Vier-Sterne-Hotel mit 130 Zimmern und umfangreichen Wellnessangeboten. Die Pfahlhäuser „direkt am Wasser“ werden auf der Tui-Homepage als „besonderes Highlight“ herausgestellt. Skepsis hatte es allerdings schon im Vorfeld gegeben. Im November hatte der Bauausschuss Werder die Pfahlhäuser scharf kritisiert. Erst nach einem Besuch Axel Hilperts bei Werders CDU-Fraktion gab es im Stadtparlament eine Mehrheit von CDU und Freien Bürger, wobei man den gewünschten Bau von sechs Bootshäusern allerdings verwehrte. Gegner aus den Reihen von SPD und Grünen warnten, dass mit den Pfahlhäusern ein Exempel statuiert würde, dass Nachahmer am Seeufer finden könnte. Der in Werder lebende Landeschef der Grünen, Joachim Gessinger, gehört zu den schärfsten Kritikern von Hilperts Projekt. „Es ist ein Hammer, ein Landschaftsschutzgebiet zur Mondlandschaft zu planieren und dann darauf ohne Genehmigung zu bauen“, sagte Gessinger gestern gegenüber den PNN. Schon in der Vergangenheit seien baurechtliche Verstöße Hilperts durch die Behörden nachträglich geheilt worden. Gessinger: „Das könnte sich in diesem Maßstab kein anderer Bauherr im Land leisten.“ Von den anfänglichen Versprechen Hilperts, die Ferienanlage in die Landschaft einzupassen, sei nichts zu erkennen. Aus Sicht Gessingers müsste Hilpert jetzt wenigstens zum Abriss der Pfahlhäuser gezwungen werden. „Es wird Zeit, dass ihm die Behörden etwas genauer auf die Finger schauen.“ Unterdessen hat es im Hilperts Team personelle Änderungen gegeben: Wolfgang Werner, Geschäftsführer der Theodor Fontane Besitz & Betriebs GmbH und designierter Direktor der Ferienanlage, ist seit Dezember nicht mehr in der Firma. Sein Nachfolger ist Thomas Badstübner, seines Zeichens Präsident des Brandenburger Hotel- und Gaststättenverbands. Werner soll nicht die einzige Personalie sein, die sich verändert hat. Ein Zusammenhang mit der aktuellen Entwicklung wurde von Seiten des Resorts gestern jedoch bestritten.

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