
© Andreas Klaer
Von Tobias Reichelt: Baustress und Mauersegler
Stahnsdorfs Zille-Schule wächst / Ab Frühjahr 2012 werden Hort- und Schulbetrieb getrennt
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Stahnsdorf – Hannah und Paul stehen unter Stress, denn an ihrer Schule wird gebaut. Auf dem Schulhof versperrt ein riesiger Kran die Spielfläche, und während des Unterrichts hämmert und klopft es fast überall im Haus der Stahnsdorfer Heinrich-Zille-Grundschule. „Unserer Lehrerin hat die Arbeiter schon angeschrien“, erzählen die beiden Viertklässler. „Meine lieben Herren, hier ist Unterricht“, wiederholt Paul – geholfen habe das Machtwort nur kurz, dann ging es mit dem Hämmern weiter.
Seit April ist die Stahnsdorfer Zille-Grundschule eine Baustelle. „Für unsere Schüler ist das nicht immer leicht“, weiß auch Schulleiterin Christina Sommer. Für die lautesten Arbeiten mussten die Pausen herhalten, aber auch während des Unterrichts ließ sich nicht jeder Krach vermeiden. Jetzt ist die erste Etappe geschafft. Gestern feierten Schüler und Lehrer Richtfest für ihren neuen Schulanbau. Für 1,6 Millionen Euro lässt die Gemeinde Stahnsdorf den vorderen Teil des Anfang der 60er Jahre erbauten Gebäudes aufstocken und modernisieren. Der Rohbau steht, mit dem Innenausbau wird begonnen. Im nächsten Jahr sollen weitere 600 000 Euro fließen, um auch den Gebäudeteil im hinteren Bereich der Schule zu vergrößern.
Einen „Quantensprung“ verspricht Bürgermeister Bernd Albers (BfB) den lärmgeplagten Zille-Schülern für ihre Strapazen. Für sie wird es drei neue Fachräume geben: Ein Zeichenkabinett im Obergeschoss mit großen Fenstern zum Schulhof, darunter ein Musikraum und im Erdgeschoss ein 100 Quadratmeter großer Raum für den Werk-Unterricht. Statt über den Hof, sollen die Schüler dann auch bequem über die Flure zu den neuen Toiletten gelangen. Außerdem werden fünf neue Klassenräume entstehen und ein Fahrstuhl soll für Barrierefreiheit sorgen.
Vom Umbau profitieren dann aber nicht nur die Schüler, sagt Architektin Sibylle Kuschel. Auch den Mauerseglern soll es gut gehen. Jeden Sommer lassen sich die geschützten Vögel an der Schule nieder. Für deren Brutzeit musste man den Bauablauf anpassen. Künftig werden sie auch am neuen Haus wieder ein paarLöcher zum Nisten finden. Bis zum Frühjahr werden die Arbeiten im vorderen Teil der Schule abgeschlossen sein. Danach gibt es eine kurze Lärmpause für die Mauersegler.Im August werden die Arbeiten im hinteren Bereich des Schulhauses für den Hortanbau beginnen. Bis zum Frühjahr 2012 sollen weitere drei Räume entstehen.
„Damit werden wir erstmals den gesetzlichen Ansprüchen gerecht“, freut sich Bettina Reinfeld, Vorsitzende des Fördervereins der Zille-Schule. „Es war hier schon immer sehr eng“, sagt sie. Eigene Horträume gibt es wenige. Die Schüler müssen den ganzen Tag in den Unterrichtsräumen bleiben, das ist nur mit Ausnahmegenehmigung möglich. Mit dem Umbau sollen Hort und Schulbetrieb getrennt werden. „Vorne wird gelehrt und im hinteren Bereich ist der Hort“, erklärt Reinfeld. Ab Dezember soll dann auch die alte kleine Sporthalle auf dem Schulareal saniert und für die Hort-Kinder nutzbar sein.
Der Baustress wird also noch eine Weile andauern. „Wenn wir die neue Schule wollen, muss man damit leben“, findet Reinfeld. Nachher werde alles umso schöner. Ein erstes Trostpflaster hatte der Förderverein allerdings für die lärmgeplagten Schüler parat: Ein neues Computerkabinett. Auch Hannah und Paul finden, an den modernen Geräten lässt sich der Baulärm schon ein bisschen leichter ertragen.
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